Und das Beste kommt zum Schluss ?
„Im Alter bereut man vor allem die Sünden, die man nicht begangen hat.“
(William Somerset Maugham)
NRW-Ministerin Barbara Steffens: Selbstbestimmtes und würdiges Leben im Alter:
Die Powerfrau kam zu spät, aber sie kam!
Die grüne Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter - Barbara Steffens (49) - ist schon ein Erlebnis. das sich leider viele Dinslakener entgehen ließen. Die alleinerziehende Mutter zweier Söhne ist gewohnt sich Gehör zu verschaffen und sich durchzusetzen.
Als die Fotografen ihr ein Lächeln abringen wollten, flaxte sie leicht angenervt zurück: „Lächeln. Immer nur Lächeln - Ich bin doch kein Model!“ Hatte aber dann doch gnädig einen freundlichen Blick für die Presse übrig.
Dann ging alles „zacki zacki“: Steffens in verbaler Geschwindigkeitshochform vor ganzen zwei Dutzend Interessierten im Theater-Treff der Kathrin-Türks-Halle. Mit durchdringender Stimme (das eine oder andere Hörgerät musste manuell nach gepegelt werden) ratterte sie die Fakten der bevorstehenden Überalterung unserer Gesellschaft runter, dass einem Angst und Bange um sie werden konnte: Denn bis 2030 wird auch in NRW die Einwohnerzahl um 500.000 Menschen schrumpfen. Die Zahl der über 65-Jährigen wird um rund 29% steigen und die Gruppe der hochaltrigen, über 80-Jährigen wird auf rund 1,5 Millionen ansteigen. Darunter viele mit Migrationshintergrund, chronischen Krankheiten und Behinderungen. Ministerin Steffens, seit 2000 Abgeordnete des Landtages NRW, saß in dieser Eigenschaft auch in einer Enquete-Kommission zur demographischen Entwicklung. Und setzt sich seither mit Nachruck für ein selbstbestimmtes und würdiges Leben im Alter ein.
Zu Hause alt werden
„Wenn man die Menschen fragt, wie sie im Alter leben wollen, dann wollen alle am liebsten zu Hause bleiben“., so die Ministerin. „Und das ist auch unser Ansatz: Wir wollen ein selbstbestimmtes Leben im Alter. Das ist für alle Kommunen eine große Aufgabe, für die die Weichen jetzt gestellt werden müssen. Was wir jetzt bauen, wird die nächsten 30 Jahre unser aller Leben bestimmen. Das fängt schon mit der simplen Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, auf der Straße, an. Komme ich da mit dem Rollator oder Rolli gut durch? Gibt es zu Fuß erreichbare Geschäfte?“, so die Ministerin weiter. Ihrer Meinung nach gibt es viele Möglichkeiten die Gegebenheiten in den Kommunen und Städten ohne großen finanziellen Aufwand entscheidend zu verbessern. „Man muss in Quatieren denken und dort die Infrastruktur analysieren. Wenn Wege zu weit sind, können z.B. Bänke für Pausen aufgestellt werden. Viele Geschäfte sponsern auch gern solche Bänke.“, erläutert Steffens. Auch müsse man in ländlichen Räumen anders denken, als in den Städten.
Auf dem Land spielt der Bringservice eine große Rolle. Die Grünen wollen die gesellschaftliche Teilhabe auch im Alter sichern. Ambulante Pflege, aber auch ganz banal: Gut erreichbare Briefkästen. Die Grundversorgung intelligent und individuell anpassen.
Barbara Steffens wünscht sich, dass weggebrochene traditionelle Familienstrukturen durch neue Netzwerke ersetzt werden. Dass Mehrgenerationen- Wohnmodelle entstehen, von denen es ja auch schon einige gibt. Als Beispiele nannte sie u.a. ein Mehrgenerationen-Wohnmodell in Bielefeld und den Beginenhof in Essen. Sie setzt sich dafür ein, dass auch herkömmliche soziale Träger solche Wohn- und Lebens-Modelle ermöglichen und fördern. „Wenn keine eigene Omi für die Kinder da ist, eben eine Leih-Omi kommen kann“.
Hier spielt für Steffens auch das ehrenamtliche Engagement eine wichtige Rolle und die Eigeninitiative. Auch, dass sich umgekehrt junge Familien um alleinstehende ältere Nachbarn kümmern, beim Einkaufen aushelfen und auch gemeinsam etwas unternehmen.
Passende Infrastruktur
Für Barbara Steffens ist das eine große gesellschaftliche Aufgabe, der sich alle stellen müssen. Denn auch das beste baulich altersgerechte Wohnen funktioniere nicht ohne das entsprechende soziale Umfeld. Und für eine solche, auch bezahlbare Infrastruktur, die letztendlich für alle Altersgruppen attraktiv ist, müssen die Kommunen beizeiten (also spätestens gestern) sorgen.
Die chronisch leeren kommunalen Kassen läßt sie nicht gelten: „Denn jeder vermiedene Monat stationäre Pflege spart Geld.“ Sie sieht dort riesige Einsparpotentiale.
Das wurde im Saal beifällig und auch mit persönlichen Beispielen anschaulich bekräftigt. Die Dinslakener Grünen und ihr Vorstand sind jedenfalls altermäßig gut durchmischt und für den Kampf um ein Alter in Würde auch langfristig gut aufgestellt: Einer ihrer Sprecher, Malte Kemmerling macht
gerade mündliches Abitur.
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
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