Moltkeschule Dinslaken: "Warum hört uns denn keiner?"

Schüler kämpfen für ihre Moltkeschule: Hier Johanna und Eva mit ihren Plakaten und Briefen. Foto: privat.
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An der Schul-Pinnwand hängen handgeschriebene Briefe und Plakate der Kinder. Johanna, Eva und Paula fragen: „Warum hört uns denn keiner?“

Im Schülerparlament haben Johanna, Eva und Paula gelernt, dass in einer Demokratie alle Seiten angehört und Argumente ergebnisoffen ausgetauscht werden, bevor Entscheidungen fallen. Darum verstehen Paula und ihre Mitschüler nicht, warum die Moltkeschule geschlossen werden soll. So war es in einer kleineren Auflage zu lesen, obwohl ja noch gar keine Entscheidung im Stadtrat gefallen ist. Das war für die Kinder ein kleiner Schock. Sie haben Briefe auch an Dinslakens Bürgermeister Dr. Heidinger geschrieben, der ja seinen Wahlkreis in Barmingholten hat: Sie möchten ihre Argumente für den Erhalt ihrer Schule vorbringen dürfen.

Denn so wie es aussieht, ist die Moltke-Schule in Barmingholten unverschuldet zwischen die städtischen Zuständigkeiten von Oberhausen und Dinslaken geraten. Beide Städte haben einen Kooperationsvertrag und hatten die Moltkeschule erst 2006 aufwendig und auch schon barrriefrei renoviert, um die Gemeinschaftsgrundschule für die nächsten 20 Jahre fit zu machen. Inklusion wird hier erfolgreich vorgelebt!

Für viele Familien war dies auch ein Grund („Kurze Beine, kurze Wege“) sich überhaupt in Barmingholten anzusiedeln. Gerade diese jungen Familien sind die Zukunft jeder Stadt und sie kommen nur, wenn ihnen auch ein ansprechendes Umfeld geboten wird.

Kleinstädtische Abgrenzungsversuche

Dass im heutigen Europa der Regionen plötzlich Stadtgrenzen wieder zum Spielball kleinstädtischer Abgrenzungsversuche werden, ist für viele Barmingholtener unverständlich. Zu viele Oberhausener Schüler würden auf die Moltkeschule gehen, heißt es. Der Stadtteil selbst sieht sich natürlich als Einheit – egal, wie die Stadtgrenzen formal verlaufen – und Oberhausen zahlt ja auch für „seine“ Schüler und hat signalisiert, dass es sich, trotz eigener angespannter Haushaltslage, an möglichen Sanierungskosten beteiligen will.

Großer Beratungsbedarf vorhanden

Unbestritten ist, dass auch Dinslaken kaum um Schulschließungen herum kommen wird. Was auch angesichts des demografischen Wandels (immer weniger Kinder werden geboren) ja keine wirkliche Überraschung ist.
Und es gab auch eine Anhörungen durch die Schulderzernentin, jedoch sickerte schnell durch, dass die Moltkeschule wohl auf der internen Streichliste der Stadt stehen würde. Besonders unverständlich für Eltern und Schüler ist auch, dass die Moltkeschule in die städtische Sanierungsgesellschaft aufgenommen werden soll. Da der Renovierungsbedarf im Vergleich zu vielen anderen Dinslakener Schulen eher gering ist. Die Turnhalle wäre mal dran. Aber der Schulhof mit seinem tollen Klettergerüst und vor allem die Gebäude sind vorbildlich saniert und renoviert. Um so unverständlicher ist daher für viele, wenn so eine Schule geschlossen werden sollte. Die zudem im Empfinfen der Bürger als Ankerplatz den ganzen Stadteil prägt und in die schon so viel Geld investiert wurde. Nach Meinung der Schüler, Eltern und Lehrer ist da noch großer Beratungsbedarf vorhanden und es sollten keine Entscheidungen übers Knie gebrochen werden.

