Mein Kind ist Suchtkrank - Selbsthilfegruppe für Angehörige Drogenkranker

Oft ist es ein langer Weg, bis Angehörige von Drogenkranken erkennen: Mein Kind ist suchtkrank, nimmt Cannabis oder Amphetamine oder anderes.

Auch Martina B.* und ihr Mann haben für ihren Sohn lange alleine gekämpft. Die ganze Familie, ja sogar die Freunde haben unter der Situation gelitten. Irgendwann war ihre Kraft erschöpft. Sie spürte: „Irgendeiner muss mich jetzt halten, mir einen Rat geben!“ Sie wandte sich an die Dinslakener Drogenberatung, machte zunächst Termine zur Einzelberatung. Aber dann suchte sie den Kontakt zu anderen Betroffenen, die die gleichen Probleme haben. Die Drogenberatungsstelle rief darum vor 1,5 Jahren eine Selbsthilfegruppe für Angehörige Drogenkranker ins Leben, die sich vierzehntägig dienstags von 17-19 Uhr im Haus der Diakonie an der Wiesenstr. 44 in Dinslaken trifft.

Martina B. tut diese Selbsthilfegruppe gut. „Da kann ich alles erzählen, ohne dass einer ein Urteil fällt. Ich stoße auf Verständnis, weil die Anderen genau diese Probleme auch kennen. Darum fühle ich mich in der Selbsthilfegruppe auch so gut aufgehoben.“

Die anderen in der Gruppe sind genauso „Experten“ in Sachen Hilflosigkeit gegenüber der Sucht des oder der Angehörigen. Auch sie wissen, wie schwer es ist, nicht immer wieder nachzugeben, sondern konsequent zu sein. Wie es ist, wenn alles sich nur noch um die Sucht der in der Familie dreht.
Lea G. * ist auch Mitglied der Selbsthilfegruppe. Die inzwischen 18-Jährige ist neben einem drogenkranken Bruder erwachsen geworden. „Manchmal hasse ich ihn“, gesteht sie. „Es ging immer nur um ihn. Und manchmal liebe ich ihn und wünsche mir, nah bei ihm zu sein, wünsche mir, dass alles wieder so schön ist wie früher!“ Sie weiß wie es ist, wenn die Kraft der Eltern schon für den kranken Bruder kaum reicht. Aber wo bleibt sie bei alledem? Mit ihren Bedürfnissen, mit ihrer Trauer?

Auch Susanne S. * kennt die Gefahr, sich selbst und die anderen in der Familie aus dem Blick zu verlieren. „Du siehst mich gar nicht mehr“, klagte ihr Mann. Das war der Grund, in der Selbsthilfegruppe durch den Austausch mit anderen einen Ausweg aus der Situation zu suchen. „Irgendwann kam ich an den Punkt, da wusste ich: wenn ich jetzt nicht etwas ändere, zerbricht meine Ehe. Und dann zerbreche ich auch an der Situation.“ In der Gruppe der anderen Betroffenen hat sie gelernt, sich auch wieder Zeit für sich selbst und für ihren Mann zu nehmen. Dabei war das zumindest zeitweise Loslassen der Sorge um die Tochter das Schwerste. Immer wieder muss sie sich sagen: „Du bist nicht verantwortlich.“

Darin wurde und wird sie sehr bestärkt von Regina Marx, der Leiterin der Drogenberatungsstelle der Diakonie, die die Selbsthilfegruppe begleitet. Sie ermutigt die Teilnehmenden zu einer stärkeren Grenzziehung gegenüber den drogenkranken Angehörigen, und sie erlebt, wie stolz sie sind, wenn das in ersten kleinen Schritten gelingt. „Dazu ist die Gruppe eine große Hilfe“, betont sie. Ihr Rückblick auf die ersten anderthalb Jahre der Gruppe fällt sehr positiv aus: „Es ist schön zu sehen, dass sich bei allen Mitgliedern der Gruppe schon viel getan hat. Das Miteinander stärkt den Rücken. Es ist ein Schritt aus der Hilflosigkeit heraus.“

Die Selbsthilfegruppe lädt andere betroffene Männer und Frauen zu den Gruppentreffen am Dienstag ein. Wer nähere Informationen wünscht kann sich melden bei: Regina Marx, 02064- 434711 oder regina.marx@diakonie-din.de .
(*Namen geändert)

Autor:

Janutschka Perdighe aus Dinslaken

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