Ich warte nicht, bis der Tod kommt

Anni Schumacher nach dem Tandemsprung. | Foto: Privat
  • Anni Schumacher nach dem Tandemsprung.
  • Foto: Privat
  • hochgeladen von Heinz Haas

Es ist eine ungewöhnliche Geschichte: Eine alte Dame aus Friedrichsfeld springt aus 3.000 Meter Höhe aus dem Flugzeug.
Aufgeweckt, ausgeschlafen und jugendlich hört sich die Stimme schon morgens um 8 Uhr an, als ich Anni Schumacher anrufe, um einen Termin für ein Treffen zu vereinbaren. Sie hat zwei Kinder großgezogen. Ihr Sohn ist bereits 62 Jahre, Ihre Tochter 61 Jahre alt.
Sie selbst ist seit vielen Jahren Witwe aber lebensfroh, unternehmenslustig und immer noch neugierig. Und das Erstaunlichste: Im Januar wird Anni Schumacher 79 Jahre jung!

Rundreise durch Namibia

„Morgenstund‘ hat Gold im Mund“, meinte sie lachend, als ich mich mit ihr zum Gespräch morgens um acht Uhr treffe.
Im November hatte sie eine über 4.000 Kilometer lange Rundreise durch Namibia in Südwest-Afrika gemacht. Über Windhoek, der Hauptstadt Namibias, führte die Rundreise über Lüderitz, Swakopmund und dem Etoscha-Nationalpark wieder zurück nach Windhoek. Unterwegs war sie mit ihrer Freundin Helga Hoffmann, die gleich alt ist. Beide hatten bereits 2014 eine Rundreise in Afrika unternommen. Damals flogen sie über zwei Stunden lang über den schwarzen Kontinent und waren beeindruckt von der Landschaft, der Größe und der Tierwelt. Bei der Rundreise im November wuchs dann der große Wunsch, den afrikanischen Kontinent noch mal von oben zu sehen.
Und dabei gleichsam auf die Erde niederzugleiten. Ein Fallschirmsprung sollte es also werden. Als sie dann Station in Swakopmund in Namibia machten, wurde aus dem Wunsch Wirklichkeit. Swakopmund ist ein kleines deutsch geprägtes Küstenstädtchen, das am Rande der ältesten Wüste der Erde und am Atlantischen Ozean liegt und einen eigenen Flughafen besitzt. Dort wurde es dann ernst.

Die letzte Chance

Das Abenteuer begann mit Vorbereitungen auf den Flug und den Absprung. Dann folgten Trockenübungen am Boden. Ein Lehrer, der mit Anni Schumacher gemeinsam auf einem Tandemfallschirm abspringen wird, bereitete sie vor. Was hatte sie für Gefühle dabei: „Ob datt wohl alles so richtig ist, watt ich hier mache?“ Aber Zweifel und Bedenken waren schnell zerstreut und verflogen. „Vielleicht ist es ja meine letzte Chance diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.“
Die Vorfreude überwog und siegte. Dann ging‘s los. Bis auf 3.000 Meter Höhe stieg die Maschine. Es öffnete sich die Absprungluke und das Abenteuer begann. „Es war einfach wunderbar. Ein tolles und einmaliges Erlebnis!“, so schwärmt sie noch heute von dem Absprung. Während des freien Falls, saugte sie die Landschaft in sich auf. Glücksmomente pur. Richtig schön wurde es, als sich der Fallschirm öffnete und die Reise ein klein wenig gemächlicher wurde. Der Boden kam näher, aber die Sicht von oben war einfach nur fantastisch.
„Wenn ich die Gelegenheit noch mal habe, dann mach ich es noch mal“, teilt sie ihre Pläne für die nächsten Jahre mit. Zunächst geht es jedoch nächstes Jahr an den Gardasee. „Allerdings nicht zum Kitesurfen, denn ich kann nicht schwimmen“, lacht Anne Schumacher und fügt hinzu: „Ich freue mich schon darauf. Denn zu Hause zu sitzen und auf den Tod zu warten, das gibt’s nicht.“

Autor:

Heinz Haas aus Mülheim an der Ruhr

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.