AK 2011 | Tor 18: Lange Leitung

„Hallo?“
„Hallo! Ich grüße sie.“
„Ja, wer spricht denn da?“
„Gerne stelle ich mich Ihnen vor. Ich heisse Stefan!“
„Stefan, Stefan ... das sagt mir nun garnichts. Oh! Doch! Stefan Stecher aus der Gänseschule?!“
„Nein. Sie werden mich wohl nicht kennen. Wie heißen Sie denn?“
„Olaf, aber ... Moment! Sie kennen mich nicht? Dann haben sie sich bestimmt verwählt!“
„Nein, das war schon beabsichtigt.“
„Wie meinen Sie das? Was war beabsichtigt?“
„Hören Sie, ich habe einfach eine Nummer eingegeben, dabei nicht mal genau hingeschaut. Aber bin schließlich bei Ihnen gelandet.“
„Einfach gewählt? Was soll das werden? Telefonstreich oder wie?“
„Wie geht’s Ihnen denn? Oder darf ich Du sagen?“
„Nun sagen Sie mir lieber, was Sie wollen!“

(Im Hintergrund hört man die Ehefrau fragen: Olaf? Wer ist denn da? Was regst Du Dich so auf?)

„Du scheinst aber auch aufgebracht, Olaf. Beruhige Dich mal wieder.“
„Für Sie immer noch Herr Olaf!“
„Ich dachte, das wäre dein Vorname, Olaf.“
„Sie wissen genau, was ich meine und nun SIEZEN sie mich bitte!“
„Na gut, wie Du meinst. Sorry. Wie Sie meinen, Herr Olaf.“
„Was wollen Sie? Mir nur auf die Nerven gehen? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
„Ich rufe an wegen Weihnachten.“
„Wegen was?“
„Sie haben richtig gehört, wegen Weihnachten. Ich möchte Ihnen was schenken.“
„Was schenken? Mir? Ich glaube nicht, dass ich das annehmen kann und möchte.“
„Doch, das können Sie sichlich. Wissen Sie nicht wie unhöflich das ist, Geschenke abzulehnen?“
„Das stimmt, aber ich kenne Sie ja gar nicht!“
„Also ich bin der Stefan und Du der Olaf, also Sie jetzt. Was müssen Sie noch wissen?“
„Was wollen Sie mir überhaupt schenken?“
„Das wird Ihnen gefallen. Ich schenken Ihnen meine Aufmerksamkeit.“
„Wollen Sie mich nun komplett für dumm verkaufen? Ich lege gleich auf!“
„Ich möchte Ihnen gerne was schenken. Es wäre sehr unhöflich, einfach aufzulegen. Das zeugt von schlechter Erziehung.“
„Ja, aber das wird mir nun langsam ein wenig zu komisch mit Ihnen. Ausserdem guckt meine Frau schon misstrauisch.“
„Schönen Gruß an Ihre Gemahlin.“
„Hilde, schönen Gr... Moment. Also nun reichts. Ich habe zu tun!“
„Wollen Sie über irgendwas reden? Haben Sie Probleme?“
„Was wird das denn jetzt?“
„Sie können ruhig Du sagen. Ich bin der Stefan, immer noch.“
„Nun antworten Sie! Ich melde das als Belästigung!“
„Ich habe Ihnen doch meine Aufmerksamkeit geschenkt, nun müssen wir auch damit was anfangen. Also: Haben Sie Probleme? Sprechen Sie sich ruhig aus. Macht Ihre Frau nur Ärger? Trinken Sie zuviel? Sind Sie impotent? Haben Sie Schulden?“
„Ja, also meine Frau die will ni.....ABER ABER! Nun wäre ich beinahe auf Sie hereingefallen, Sie Sie ... Sie Stefan Sie!“
„Nun seien Sie doch nicht so, es ist doch Weihnachten.“
„Ich weiss nicht. Warum haben Sie mir nichts anderes schenken können?“
„Ja, was denn? Hätte ich Ihnen etwa „reinen Wein einschenken“ sollen? Kleiner Scherz meinerseits.“
„Das wird mir nun langsam zu dumm, ich lege auf!“
„Nun gut. Dann bring ich das Geschenk eben persönlich vorbei. Wo wohnen Sie?“
„Das ist doch nicht Ihr Ernst.“
„Ich bleibe ungerne auf meinen Geschenken sitzen. Also ihren Vornamen weiß ich ja schon...“
„Und dabei wird’s auch bleiben! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Stefan!“
„Was bekomme ich eigentlich von Ihnen, Olaf?“
„Wie....? Was meinen Sie?“
„Sie wissen doch, man muss nicht nur nehmen, sondern auch geben. Also, was schenken Sie mir?“
„Nun reichts mir aber! Sie sind ja geradezu unverschämt! Dabei kenne ich Sie gar nicht!“
„Deswegen will ich mein Geschenk ja auch persönlich vorbeibringen. Kann ich mal Hallo sagen.“
„Ich will ich aber nicht! Und das Geschenk, das können Sie sich selber schenken! Haha!“
„Kleiner Scherz Ihrerseits?“
„Ich lege nun auf, Stefan.“
„Na gut, Olaf. Sie sind ein undankbarer Mensch.“
„Bin ich garnicht!“
„Sind Sie doch!“
„NA UND?“
„Auf jeden Fall ein „frohes Fest“, sie Miespeter.“
„Nun seien Sie mal nicht beledigt, Stefan. Ich bekomme selten solche Anrufe.“
„Also darf ich doch vorbeikommen?“
„tuuuuuut tuuuuuut“ (aufgelegt)
„Und noch einmal....“

Autor:

Oliver Peters aus Dinslaken

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