Windpark Hünxer Heide: Gemüter weiterhin erhitzt - Naturschützer bezweifeln Rechtmäßigkeit der Arbeiten
Im Windpark auf der Erweiterung der Halde Lohberg-Nord in Hünxe hat der Turmbau der ersten Anlage begonnen. Auch im Windpark Hünxer Heide gehen die Arbeiten weiter. Heinz Lindekamp, Vorsitzender des Fördervereins Natur- und Landschaftsschutz Hünxe, reagiert mit Unverständnis und Empörung.
von Reiner Terhorst
Hünxe. „Hier werden Fakten geschaffen, die jegliche rechtliche Verlässlichkeit vermissen lassen“, kritisiert er die jüngsten Maßnahmen und Entwicklungen. Die Windpark Hünxe GmbH – eine Kooperation der Gemeindewerke Hünxe GmbH und der RAG Montan Immobilien GmbH – errichtet auf der Halde Lohberg drei Windräder mit einer Narbenhöhe Höhe von je 149 Metern und einem Rotordurchmesser von 115 Metern.
„Dadurch“, so deren Geschäftsführer Hans-Joachim Giersch, "können ab Mitte des Jahres etwa 8.500 Drei-Personen-Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden.“ Lindekamp und seine Mitstreiter im Verein, aber vor allem auch aus der betroffenen Nachbarschaft, bezweifeln das. Und dennoch: Alle vorbereitenden Arbeiten, wie Wegebau auf der Halde, Baugrundertüchtigung und Fundamentierung konnten bislang planmäßig durchgeführt werden.
Parallel zum Bau finden zwischen dem Windpark und einem Anschlusspunkt in der Nähe des Schachtes Hünxe der ehemaligen Zeche Lohberg Erdarbeiten zur elektrischen Anbindung der Windenergieanlagen statt. Im Anschluss an den Turmbau werden das Maschinenhaus und die Rotorblätter installiert.
Bereits jetzt wurden für die umweltfreundliche Windenergie Uralt-Wälder abgeholzt, über 100 Tonnen Beton in den Boden gepumpt und nach seiner Überzeugung schon viel zu viel Unheil angerichtet. „Wir sind doch nicht grundsätzlich gegen Windenergie, im Gegenteil sogar“, sagt Lindekamp, „aber wenn aus 19 von einem Gutachter unter die Lupe genommenen möglichen Flächen ausgerechnet die genommen wird, die am meisten nachhaltig den Naturschutz und die Umwelt in Mitleidenschaft zieht und das ohne Beteiligung der Bürger geschieht, ist das nicht nachzuvollziehen.“
In der Gemeinde Hünxe hätten Flächen zur Verfügung gestanden, die ein Abholzen wertvollen Baumbestandes unnötig gemacht hätten. Unmut kommt auch deshalb zum Ausdruck, weil die Gemeinde Hünxe keine öffentliche Informationen durchgeführt hat, sondern alles in nichtöffentlicher Sitzung und ohne Beteiligung des Rates durchgepeitscht habe. „Erst als alles weitgehend abgesichert war, wurde der Rat einbezogen und hat sich dann den Fakten gebeugt und die Zustimmung erteilt“, bemängelt Lindekamp im Gespräch mit dem NA.
Befürworter des Windparks und Gegner stehen sich nahezu unversöhnlich gegenüber. Durch Gespräche miteinander statt übereinander hätte möglicherweise ein Weg gefunden werden können, der wirtschaftliche Interessen und die der Naturschützer und Anwohner in Einklang gebracht hätte. „Dazu hätten die Unternehmen, aber allen voran die Gemeinde- und die Kreisverwaltung, den Mut aufbringen müssen, ihre Bürger umfassend zu informieren und am Verfahren zu beteiligen“, so Heinz Lindekamp.
Ihm und den engagierten Menschen an seiner Seite nutzt das „hätte, würde, könnte“ zurzeit wenig, wie er gesteht. Resignieren wollen die Gegner des Windparks an dieser Stelle allerdings nicht, zumal der zuständige Richter am Verwaltungsgericht Düsseldorf in seinen ersten beiden Entscheidungen deutlich formuliert habe, dass er es durchaus für möglich hält, dass die Kläger das Verfahren gewinnen können. Zu diskutieren gibt es auch heute noch viele Punkte. "Leider", so Lindekamp weiter, "muss diese Diskussion jetzt vor Gericht geführt, leider deshalb, weil sie beiden Seiten viel Kraft und viel Geld kostet."
Urteile von Oberverwaltungsgerichten etwa in Arnsberg und anderswo in der Republik haben schon zu Stilllegungen geführt. Einen Rückbau der Anlagen halten die Kläger daher für nicht ausgeschlossen. Ein wenig frustriert sei man allerdings, dass ein Eilbeschluss des OVG Münster zur Klärung der Frage der Klageberechtigung der Naturschutzverbände und die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung der Klageverfahren so lange auf sich warten lässt.
Frustriert deshalb, weil durch den sofortigen Vollzug „so viel irreparabler Schaden angerichtet wurde, der bei der üblichen aufschiebenden Wirkung vermieden worden wäre. Wenn Sie einen Eilbeschluss gegen Diskothekenlärm erwirken wollen, geht das innerhalb eines Tages. Und in so einem gravierenden Fall von höchster umweltpolitischer Brisanz dauert das eine Ewigkeit“, gibt der Vorsitzende des Fördervereins seinem Unmut freien Lauf und ergänzt: „Wie lange werden da wohl die Hauptklageverfahren dauern, bis sie endgültig entschieden sind.“
Mit Sorge beobachten Lindekamp und sein Vorstandteam auch, wie hier mit dem Naturschutz umgegangen werde. Während die untere Landschaftsbehörde und die Gemeinde Hünxe zugesichert haben, dass schützenswerte Pflanzen entlang der Lanter unberührt und geschützt bleiben sollen, ebenso das Naturschutzgebiet, nähmen die den Bau ausführenden Firmen hierauf ganz offensichtlich keinerlei Rücksicht.
„Schon jetzt läuft ungehindert durch Bauschlamm kontaminiertes Wasser in das Naturschutzgebiet, und es ist schon jetzt erkennbar, dass die Firmen in Kürze mit ihrem schweren Gerät in das Naturschutzgebiet vordringen werden, um hier die Erdkabel zu verlegen. Genau wie es nicht verhindert wurde, die riesige Mischwald-Fläche vollständig zu entfernen, wird jetzt vermutlich auch niemand verhindern, dass das Naturschutzgebiet unwiederbringlich zerstört wird“, befürchtet der Förderverein. Lindekamp abschließend: „So stellen wir vom Förderverein Natur- und Landschaftsschutz Hünxe uns die Umsetzung hin zur erneuerbaren Energienutzung nicht vor.“
Auf der Jahreshauptversammlung des Fördervereins Natur- und Landschaftsschutz Hünxe am Dienstag, 6. März, 19 Uhr, in der Gaststätte Rühl, Bruckhausen, Dinslakener Straße, wird neben der satzungsgemäßen Neuwahl des Vorstands das weitere Vorgehen in Sachen Windpark einen breiten Raum einnehmen. Auf der Halde Lohberg sind drei Windräder mit einer Narbenhöhe Höhe von je 149 Metern und einem Rotordurchmesser von 115 Metern geplant.Foto: Marie Hilterhaus
Autor:Lokalkompass Dinslaken-Voerde-Hünxe aus Dinslaken |
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