"Wieder Herr meiner Zeit": Ehemaliger Pressesprecher Horst Dickhäuser seit vier Wochen im Ruhestand

Der Blick zurück auf die alte Wirkungsstätte: Für Horst Dickhäuser war das Rathaus sein zweites Zuhause. Hatte er frei, machte er gern Urlaub - am liebsten unter Einheimischen, fernab der Touristenhochburgen. Dieser Leidenschaft kann er jetzt vollkommen frönen: Erst kürzlich war er mit Freunden im Kleinbus in Italien unterwegs. Aber auch das Nachbarland Frankreich hat es ihm angetan. | Foto: Ulrike Henkemeyer
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  • Der Blick zurück auf die alte Wirkungsstätte: Für Horst Dickhäuser war das Rathaus sein zweites Zuhause. Hatte er frei, machte er gern Urlaub - am liebsten unter Einheimischen, fernab der Touristenhochburgen. Dieser Leidenschaft kann er jetzt vollkommen frönen: Erst kürzlich war er mit Freunden im Kleinbus in Italien unterwegs. Aber auch das Nachbarland Frankreich hat es ihm angetan.
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Dinslaken. „Ich weiß gar nicht, wie viele Bürgermeister ich erlebt und überlebt habe“, sagt Horst Dickhäuser. Bei einem Cappuccino in seinem Stamm-Restaurant „La dolce vita“ blickt der 65-Jährige auf seine Zeit als Sprecher der Stadt Dinslaken zurück.

29 Jahre hat er dieses Amt inne gehabt. Seit vier Wochen ist Horst Dickhäuser nun schon in Rente. Gewöhnt hat er sich daran aber noch nicht. „Im Moment bin ich noch im Dauermodus 'Urlaub'.“ Angst, dass ihn irgendwann der „Rentnerzeit“-Schlag trifft, hat er aber nicht. Dafür ist er auch weiterhin viel zu beschäftigt. „Das Rathaus war früher mein zweites Zuhause; ich habe dort sehr viel Zeit verbracht“, sagt er. Zeit, die jetzt auch seine Frau einfordere. „Ich bin gerade in der Ausbildung zum Haussklaven“, scherzt Dickhäuser und erklärt: „Ich weiß ja, welches Los Hausfrauen haben und versuche einfach, sie zu entlasten, gehe einkaufen oder helfe im Garten.“ Außerdem kocht der dreifache Familienvater sehr gern. Am liebsten deutsch oder italienisch. „Meine Familie schreit immer nach Spaghetti Carbonara. Mit ordentlich Pfeffer.“ Sogar ganz spontan geshoppt habe er schon. Ein Unding während seiner aktiven Zeit. Und wenn doch mal nichts zu tun ist? Nimmt ihn der Vierbeiner der Familie, ein neun Jahre alter polnischer Niederungshütehund, in Beschlag.
Auf seine Zeit als Sprecher der Stadt Dinslaken blickt Dickhäuser gern zurück. „Es war eine spannende und schöne Zeit.“ Auch wenn aller Anfang schwer war. Noch bevor er seine Arbeit überhaupt richtig aufgenommen hatte, brannte Ende der 80er ein Teppichbodencenter. Nur wenige Jahre später, im Mai 1991, gab es ein Leck in der Pipeline an der Autobahnabfahrt Dinslaken-Nord der A3 und liefen knapp 300.000 Liter Rohöl ins Erdreich. „Innerhalb weniger Tage hatte ich über 250 Medienkontakte, habe teilweise fünf bis sechs Telefonate gleichzeitig geführt.“ Arbeitszeiten von 7 bis 23 Uhr waren in dieser Zeit keine Seltenheit.

„Je älter man wird, desto mehr lebt man von den schönen Erinnerungen. Lernen kann man aber am besten von den schlechten."

Es gab aber auch schöne Momente: die Planung der 725-Jahr-Feier zum Beispiel. „Ich erinnere mich noch gut an das Adventskonzert und den Empfang mit 500 bis 600 Gästen, unter denen sich auch Ministerpräsident Rau und Berthold Beitz befanden.“ Stressig sei diese Zeit gewesen; positiv stressig – vor allem weil er morgens nie wusste, was der Tag für ihn bereit halten würde. „Ich war immer sehr befriedigt, wenn alles geklappt hat.“ Überhaupt sei er sehr glücklich mit seinem Job gewesen. „Dinslaken ist eine richtig propper Stadt, ein Specificum mit dörflicher Struktur und offenen Menschen.“
Sein Tipp an den Nachfolger: Immer wahrheitsgemäß sein. „Alle im Rathaus dürfen die Unwahrheit sagen, nur der Pressesprecher nicht“, sagt Dickhäuser. Auch auf die Gefahr hin, anderen vor den Kopf zu stoßen. „Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu vermitteln, sind die wichtigsten Eigenschaften.“ Schließlich sei man zentraler Ansprechpartner für alle – extern und intern.

Ehrenamtliche Mithilfe im Friedensdorf

Ruhestand hin oder her: So ganz mag sich Dickhäuser dann aber doch nicht zur Ruhe setzen. Immer mittwochs ist der Frühaufsteher im Friedensdorf international anzutreffen und arbeitet dort ehrenamtlich in der Pressestelle. „Ich habe schon in jungen Jahren eine Empathie für das Friedensdorf empfunden. Und mir war immer klar, dass ich, wenn ich mal im Ruhestand bin, helfen möchte.“ Dort sei er „Mädchen für alles“. Ein bisschen also wie früher. Aber nur ein bisschen.

Info: Nachfolger
Ein Nachfolger, das gab die Stadt Dinslaken kürzlich bekannt, ist bereits gefunden: Nachdem zunächst Thomas Pieperhoff kommissarisch die Leitung der Pressestelle übernommen hat, wird Dr. Marcel Sturm, zurzeit Chefredakteur des Lokalen Rundfunks im Rhein-Kreis Neuss, voraussichtlich ab September dieses Jahres neuer Pressesprecher und ist damit verantwortlich für die städtische Öffentlichkeitsarbeit. Wir werden berichten.

Autor:

Lisa Peltzer aus Oberhausen

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