Der zukünftige Stadtpressesprecher Marcel Sturm möchte "Dinslaken eine Stimme geben"
Als Horst Dickhäuser seinen ersten Job als Pressesprecher bei der Stadt Gladbeck antrat, wurde Marcel Sturm gerade geboren. Das war vor rund 39 Jahren. Dazwischen absolvierte der Radiomann eine mustergültige Journalisten-Laufbahn. Den vorerst letzten Schritt auf der Karriereleiter macht Sturm Anfang September: dann übernimmt er offiziell die Aufgaben des Stadtpressesprechers in Dinslaken.
Nachdem die Entscheidung unter zahlreichen Bewerbern (laut Verwaltungssprecher Thomas Pieperhoff "bis in den dreistelligen Bereich") für Dr. Marcel Sturm gefallen war, ließ der Verwaltungsvorstand die lokalen Medien wissen: Der 39-Jährige ist zurzeit Chefredakteur des Lokalen Rundfunks im Rhein-Kreis Neuss. Sein Studium in Germanistik, Literaturwissenschaft und Psychologie absolvierte Sturm an der Universität Siegen und schloss es im Jahr 2004 als Magister Artium ab.
Zwei Jahre später promovierte er, ebenfalls an der Universität Siegen, im Fach Germanistik. Schon während des Studiums arbeitete er als Reporter und Moderator für die Siegener Zeitung und für den örtlichen Lokalsender Radio Siegen.
Für eine Redakteursausbildung von der Pike auf wechselte Marcel Sturm ans Lokalradio für den Kreis Neuss, wo er binnen fünf Jahren vom Volontär zum Chefredakteur aufstieg. Diese Position hat er seit 2011 inne. Sturm soll das Team der Dinslakener Stadtverwaltung voraussichtlich ab September verstärken.
Schon heute erklärt er sich zu einem Interview bei Lokalkompass bereit. Wer ist der Mensch, der in Horst Dickhäusers (Stadtsprecher von 1988 bis 2017) Fußstapfen tritt? Seine Antworten auf 15 Fragen sollen unseren Leser(inne)n Aufschluss geben.
Redaktion: Bitte erzählen Sie unseren Leser(inne)n etwas über sich als Privatmensch!
Marcel Sturm: Ich habe eine absolute Leidenschaft für gute Texte: Ob Shakespeare, ein guter Songtext, ein toller Zeitungsartikel oder auch eine gute Radiomoderation. Bei einem tollen Satz oder Gedanken kann es schnell passieren, dass ich diesen vor dem Schlafengehen solange wiederhole, bis ich ihn auswendig kann.
Außerdem habe ich eine Schwäche fürs Wasser: Von daher finden Sie mich überall
zwischen Rotbachsee und Nordsee – am Rotbachsee dann gerne und oft in
Dinslaken und an der Nordsee auf der Insel Borkum, wo ich seit über 10 Jahren mit
meiner Lebensgefährtin jedes Jahr Urlaub mache.
Redaktion: Sie leben nicht gerade um die Ecke. Woher kennen Sie Dinslaken?
Marcel Sturm: Ich hatte früher schon so einiges über Dinslaken durch die tollen Events in dieser Stadt erfahren. Mittlerweile war ich schon oft in Dinslaken und bin sehr stolz, in Zukunft als Pressesprecher hier aktiv sein zu dürfen.
Redaktion: Was ist Ihre persönliche Definition von Heimat?
Marcel Sturm: Hans Albers hat einmal gesagt: „Heimat ist da, wo einer stirbt, nicht da, wo einer lebt.
Und wenn die Reihe mal an mir ist, dann soll es in Hamburg sein.“ Ich finde die
Aussage sehr klug. Sie zeigt nämlich, Heimat ist der stärkste Ort, um die größte
Schwäche zu ertragen.
Redaktion: Welchen Stellenwert haben Soziale Medien in Ihrem Leben?
Marcel Sturm: Ich interessiere mich sehr für Soziale Medien, unter anderem auch durch eine Fortbildung zum Social Media Manager. Zugleich bin ich überzeugt, dass Soziale Medien zwar das Leben bereichern können, dass sie aber nicht das Leben sind. Wo soziale Medien als spannender, humorvoller, emotionaler, informativer Kommunikationsfaktor funktionieren, ist alles prima. Wenn soziale Medien aber als öffentliche Plattformen zur Anprangerung und Hetze missbraucht werden, dann zeigt dies neben allen Chancen auch die Risiken.
Redaktion: Haben Sie schon einmal einen Shitstorm erlebt und wie sind Sie damit umgegangen?
Marcel Sturm: Nur aus der Ferne, nie persönlich. Klar kenne auch ich es, dass auf ein Posting einmal auffällig viele negative oder kritische Kommentare kommen können. Denn Menschen sind unterschiedlich und bewerten Dinge auch unterschiedlich. Das ist ein Menschenrecht.
Durch frühzeitige Erklärungen, Argumente, inhaltliche Auseinandersetzung und Nachfragen können aber oftmals lawinenartige und unnötige Negativ-Äußerungen, die sich verselbstständigen, vermieden werden.
Redaktion: Sie dürfen sich einen Promi aussuchen, mit dem Sie drei Monate auf einer einsamen Insel verbringen – wen wählen Sie?