Am 13. Dezember von 15 bis 16.30 Uhr trifft sich der „Runde Tisch Barmingholten“ im Barmingholtener Vereinshaus, Sterkrader Str. 14, 46539 Dinslaken. Weitere Tagesordnungspunkte u.a. Betuwe-Linie (Einspruchsfrist endet am 18.12.12) und Straßenführung Holtener-, Jäger- und Hühnerstraße / Schutzmaßnahmen).

Leserbriefe an den Niederrhein Anzeiger:

Moltkeschule: Schule der Zukunft

Als wir uns im Frühjahr 2009 zum Kauf eines Hauses in Oberhausen Barmingholten entschlossen, war ein Hauptgrund für die Wahl des Stadtteils, die fußläufig erreichbare Grundschule, denn unser damals Sechsjähriger sollte im Sommer eingeschult werden.
Die Schulbezirksgrenzen waren gerade aufgehoben worden und wir Eltern waren sensibilisiert dafür, Qualitätsmerkmale an den unterschiedlichen Grundschulen zu vergleichen.
Die Moltkeschule überzeugte uns. Sie ist eine am südlichen Stadtrand vom Dinslaken liegende Gemeinschaftsgrundschule, die sowohl von Dinslakener als auch von Oberhausener Schülern besucht wird. Sie ist eine kleine Schule, die barrierefrei ist und durch 3 Sonderpädagogen und 2 Integrationshelfer integrativen Unterricht ermöglicht. Sie wurde als Schule der Zukunft im Rahmen der Agenda 21 zertifiziert und wiederholt aufgrund der pädagogischen Arbeit ausgezeichnet, unlängst mit dem Klasse 2000 Zertifikat 2012/14.
Leider steht die Auflösung der Moltkeschule angesichts der wirtschaftlich angespannten Lage der Stadt Dinslaken in der politischen Diskussion. In zwei Standortkonferenzen, an denen ich mit anderen engagierten Eltern teilnahm, wurde gemeinsam mit der Direktorin der Schule, Lehrern und Vertretern der Stadtverwaltung die Zukunft der Schule diskutiert. Während es in der ersten Standortkonferenz noch darum ging, ein Raumkonzept zu entwickeln, das auf die pädagogische Arbeit abgestimmt ist, und notwendige Sanierungsmaßnahmen angesprochen wurden, wurde in der zweiten Standortkonferenz seitens der Verwaltung bereits die Schließung der Schule nahe gelegt.
Das Hauptargument dafür ist, dass die Schule überwiegend von Oberhausener Schülern besucht und die Zahl der Dinslakener Schüler in Zukunft sinken würde. Diese Behauptung stimmt mit den tatsächlichen Zahlen nicht überein. Die Schule zieht aufgrund der sozialen und fast familiären Atmosphäre Kinder und ihre Eltern aus dem gesamten Stadtgebiet Dinslakens an. Außerdem wurden für die Moltkeschule laut Prognose bis 2017/18 steigende Schülerzahlen ermittelt, was angesichts verschiedener Neubaugebiete in Oberhausen/Barmingholten nicht verwundert. Seit August 2005 besteht eine öffentlich-rechtliche Vereinbahrung zwischen der Stadt Dinslaken und der Stadt Oberhausen, die besagt, dass die Stadt Dinslaken die Aufgabe des Schulträgers für die Beschulung der Kinder aus dem Ortsteil Oberhausen Barmingholten übernimmt. Bei den unlängst veröffentlichten voraussichtlichen Schülerzahlen wurden diese nicht berücksichtigt. Allein die in Dinslaken Barmingholten wohnhaften zukünftigen Schulkinder wurden ausgezählt und die Aufhebung der Schulbezirksgrenzen dabei beflissentlich außer Acht gelassen.
Laut Beschluss des Schulausschusses der Stadt Dinslaken vom Dezember 2006 sollte der Standort Moltkeschule langfristig erhalten bleiben. Zur Sicherung des Standortes und der angemessenen Unterbringung der Schülerinnen und Schüler sowie des offenen Ganztagsangebot wurde der Altbau der Schule durch finanzielle Unterstützung der Stadt Oberhausen und durch Bundesmittel saniert. Die Sanierungsarbeiten wurden im Sommer 2008 erfolgreich abgeschlossen. Das Konzept zur Sicherung eines qualitativ hochwertigen und wohnortnahen Grundschulangebotes der Landesregierung vom Dezember 2011, das auf ein „pädagogisch sinnvolles sowie schulorganisatorisch machbares Schulangebot auf der einen und eine wohnortnahe Schulversorgung auf der anderen Seite“ abzielt, könnte an der Moltkeschule realisiert werden. Deshalb ist es für mich nur schwer nachvollziehbar, warum eine als Schule der Zukunft ausgezeichnete Grundschule, keine Zukunft mehr haben soll und die bisher gelungene interkommunale Zusammenarbeit zwischen Dinslaken und Oberhausen aufs Spiel gesetzt wird.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christine Keidel aus Dinslaken

