15jähriger verteidigt Meistertitel im Bogenschießen
Im Urlaub auf den Geschmack gekommen
Mit etwa 320 km/h zischt der Pfeil vom Bogen, als Ruven die gespannte Sehne loslässt und bohrt sich ins Gold der anvisierten Zielscheibe. „Ins Schwarze getroffen“, wäre hier der falsche Ausdruck, „erklärt Sandra Flüß, die Mutter des 15jährigen, „denn das Zentrum der Zielscheibe ist nun mal golden“.
Zum ersten Mal kam der junge Dinslakener 2015 während des Familien- Campingurlaubs im italienischen Cavallino mit dem Bogenschießen in Berührung. „Es war Teil des Animationsprogramms und hat mir sofort sehr gefallen“, erinnert sich der Schüler der Ernst-Barlach-Gesamtschule. Bis dahin habe er es schon mit Fußball und Schwimmen versucht, aber das Bogenschießen habe ihm am meisten Spaß gemacht. So sei ihm schnell klar gewesen, dass er den Sport zuhause weiter betreiben wolle.
Wieder zuhause angekommen, begab sich die Familie auf die Onlinesuche nach einem geeigneten Verein in der näheren Umgebung. Dabei stieß sie auf den Bürgerschützenverein Eppinghoven, der eine Bogensportabteilung unterhält und vereinbarte ein Probetraining, bei dem der damals Neunjährige mit Vereinsmaterial trainieren konnte.
High Tech Ausrüstung für 3000 Euro
Zuerst galt es, Kraft aufzubauen, denn das Spannen der Sehne entspricht beim Anfängerbogen einer Belastung von etwa 16 Pfund, viel für einen Neunjährigen, zumal es mit einem Mal Spannen nicht getan ist. Vielmehr zieht man einen Pfeil nach dem anderen aus dem Köcher und zielt auf die Scheibe, so dass sich der Vorgang ständig wiederholt. Doch das konnte Ruven den Spaß an dem Sport nicht vergällen. Das Gegenteil war der Fall. Vom Bogensportvirus infiziert, intensivierte er das Training und aus dem Anfängerbogen wurde schnell einer für Fortgeschrittene. „Gottseidank“, erklärt seine Mutter, „kann man das Material leihen, denn gerade in dem Alter wachsen die Kinder so schnell, dass sie bald einen anderen Bogen benötigen“. So koste beispielsweise ein Anfängerbogen bei einer Verleihfirma in Herne 90 Euro im halben Jahr. Seinen jetzigen, einen Compound Bogen, hat er gekauft. Er kostet rund 1400 Euro ohne Pfeile , Stabilisatoren und sonstiges Zubehör. Für alles Notwendige kamen schnell 3000 Euro zusammen. Das Geld hierfür hat sich der 15jährige zusammengespart, was durch seine kürzlich erfolgte Konfirmation wesentlich erleichtert wurde.
Während der Schulzeit trainiert der 15jährige dreimal pro Woche etwa zweieinhalb Stunden. In den Ferien wird das Training auf sieben Tage die Woche gesteigert. Das zahlte sich bereits 2019 aus, denn bei der Deutschen Meisterschaft in Karlsruhe belegte Ruven in seiner Altersklasse beim Schießen im Freien den ersten Platz und kurz darauf ebenfalls in der Halle. Nachdem im letzten Jahr die Wettkämpfe dem Corona Virus zum Opfer gefallen waren, konnte der begeisterte und hochmotivierte Schütze im August dieses Jahres bei den Deutschen Meisterschaften im brandenburgischen Lauchhammer seinen Titel in einem spannenden Wettkampf erfolgreich verteidigen.
Gut für das psychische und das physische befinden
„Beim Bogenschießen kommt es zu etwa 90 % auf die mentale und 10 % auf physische Stärke an“, weiß Ruven zu berichten. Seine Mutter ergänzt, „Deshalb ist der Sport auch Bestandteil vieler Rehamaßnahmen, denn er stärke die Mentalität, sorge für eine korrekte Körperhaltung und diene der Konzentration. Als Folge eines Sichtungsschießens in Köln hat der junge Mann nun die Bestätigung für das Landeskader erhalten. Für ihn bedeutet das, er wird im Januar unter einem professionellen Trainer am Trainingslager im bergischen Radevormwald teilnehmen, dem weitere an wechselnden Orten folgen werden.
Mittlerweile ist der Funke auch auf Sandra Flüß übergesprungen und sie übt sich ebenfalls an Pfeil und Bogen. „Mehr schlecht als recht“, sagt sie. Aber, was nicht ist, kann ja noch werden.
Nach der Schule möchte der erfolgreiche Sportler Physiotherapie studieren. „Ein Beruf, der zum Sport passt“, findet seine Sandra.
Randolf Vastmans
Autor:Randolf Vastmans aus Xanten |
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