Marcel Sturm: Anfang August kommt der ehemalige Deep-Purple-Gitarrist Ritchie Blackmore nach Dinslaken – ein Konzert, auf das ich mich sehr freue. Ihn würde ich sicherlich auch auf eine einsame Insel mitnehmen in der Hoffnung, dass ich nach 3 Monaten Gitarre spielen könnte und spannende Berichte aus einem halben Jahrhundert Rockmusik-Geschichte hören würde.
Aber auch der frühere deutsche Talkstar Harald Schmidt wäre ein interessanter Gesprächspartner. Es gibt aus meiner Sicht wenige, die so pointiert, zutreffend und humorvoll Dinge auf den Punkt bringen können.
Redaktion: Fällt Ihnen der Wechsel vom Radiomann zum Pressesprecher leicht?
Marcel Sturm: Ich freue mich auf die neue Herausforderung. Der Unterschied ist auch gar nicht so groß, wie man bei den Worten „Radiomann“ und „Pressesprecher“ vielleicht zunächst vermuten würde. Zum einen hatte ich ja zuletzt beim Radio die Funktion des Chefredakteurs inne.
Das bedeutet, ich war neben Radiomacher, Redaktionsleiter, Coach, Event-organisator… eben auch Unternehmenssprecher des Radiosenders. Zum anderen bin ich es als Radiomacher gewohnt, mit verschiedensten Menschen und zielgruppen über unterschiedliche Themen zu reden. Ich kenne die gravierenden Unterschiede zwischen Texten, die fürs Lesen gemacht sind, und solchen, die fürs hören gemacht sind.
Ich habe theoretische und praktische Erfahrungen mit social media. Ich weiß aufgrund meiner journalistischen Tätigkeit, wie wichtig die Vermittlung von kommunalen Themen ist. Kurzum: Ich kann als Pressesprecher auf viele Erfahrungen meiner Radiozeit bzw. generell meiner journalistischen Arbeit zurückgreifen.
Redaktion: Drei Ihrer Stärken und drei Ihrer Schwächen – ohne Rücksicht auf Verluste!
Marcel Sturm: Meine Stärken und Schwächen mögen andere beurteilen, die sich dazu berufen fühlen. Wissen Sie, Stärken und Schwächen sind immer eine Frage der Perspektive.
Ich glaube, es war der amerikanische Dichter Robert Lee Frost, der einmal sagte:
„Dem Storch gegenüber haben die Frösche beschränkte Souveränität.“ Aber nun
fragen Sie mal die Fliege.
Redaktion: Was denken Sie, wenn Sie hören, dass Ihr Vorgänger Horst Dickhäuser nicht selten von 7 bis 23 Uhr gearbeitet hat?
Marcel Sturm: Ich denke: „Das kommt mir bekannt vor!“
Redaktion:) Neue Stadtmarketing-Idee: das DinTage-Interview in der Neutorgalerie! Die Verwaltung überlässt Ihnen die Auswahl der fünf Gäste. Wen laden Sie ein?
Marcel Sturm: Die Einladung bespreche ich zunächst mit den Gästen. Grundsätzlich aber gilt: Je unterschiedlicher die Gäste, desto spannender das Interview.
Redaktion: Anschlussfrage: Welche Künstler/Bands hätten Sie gerne dabei, wenn Sie mit einem Etat von 200.000 Euro ein Konzertprogramm gestalten dürften?
Marcel Sturm: Aus meiner Radioerfahrung heraus kann ich berichten: Die Musikauswahl ist niemals gut, wenn sie von einer einzelnen Person gemacht wird (es sei denn, sie beruht auf Musikforschung und ausgeklügelter Software zur Zusammenstellung). Darum werde ich die Frage der Künstler/der Bands zunächst mit mehreren Personen der Stadt besprechen und diskutieren. Im Anschluss folgt die Kontaktierung der Protagonisten.
Erst dann verrate ich Namen. So ist es doch auch viel spannender.
Redaktion: Gibt es etwas, das Sie auf Teufel komm raus nicht ausstehen können?
Marcel Sturm: Unzuverlässigkeit!
Redaktion: Sie gewinnen eine Million im Lotto. Was tun Sie mit dem Geld?
Marcel Sturm: Ich „parke“ dieses Geld zunächst und recherchiere erst einmal ungläubig, wie es zu diesem Gewinn kommen konnte, da ich doch gar kein Lotto spiele.
Redaktion: Neuss hat sein Schützenfest, Wesel seinen Esel-Spruch. Was hat Dinslaken in Ihrer persönlichen Wahrnehmung?
Marcel Sturm: Ja, ich könnte jetzt eine lange Aufzählung großartiger Punkte machen, die Dinslaken allesamt als starke Stadt charakterisieren: DIN-Tage, Fantastival, Feierabend-Markt und und und.
Aber: Sie fragen mich nach meiner persönlichen Wahrnehmung. Daher meine persönliche Antwort: Dinslaken hat Charme. Während einer Wohnungsbesichtigung in Dinslaken sagte eine Dame zu mir: „Wissen Sie, man geht in Dinslaken durch die Fußgängerzone und wird angelächelt. Man hat eine Frage und jeder versucht, eine Antwort zu geben. Hier sind alle so
nett.“ Sie hat recht!
Redaktion: Bitte formulieren Sie diesen Gedanken zu Ende: Als städtischer
Pressesprecher möchte ich ….
Marcel Sturm: … Dinslaken meine Stimme geben.
Redaktion: Sehr geehrter Herr Sturm, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview!
(Falls Sie gerne mehr zum Thema lesen möchten: Über Horst Dickhäuser)
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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