Schubsen, Ausgrenzen, Fertigmachen
Bochum: Wenn die Ferien enden, beginnt für viele Schüler wieder die Hölle. Dann ist es erneut an der Zeit sich möglichst unsichtbar zu machen, auf dem Schulweg nicht aufzufallen, sich in der Pause auf dem Klo zu verstecken und den Sportunterricht zu schwänzen. Sie sind Opfer von Mobbing-Attacken. Mobbing ist gerade in Schulen weit verbreitet und macht das Leben vieler Kinder zum Spießrutenlauf. Oft leiden Mobbing-Opfer ihr Leben lang an den Folgen der systematischen körperlichen und seelischen Misshandlung. Dass Mobbing kein harmloser Kinderspaß ist, zeigen die Beispiele von Hannah Smith aus London, der Kanadierin Rehtaeh Parsons und anderer, die ihrem Leben ein Ende setzten, weil sie die Attacken nicht länger ertragen wollten. Eltern und Lehrer müssen sich rechtzeitig einmischen, um dramatische Entwicklungen zu verhindern.
Mobbing ist unter Kindern ein weitverbreitetes Phänomen. Untersuchungen unter Schülern zeigen, dass - in Abhängigkeit von der Altersstufe - jedes dritte bis zehnte Kind bereits einmal Opfer war. In der Grundschule ist Mobbing meist körperlicher Natur. Was als Hänselei beginnt, eskaliert oft und schnell. Es wird ganz offen geschubst, gekniffen, verprügelt. In den weiterführenden Schulen - und besonders unter Mädchen - geht es dann subtiler zu und die Methoden werden raffinierter. Die Bandbreite reicht von Ignorieren und Lästern über den Ausschluss von Gruppenaktivitäten bis hin zum Vorenthalten wichtiger Informationen und Verbreiten von Gerüchten. Effektives und grausames Werkzeug von Mobbing-Kampagnen ist das Internet. Anonyme Beschimpfungen, peinliche Fotos und Videos sowie Verleumdungen werden über soziale Netzwerke im Internet veröffentlicht und verbreiten sich in Sekunden.
Die Demütigungen, die Betroffene dadurch erleiden – manchmal sogar von vermeintlichen Freunden – sind oft so schwerwiegend, dass ihr Selbstwertgefühl dauerhaft Schaden nimmt. Behandlungsbedürftige psychische und psychosomatische Erkrankungen sind eine Folge. Die Schuld für ihre Ausgrenzung suchen Mobbing-Opfer meist bei sich selbst. Sie glauben den Tätern und fühlen sich tatsächlich zu dick, zu dumm, völlig wertlos. Aus Scham und Angst vor weiteren Repressalien suchen sie nur selten Hilfe bei Erwachsenen. Stattdessen ziehen sie sich zurück, schwänzen die Schule und versuchen, sich unsichtbar zu machen, um den Tätern möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. In extremen Fällen erscheint den Opfern ein Suizid als einziger Ausweg aus der aussichtslosen Situation.
Weil Mobbing über die Zeit zum Teufelskreis wird und sich über viele Jahre erstrecken kann, ist es wichtig, dass Eltern sofort einschreiten, wenn sie bei ihrem Kind Veränderungen bemerken, die auf Mobbing-Situationen hinweisen könnten. Typische Anzeichen sind neben sozialem Rückzug, Niedergeschlagenheit, Schulunlust und Leistungsabfall auch häufige blaue Flecken, wenige Freunde sowie Beschwerden wie Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen und Übelkeit, besonders morgens vor der Schule.
Was können Eltern tun?
Zunächst sollten Eltern ihr Kind auf gemachte Beobachtungen ansprechen und sich genau schildern lassen, was in der Schule abläuft. Um eine dauerhafte Lösung zu finden, ist es unumgänglich auch das Gespräch mit einem vertrauensvollen Lehrer zu suchen. Von einer direkten Konfrontation mit Tätern oder deren Eltern raten Experten ab.
Eltern von Tätern sollten ihr Kind offen darauf ansprechen und ihnen klar machen, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist und welche Konsequenzen es für andere Kinder und sie selbst haben kann. Sie sollten aber auch ergründen, warum ihr Kind mobbt. Vielleicht weiß es Konflikte nicht anders auszutragen, wurde selbst gemobbt oder wird gezwungen, zu mobben.
Grundsätzlich sollten Eltern die Stärken, Besonderheiten und Talente ihrer Kinder fördern. Das steigert das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein und macht stark gegen Mobbing.
Infos im Netz unter:
bkkvorort.portal-gesundheitonline.de
www.nordrheinwestfalendirekt.de/specials/mobbingline-nrw/
mobbing-schluss-damit.de
Autor:Sebastian Ochmann aus Dinslaken |
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