Gelebte Inklusion: Ausbildung für junge Menschen mit Behinderung
Kleine Hürden können gemeistert werden

V.l.: Margot Spieler (Lebenshilfe), Petra Blankenburg (Ausbildungsbeauftragte), Mutter und Lehrerin von Niklas Schröder, Leslie Unterberg Behindertenbeauftragte), Jan-Hendrik Roth, Kaan Caglayan und Niklas Schröder.  | Foto: JP
  • V.l.: Margot Spieler (Lebenshilfe), Petra Blankenburg (Ausbildungsbeauftragte), Mutter und Lehrerin von Niklas Schröder, Leslie Unterberg Behindertenbeauftragte), Jan-Hendrik Roth, Kaan Caglayan und Niklas Schröder.
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Kaan Caglayan ist 21 Jahre alt. Nach dem bestandenen qualifizierten Realschulabschluss absolvierte er vor zwei Jahren am Dinslakener Berufskollege sein Fachabitur. Seit September letzten Jahres ist der Azubi in der Dinslakener Stadtverwaltung. Seine Behinderung: eine Tetraspastik.
Niklas Schröder ist 14 Jahre alt und besucht die Realschule in Voerde. Zu seinem Schülerpraktikum kam er nur mit Hilfe der Behindertenbeauftragten der Stadt Dinslaken. Durch die Krankheit Arthrogryposis Multiplex Congenita sitzt er im Rollstuhl und ist im Alltag auf Unterstützung angewiesen.

Mit diesen beiden jungen Männern möchte Leslie Unterberg vor allem Mut machen: „Wenn Unternehmer einen Menschen mit Behinderung einstellen möchten, aber nicht wissen, welche Unterstützung sie bekommen würden, dürfen sie sich gerne an mich wenden.“ Und soll nicht heißen, dass große Umbauten für einen Angestellten mit Behinderung getätigt werden müssen. Ähnliche Frage beschäftigte auch Jan-Hendrik Roth. Als Geschäftsführer sprach die Behindertenbeauftragte mit ihm, ob er sich vorstellen könne, Niklas einen Schüler-Praktikumsplatz zu stellen. Er sagte zu und hat nach knapp drei Wochen Praktikum nur Lob für Niklas über: „Deine Aufnahmefähigkeit, dein Engagement und die erbrachte Arbeitsleitung sind sehr gut. Im Ergebnis kann keiner feststellen, ob Du eine Behinderung hast oder nicht.“ Niklas beschäftigte sich mit unterschiedlichen Programmiersprachen und machte Recherchen. „Es macht mir großen Spaß und bestätigt meinen Berufswunsch, Spiele-Programmierer zu werden“, sagte Niklas dazu.

Auch Kaan Caglayan hat viel zu erzählen. Über ein Jahr und an die 90 Bewerbungen hat er geschrieben. „Ich dachte Realschulabschluss, Fachabi, vielleicht ein kleiner Behindertenbonus aber nicht, es so schwierig werden würde!“ Unzählige Eignungstest habe er mitgeschrieben, alle ohne Erfolg. Bei Absagen immer der Standardsatz. Dass machte Kaan sehr traurig. „In der Zeit habe ich das Haus kaum verlassen, weil ich niemanden mit meiner schlechten Laune anstecken wollte.“ Sein großer Wunsch, einen Ausbildungsplatz bei der Stadtverwaltung Dinslaken zu bekommen, hat erst im zweiten Anlauf geklappt. Jetzt ist er sehr glücklich. „Ich konnte erst gar nicht glauben. Es hat geregnet und war am späten Nachmittag. Ich war auf dem Heimweg, da hielt eine Radfahrerin an und sprach mich an: Herr Caglayan, die sind dabei!“ Erst ein paar Minuten später begriff Kaan, dass die Frau Petra Blankenburg von der Stadt Dinslaken war. Sie war auf dem Nachhauseweg, am selben Tag ist einer der Bewerber abgesprungen und so war die Ausbildungsstelle für ihn frei. Ein paar Tage später bekam der die Zusage schriftlich.

Die Erfahrung der Stadtverwaltung, welche räumlichen Barrieren beiseite geschafft werden müssen, können gemeistert werden. "Wir haben für Kaan
 einen höhenverstellbaren Schreibtisch und einen speziellen Bürostuhl bestellt. Dieser wird, während der Ausbildungszeit, mit ihm durch die Abteilungen ziehen", so Petra Blankenburg.

Autor:

Janutschka Perdighe aus Dinslaken

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