Taucher befürchten Qualitätsverschlechterung des Tenderingssees durch Einleitungen des Auskiesungsunternehmens Heidelberger Sand und Kies GmbH

Theo Borgmann am Tauchereinstieg 1. Im Hintergrund sieht man die Bojen des Schluffvorhangs
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Reichen die getroffenen Maßnahmen des Unternehmens aus?

Angst um das ökologische Gleichgewicht

Theo Borgmann ist passionierter Taucher und Sprecher der Abteilung Tauchen beim Turnverein Bruckhausen 1921 e. V. Er ist stolz auf das Revier der Taucher, den Tenderingssee, welchem stets eine hervorragende Wasserqualität bescheinigt wurde. Das Gewässer stellt ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet für die Bürger aus dem Umkreis dar und bietet auch ein sehr gut besuchtes Strandbad.
Doch mittlerweile fürchten er und die mehr als 400 Taucher des Vereins um die Qualität und Wahrung des biologischen Gleichgewichtes des Sees durch Einleitungen der Heidelberger Sand und Kies GmbH. Das Unternehmen fördert Kies an einer etwa 400 m entfernten Abgrabungsstelle, welcher anschließend über ein Förderband zum Sortieren und Reinigen auf ein Gelände direkt am Tenderingssee transportiert wird. Zum Waschen des Kieses wird Wasser aus dem See entnommen und demselben anschließend wieder zugeführt. Dabei gelangen Leichtsedimente in das Gewässer, die sich nur langsam absetzen und durch die kleinste Wasserbewegung wieder aufgewirbelt werden. „Hierdurch“, so Borgmann, „verschlechtert sich nicht nur die Sicht unter Wasser, die unter normalen Umständen durchgehend etwa 15 m beträgt, erheblich; auch um das ökologische Gleichgewicht machen wir uns sehr große Sorgen“. So stellten Biologen in Gutachten die Existenz schützenswerter Algenarten, wie die sehr empfindliche Armleuchteralge fest. Auch die Untere Wasserbehörde des Kreises Wesel konnte laut eines Gutachtens eine negative Wirkung der Einleitungen auf die Wasserqualität nicht ausschließen.
Die Betreiberfirma der Kiesbaggerei zeigte sich aufgrund dessen kooperativ, indem sie einen so genannten „Schluff Vorhang“ um die Einleitungsstelle installierte, der die Sedimente auf den Bereich innerhalb des Vorhangs begrenzen sollte, „was sich“, laut Borgmann, „nach einem gewissen Zeitraum als nicht ausreichend herausstellte“. „Nach einer gewissen Zeit“, so Borgmann, „treibt das Sediment mit dem Wind trotz des Schluffvorhangs über den See und trübt das Wasser stellenweise ein“. Von seinem Vorschlag, das Wasser zum Reinigen aus der neuen Abgrabungsstelle zu entnehmen und durch eine Rohrleitung zur Lagerstätte, beziehungsweise danach durch eine zweite wieder zurück zu transportieren, wollte das Unternehmen nichts wissen“. „Stattdessen“, erklärt Matin Wollschläger, Betriebsleiter des Unternehmens, „ haben wir nun das Material für einen zweiten Vorhang bestellt, der voraussichtlich im September mit Hilfe der Taucher noch zusätzlich installiert wird“. Ob dieser allerdings den gewünschten Erfolg bringen wird, bezweifelt Theo Borgmann.
Wollschläger betont, dass die Firma alles tut, um negative Folgen der Einleitung zu vermeiden und ausschließlich im Rahmen ihrer Genehmigungen handele. „Wir stehen dazu mit der Genehmigungsbehörde in regelmäßigem Kontakt“, versichert er. Zudem habe man nach den Gutachten durch den Tauchverein ebenfalls eines in Auftrag gegeben. Dieses hätte gezeigt, dass die Armleuchteralge im See zwar existiere, die Einleitungen allerdings für sie unbedenklich seien. Die Montage des Schluff Vorhangs, der wartungsfrei sei, stelle eine international anerkannte technische Lösung für diese Aufgabenstellung dar. Eine Gewässerverunreinigung außerhalb des Vorhangs schloss er aus und widersprach damit den Berichten der Taucher.
Auf die Bemerkung Borgmanns, es gebe wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung unter dem Aktenzeichen 112 UJs 86/18 ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen, entgegnete Wollschläger, davon sei ihm nichts bekannt.
Ob die Installation des zweiten Vorhangs nun den gewünschten Erfolg bringt, bleibt abzuwarten. Allerdings besteht die Befürchtung der Taucher, es könne zu spät sein, wenn man das Gegenteil feststellt. „Wenn das Gleichgewicht einmal zerstört wäre“, so Borgmann, „würde dies die Vernichtung eines wichtigen Naherholungsgebietes bedeuten“.
Zudem bangt der Tauchverein um seine Existenz, denn die nicht unerhebliche Pacht, welche an den Regionalverband Ruhr als Verpächter gezahlt wird, finanziert er aus den Mitgliedsbeiträgen. „Wenn Mitglieder wegen einer Verschlechterung der Wasserqualiätät austreten, könnten wir den langfristig abgeschlossenen Pachtvertrag nicht von heute auf morgen kündigen, sondern müssten ihn trotz fehlender Einnahmen weiter erfüllen“.

Randolf Vastmans

Autor:

Randolf Vastmans aus Xanten

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