Ein Tag mit Henry und den „Grubenpferden“ - 50 Kinder aus der Kita Marienheim reisten ins Abenteuerland in den Duisburger Norden

Die Kinder aus der Kita Familienzentrum Marienheim aus der Dinslakener Altstadt verlebten einen unvergesslichen Tag im „Abenteuerland“ auf dem „Hubertushof“ im Duisburger Norden.

Fotos: Reiner Terhorst
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  • Die Kinder aus der Kita Familienzentrum Marienheim aus der Dinslakener Altstadt verlebten einen unvergesslichen Tag im „Abenteuerland“ auf dem „Hubertushof“ im Duisburger Norden.

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„Komm mit mir ins Abenteuerland. Auf Deine eigene Reise. Und tu's auf Deine Weise.“ Diese Zeilen aus einem Liedtext der Kultgruppe „Pur“ können einen Erlebnistag von gut 50 Kinder der Kita Marienheim aus Altstadt in Dinslaken nicht treffender charakterisieren.

Sie machten sich jetzt mit ihren Erzieherinnen per Bus und Bahn auf den Weg in den Duisburger Norden. Das Ziel war der Obermarxloher Reit- und Fahrverein Hubertus 1950/2007. Man wollte Werner Albry und sein Pferd Henry besuchen. Kinder lieben Pferde. Aber der „Abenteuerausflug“ der Kinder hat noch eine Vorgeschichte. Werner Albry, „gute Seele“ des Reitvereins auf einem alten Bauernhof, war mit Henry schon einige Male in der Blauen Bude an der Hünxer-, Ecke Steigerstraße in Lohberg. Und einige der Marienheim-Kinder auch. Das waren die „Kleinen Forscher“, die ihr letztes Jahr in der Kita verbringen, ehe es dann die Schule geht.

Und die haben den anderen Kindern von Henry und Werner berichtet. Begeistert hörten sie da etwas von der Geschichte der Zechen, von den Bergleuten und ihren Grubenpferden. Und Henry war dann halt „ihr“ Grubenpferd, das die „Kleinen Forscher“ streicheln konnten und lieb gewonnen haben. Gilbert Kuczera, der mit Janet Rauch für das Forum Lohberg das vielfältige Geschichts-, Kultur- und Musikprogramm in der Blauen Bude organisiert, hatte mit Kita-Leiterin Christiane Bergemann letztlich die Idee zu diesem etwas anderen Abenteuertag.

Die Kinder waren ganz schön aufgeregt

„Alle waren sofort begeistert. Und die Kinder waren heute morgen ganz aufgeregt“, berichtet Christiane Bergemann unserer Redaktion, als wir sie frühmorgens am Hubertushof im Duisburger Norden trafen. Sie ist vorgefahren, denn sie hat einiges im Gepäck. Werner Albry und Gilbert Kuczera begrüßen sie, und dann geht es ans „Auspacken“. Spielzeug, Decken und vor allem jede Menge Proviant in fester und flüssiger Form werden ausgeladen und auf eine große Wiese im Hofgelände getragen. Gekocht und gebacken haben die Eltern der Marienheim-Kinder und so das gute Miteinander in der Kita unterstrichen.

„Wenn die Kinder gleich ankommen, wird nach dem kleinen Morgensnack im Marienheim erst noch einmal richtig ausgiebig gefrühstückt“, sagt Bergemann und ergänzt: „Die Kinder können den Besuch hier kaum erwarten.“ Kaum ist alles vorbereitet, hören wir schon lautes Stimmengewirr. Die knapp 60 Dinslakener sind am Hubertushof „gelandet“. Schon die Bahn- und Busfahrt war ein kleines Abenteuer. Nesthäkchen Frieda, ein Jahr alt oder besser jung und seit gut drei Monaten jüngsten Kita-Kind im Marienheim“, strahlt in ihrem Kinderwagen und zeigt auf die Pferde. Klara (5) hat sich eine Reiterhose angezogen: „Vielleicht dürfen wir ja mal auf einem der Pferde reiten?“ Ja, sie durften im Laufe des Tages, denn Werner Albry, der so etwas wie ein „Botschafter für Kinder“ ist, hat einige Pferde aus den Ställen und von der Koppel geholt.

Spannendes über den "Kumpel mit Hufen"

Während des Frühstücks in einem großen Kreis wird gelacht, gegessen und natürlich viel erzählt. Albry und Gilbert Kuczera berichten noch etwas von den früheren Zechen und von den Grubenpferden. Henry steht mitten im Kinderpulk, als wolle er auch etwas erzählen von den früheren Grubenpferden, die allesamt Freunde und Kollegen der Bergleute, gewissermaßen „Kumpel mit Hufen“ waren.

Albry redet und plötzlich ist es mucksmäuschenstill: „Grubenpferde gehörten zum Schacht wie der Steiger und das Geläucht. Im 19. Jahrhundert begann mit der Industrialisierung ein Produktionsboom der Kohleförderung im Bergbau. Die Kumpel waren schlecht bezahlte Lohnarbeiter, selbst Frauen und Kinder mussten mit malochen. Kaum verwunderlich, dass die Pferde unter Tage zum Einsatz kamen und nicht selten zehn Kohleloren ziehen konnten. Als 1966 das letzte Pferd über Tage sein Gnadenbrot bekam, war es mit der harten Knochenarbeit vorbei und eine Ära ging zu Ende.“

Die Blaue Bude ist die "kleine Zeche"

Kuczera lacht: „Das ist das Geschichte, Natur und Erlebnis in einem.“ Nicht ohne Grund nennt sich die Blaue Bude ja auch die „kleine Zeche“. Und so hörten die Kinder aus Dinslaken begeistert den spannenden Geschichten aufmerksam zu, mit weit geöffneten Augen und Mündchen.

Werner Albry führt die ein- bis sechsjährigen Kinder über das Gelände und zeigt ihnen einen ganz besonderen Raum. In einem früheren Stall hängen viele Bilder von Pferden, die im Krieg dienten, als Reitpferde und halt auch als Grubenpferde. Ein historisches Foto von der Zeche Lohberg ist auch dabei. Die Kleinen löcherten Albry und Kuczera mit ihren Fragen. Dann kam der große Moment. Es durfte geritten werden. Zumindest nahmen alle mal auf dem Rücken der Pferde Platz, wo bekanntlich das Glück der Erde liegt.

Ein Tag voller bleibender Eindrücke

„Die Arbeit mit Kindern ist ja nur ein Aspekt der Blauen Bude Lohberg“, erläutern Gilbert Kuczera und Janet Rauch, „aber ein ganz wichtiger.“ Aus einer Trinkhalle an der Zeche ist ein Kulturtreff entstanden, das längst weit über die Grenzen Dinslakens und der Region hinaus einen hervorragenden Ruf hat. Die Kinder aus der Kita Marienheim werden das bei ihrem Erlebnistag im Abenteuerland bestätigen. Übrigens, natürlich ging es nach dem Besuch auf dem Reiterhof im Duisburger Norden wieder zurück mit Bus und Bahn in die Dinslakener Altstadt. Während der Rückfahrt wurde geredet, gelacht, aber auch geschlafen, denn der Tag voller bleibender Eindrücke hat so manchen überwältigt.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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