Dinslaken: Mit dem Herzen sehen

Dieter Holthaus sitzt im Stadthaus an der  Wilhelm-Lantermann-Straße / Ecke Friedrich-Ebert-Straße direkt gegenüber vom Bahnhof:  In der 1. Etage im Zimmer 106. Telefon: 02064-66 477, seine E-Mail: dieter.holthaus@dinslaken.de.
2Bilder
  • Dieter Holthaus sitzt im Stadthaus an der Wilhelm-Lantermann-Straße / Ecke Friedrich-Ebert-Straße direkt gegenüber vom Bahnhof: In der 1. Etage im Zimmer 106. Telefon: 02064-66 477, seine E-Mail: dieter.holthaus@dinslaken.de.
  • hochgeladen von Caro Dai

Ein Besuch bei Dieter Holthaus - Behindertenbeauftragter der Stadt Dinslaken:

Seit fünf Jahren ist auch in Deutschland die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen als deutsches Recht in Kraft. Alle Bundesländer sowie deren Städte und Gemeinden sind verpflichtet dieses Recht umzusetzen.

In dieser Stadt ist Dieter Holthaus für dieses große Thema mit all seinen daranhängenden Problemen der erste Ansprechpartner.

Als Schwerst-Sehbehinderter weiß er um die Nöte auch vieler anderer Gehandicapter und kann sich oft besser in ihre Situationen hineinversetzen als wir Normalos. Auf seinen Schreibtisch: Zwei große Monitore. Einer davon ist mit einer hochauflösenden Raumkamera verbunden, damit er z.B. Baupläne abfilmen und vergrößert auf seinem Monitor begutachten kann. Denn für Barrierefreiheit gibt es genaue Bauvorschriften oder Mindestgrößen. Und wenn ein neuer Bauantrag bei der Stadt gestellt wird, dann wird er oft um ein Gutachten gebeten.

Der andere PC samt Bildschirm kann auch sprachgesteuert werden. So kann er Texte stark vergrößert lesen und auch durch Diktat selbst Texte schreiben und kontrollieren.

Seinen Freund „Woodstock“ hat er immer griffbereit. Der Langstock hilft ihm, sich draußen zu orientieren.

Durch seine frühere Arbeit als Sozialarbeiter im Jugendamt hat Dieter Holthaus viel erlebt. Auch viel Elend. Besonders wenn Kinder betroffen waren. Jetzt ist er für rund 14.000 behinderte Menschen in Dinslaken da. Und hilft bei Behördengängen, beim Beantragen des sogenannte Nachteilsausgleichs, berät umfassend bei nötigen Hilfsmitteln oder Umbaumaßnahmen und hört sich die Ängste und Sorgen der Betroffenen an. Oft liegen harte Schicksschläge hinter den Hilfesuchenden. Ein Null-acht-fuffzehn-Beratungsgespräch ist da nicht drin.

Vor allem, wenn ein Unfall zur Behinderung geführt hat, hadern viele mit sich und fallen in tiefe Depression. Viele möchten ihren Angehörigen nicht zur Last fallen. Oder sind bitter geworden. In solchen Situationen Hilfe annehmen zu können, fällt schwer. Doch wenn sich Dieter Holthaus an seine Jugend zurück erinnert, dann ist vieles auch besser geworden.

Weil er auf einer Sonderschule war, wurde ihm und seinen Mitschülern „die von der Blödenschule“ nach gerufen, das tat schon weh. Deswegen ist er auch grundsätzlich für Inklusion, nicht nur, weil es im Gesetz steht. Wenn man als Kind lernt, dass es auch andere Kinder gibt, die auf Hilfe angewiesen sind, dann ist das für alle ganz normal. „Aber bis das mal rund laufen wird, ist noch viel zu tun.“

Wenn er sich was wünschen dürfte, dann: Dass alle einfach mehr auf einander achten sollten. Gerade Sehbehinderte müssen sich auf Regeln verlassen können.
Wenn auf dem Bürgersteig plötzlich Tische und Stühle stehen, die vorher nicht da waren, bedeutet das Stress. Oder der fehlenden Bahnhofsfahrstuhl, der ja nun doch erst 2015 kommen soll, ist ein Dauerärgernis.

Auch die kulturelle Teilhabe könnte besser sein: Nur in der Kathrin-Türks-Halle gibt es Induktionsschleifen für Hörgeschädigte oder zusätzliche Plätze für Begleitpersonen. Kontakte zu Selbsthilfegruppen vermittelt Dieter Holthaus ebenfalls gern und auch der „Ratgeber für behinderte Menschen“ stammt aus seiner Feder. Den kann man in den Bürgerbüros und bei ihm im Stadthaus kostenlos erhalten. Anregungen und gute Ideen sind ausdrücklich erwünscht - für eine geplante Neuauflage.

Dieter Holthaus:

2008 bewarb sich Dieter Holthaus, der von Kindheit an stark sehbehindert ist, als Behinderten-Beauftragten der Stadt Dinslaken und wurde eingestellt. Zuvor arbeitete er 30 Jahre als Sozialarbeiter in der hiesigen Jugendbehörde im Bereich der Adoptionsvermittlung, der Betreuung von Pflegekindern und Minderjährigen in stationärer Heimerziehung. Und 20 Jahre als Amtspfleger und Amtsvormund. Neben seiner beruflichen Tätigkeit erwarb er durch eine einjährige Intensiv- Fortbildung die Qualifikation eines vom Land Nordrhein-Westfalen zertifizierten Fachberaters für behinderte Menschen (mit Auszeichnung!). Er ist ehrenamtlich als 2. Vorsitzender eines mitgliederstarken Landesverbandes der Behindertenselbsthilfe aktiv. 2012 wurde er in den Inklusionsbeirat und den Fachbeirat des Landes NRW berufen und steht in Verbindung mit dem Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales, dem Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr und dem Ministerium für Schule und Weiterbildung. Und ist darüberhinaus auch in der Landesarbeitsgemeinschaft der Selbsthilfeverbände (LAG) engagiert. Etwas versteckt auf der Homepage der Stadt Dinslaken kann man seinen ersten Bericht zur Lage behinderter Menschen in DIN nachlesen.

Dieter Holthaus sitzt im Stadthaus an der  Wilhelm-Lantermann-Straße / Ecke Friedrich-Ebert-Straße direkt gegenüber vom Bahnhof:  In der 1. Etage im Zimmer 106. Telefon: 02064-66 477, seine E-Mail: dieter.holthaus@dinslaken.de.
Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.