City-Feeling mit großer Wohnqualität
Exklusiver NA-Talk mit Dr. Thomas Palotz über seine ersten 100 Tage als 2. Beigeordneter - Kämmerer und Chef der Stadtplanung Dinslaken.
Seit dem 1. März ist der Architekt Dr. Thomas Palotz (43) neuer Chef im Technischen Rathaus:
Palotz (CDU) stammt aus unserer Nachbarstadt Bottrop. Genauer aus Kirchhellen, wo er heute auch, den Blick auf die Dorfkirche, mit seiner Frau und zwei Kindern wohnt. Eine bewusste Entscheidung, nach Jahren in Groß- und Kleinstädten. Dinslaken-Lohberg kennt er übrigens richtig gut, weil schon sein Großvater dort Brot mit dem Pferdewagen ausgefahren hat. Der Vater fuhr natürlich mit dem Brot-Auto und Filius Thomas war oft dabei.
Sein Architektur-Studium mit Schwerpunkt Städteplanung hat Thomas Palotz in Essen, Bochum und Dortmund und in Delft/NL absolviert. „Viele führende und international arbeitende Architekten sind Holländer oder haben dort ihre Ausbildung gemacht. Holländer bauen in China, den Arabischen Emiraten und haben auch das neue Ruhrmuseum im Weltkulturerbe Zeche Zollverein zum Kulturhauptstadtjahr umgebaut.“, erklärt Palotz seinen Studien-Ausflug ins Nachbarland.
Da könne man sich Einiges „abgucken“: Holländische Architekten sind innovativ und pragmatisch. Das stammt vielleicht aus dem jahrhundertelangen Kampf mit dem Meer, dem Meter für Meter Land abgerungen wurde. Da ist nachhaltiges Planen und Eingehen auf die Gegebenheiten angesagt. Da wird auch mal experimentiert, was gewagt. Palotz schätzt diesen ganzheitlichen Ansatz, weil nur so Lebensqualität auch für den Einzelnen entstehen kann. Beruflich war er zuletzt im Immobilienmanagement tätig und freut sich nun auf wirkliches, ganzheitliches Gestalten einer Stadt.
Im Wettbewerb um zufriedene Bewohner spielt die ganzheitliche Städteplanung nach Meinung von Dr. Palotz eine wichtige Rolle. Denn durch den Rückgang der Bevölkerung werden sich alle Städte anstrengen müssen, ihren Bewohnern ein attraktives Lebensumfeld zu bieten. In Dinslaken stehen die Chancen dafür sehr gut. Man hat hier viele Vorteile einer Stadt und ist dennoch in 10 Minuten im Grünen und am schönen Niederrhein. Fahrradwege und Fußläufigkeit. „Meine Aufgabe sehe ich nicht nur in der Erneuerung aller städtischen Straßen.“, so Palotz.
Niederrhein Anzeiger: Unsere Leser interessieren sich natürlich besonders für die Innenstadtentwicklung, die Sie sich ja als größeres Ziel bis 2015 gesteckt haben. Für den 1. Juli ist am Neutorplatz erstmals von städtischer Seite auch eine Vorstellung der einzelnen Projekte geplant. Worauf dürfen sich die Dinslakener denn da freuen?
Dr. Thomas Palotz: Am ersten Juli werden wir in einem Pavillon die rund 50 unterschiedlichen Projekte, für die auch schon Kosten kalkuliert wurden und die durch finanzielle Förderung des Landes abgesichert sind, vorstellen: Mit Fachvorträgen und Plänen, optisch möglichst anschaulich dargestellt. Dafür konnte ich auch Professor Alexander Schmidt von der Universität Duisburg-Essen (Städtebau und Städteplanung) gewinnen.
Niederrhein Anzeiger: Wie bekommt man denn einen so bekannten und renommierten Städteplaner wie Prof. Alexander Schmidt nach Dinslaken?
Dr. Thomas Palotz: Ja, Prof. Schmidt war mein Doktorvater. Und will uns hier mit seinen Studenten auch bei der von städtischer Seite geplanten Bürgerbefragung zur Innenstadtentwicklung unterstützen. Auch das neue Citymanagement mit Antje Vancraeyenest vom Büro Junker und Kruse wird sich am 1. Juli präsentieren und gemeinsam mit den Kollegen von DINAMIT Ansprechpartnerin vor Ort sein.
Niederrhein Anzeiger: Nach der endlosen Hängepartie um Hertie sind wir alle ja nun sehr gespannt, wie der „Aufbruch zu neuen Ufern“ nun gelingen soll. Ab wann geht es denn am 1. Juli mit der Vorstellung los?
Dr. Thomas Palotz: Ab 16 Uhr starten wir die Info-Veranstaltung am Neutorplatz. Wir arbeiten noch am genauen Programmablauf. Mein Team vom „städtischen Geschäftsbereich Planung“ kann auf detailreiche Vorplanung zurückgreifen. In meiner Kämmerer-Eigenschaft habe ich natürlich auch immer die Kosten im Auge. Und wir hoffen, dass die Stadt in fünf Jahren auch schon anders aussieht und sich die innerstädtischen Projekte bereits positiv auswirken.
Niederrhein Anzeiger: Wie man hört, haben Sie sich schnell eingeführt. Selbst die Linken loben Ihre Arbeitsweise („Der macht Druck in Sachen Innenstadt“). Und Sie haben durch den Info-Termin am 1. Juli auch erstmals so etwas wie eine aktive Bürgerbeteiligung in Sachen Innenstadtentwicklung initiiert, die über das übliche „Pläne auslegen“ im Rathaus hinausgeht. Da wird der Generationswechsel in der Stadtplanung ja auch mal nach außen deutlich sichtbar. Wie ist denn so die Zusammenarbeit mit dem sozialdemoratischen Bürgermeister Heidinger?
Dr. Thomas Palotz: Die Chemie stimmt und das Arbeiten mit Dr. Heidinger ist sehr konstruktiv. Der Bürgermeister will die Bürgerbeteiligung und eine gemeinsam getragene Innenstadtentwicklung, die alle akzeptieren können. Dazu gehören Geschäfte aber auch Wohnqualität für junge und ältere, gemeinsam und auch einzeln.
Niederrhein Anzeiger: Stadtplaner brauchen ja bekanntlich einen langen Atem. Welche Ziele oder Visionen verfolgen Sie über 2015 hinaus?
Dr. Thomas Palotz: Die Zukunft gehört der sogenannten „inszenierten Wohnqualität“. Dazu gehören gute Kindergärten und Schulen, ein vielfältiges Angebot an Geschäften, Kneipen, Restaurants, Kulturangebote, Sport und Naherholungsmöglichkeiten. Eben all das, was man unter Lebensqualität versteht. Da ist Dinslaken im Vergleich zu vielen anderen Städten heute schon gut aufgestellt. Darüber hinaus gibt es großes Potential z.B. am Bärenkamp im Trabrennbahn-Umfeld oder auch in Lohberg. Da wird sich in den nächsten Jahrzehnten viel tun. Als Stadt wollen wir dafür die Rahmenbedingungen schaffen und aktiv eine Entwicklung mit Investoren, Bauträgern und Bürgern ermöglichen. Hier sehe ich auch meine konkreten Aufgaben, als Schnittstelle zwischen Planung und Finanzen.
Niederrhein Anzeiger: Wir danken Ihnen für das Gespräch. Glück auf!
(Erschienen im Niederrhein Anzeiger Kw 23/11 cd)
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.