Moltkeschule: Fairplay geht anders

Eltern müssen kämpfen. Eltern kämpfen auch. Immer wieder und an vielen Fronten. Zur Zeit kämpfen viele Eltern gegen die Schließung von Schulen im Dinslakener Stadtgebiet.

Gut ist, wenn man weiß gegen wen man kämpft, wer seine „Gegner“ sind. In Zeiten leerer Stadtkassen bzw. von Haushaltsdefiziten scheint die Sache bei den Schulen klar. Der ökonomische Gedanke und ein verantwortlicher Umgang mit Steuergeldern wird nicht zuletzt vom Bürger erwartet. Die Verwaltung unserer Stadt hatte den Auftrag, alle Schulen auf den Prüfstand zu stellen, die Fakten zusammenzutragen und entscheidungsfähig, aber objektiv den politischen Entscheidungsträgern vorzulegen.

Wer von den Eltern aber den gesamten Prozess verfolgt hat, wer erlebt hat, wie diese Verwaltung, allen voran Dezernentin Jahnke-Horstmann, Fakten völlig außer Acht lässt, aus dem Zusammenhang gerissen stellenweise gezielt zu einem negativen Bild formt, und dann präsentiert, wie es gerade passt, der kann bei der Festmachung des „Gegners“ zu einer anderen Überzeugung gelangen.

Versucht hier jemand nach eigenem Gusto seine persönlichen Vorstellungen durchzudrücken? Angesichts der zu beobachtenden Vorgehensweise der Dezernentin scheinen ihre populären Aussagen wie „wir wollen die bestmögliche Ausbildung für alle Kinder Dinslakens ermöglichen“ oder „der Elternwille entscheidet“ nur Lippenbekenntnisse zu sein.

Wer durchaus emotional vorgetragene Elternsorgen schnell mal als Polemik abtut und den Auftrag zur Prüfung weiterer Finanzierungsmöglichkeiten aus der Hüfte heraus als zwecklos ansieht, der verwaltet an den Bürgern vorbei, liebe Frau Jahnke-Horstmann. Es verwundert schon, dass man im Falle der Moltkeschule einen Kontakt zur Stadt Oberhausen verneint, obwohl Oberhausen im Oktober diesen Jahres schriftlich signalisiert hat, dass man an der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung festhalten möchte und sich auch eine Beteiligung an den Sanierungskosten vorstellen kann. Passt diese Aussage des 1. Beigeordneten der Stadt Oberhausen, zuständig für Familie, Bildung und Soziales, zur Zeit nicht in die eigene Strategie zur Schließung der Schule?

Wer in schönen Powerpoint-Präsentationen mit bunten Bildchen zeitgemäße Pädagogik proklamiert, dann aber solche bereits bestehenden Systeme schließen will, der darf sich nicht wundern, wenn man offen über seine Integrität nachdenkt.

Zum Glück lässt sich die Dinslakener Politik, ob des geschickt gewählten Zeitpunktes zur Beschlussvorlage, nicht ohne Weiteres vor diesen Karren spannen und fordert zu Recht mehr Beratungszeit für solch zukunftsweisende Entscheidungen. Bleibt wie immer im Leben die Frage nach dem Motiv für diesen Alleingang der Verwaltung. Ein Schalk, wer böses dabei denkt.

Eine besorgte Mutter
Denise Eickhoff

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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