Erich Kästner - Elegie ohne große Worte
Elegie ohne große Worte von Erich Kästner:
Man kann sich selber manchmal gar nicht leiden,
und möchte sich vor Wut den Rücken drehn.
Wer will, ob das berechtigt ist entscheiden?
Doch wer sich kennt, der wird mich schon verstehn.
Wenn eine Straßenbahn vorüberfegte
kann es passieren, daß man sich höchst wundert,
warum man sich nicht einfach drunter legte,
und solche Fälle gibt es - über hundert.
Man muß sich stets die gleichen Hände waschen,
und wer Charakter hat, ist schon beschränkt.
Womit soll man sich denn noch überraschen?
Man muß schon gähnen, wenn man an sich denkt.
Man hängt sich meterlang zum Hals heraus!
In Worte läßt sich sowas gar nicht kleiden.
Man blickt sich an und hält den Blick nicht aus!
Und kann sich - siehe oben - selbst nicht leiden.
Wie gerne wär man dann dies oder das!
Ein Bild, ein Buch, im Wald ein Meilenstein,
ein Buschwindröschen, oder sonst etwas!
Behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein.
Jedoch auch solche Tage gehn herum,
und man fährt fort, sich in die Brust zu werfen.
Der Doktor nickt und sagt: Das sind die Nerven!
Ja wer zu klug ist, ist schon wieder dumm.
Autor:Birgit Perkovic aus Dinslaken |
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