Kandidat privat 2014: Große Koalition mit eigenen Zitronen
In der NA-Reihe „Kandidat privat“ stellen wir bis zur Kommunalwahl am 25. Mai 2014 die Bürgermeister-Kandidaten und Landrats-Kandidaten der hiesigen Wahlkreise vor: Kreis Wesel. Dinslaken. Christiane Seltmann tritt für die CDU an: Als Landrats-Kandidaten im Kreis Wesel.
Ein ganz normaler Sonntagmorgen: Ein schwarz-weißer Hund tollt im Garten. Und es gibt Kaffee. Ein ganz normales Paar schenkt ihn mir ein, nur: Christiane Seltmann und ihr Lebensgefährte RA Bernd Rohde haben während des Wahlkampfs meist unterschiedliche Termine.
Er muss gleich zum SPD-Jahresempfang. Auch sie war in den letzten Tagen unterwegs: Bei CDU-Veranstaltungen im Kreis, meist nach Feierabend, Christiane ist auf Wahlkampf-Tour. Überall große Neugier auf diese CDU-Kandidatin, die den langjährigen SPD-Landrat Dr. Ansgar Müller nach dessen zweiter Amtszeit im Kreishaus herausfordert!
Wo die Liebe hin fällt...
Viele Fragen und spannende Diskussionen. Deswegen freut sich Christiane Seltmann heute ganz besonders erstmal auf einen ausgiebigen Spaziergang mit Artus, so heißt der Border-Colli der Beiden. Artus springt sich im Garten schon mal warm und lockt mit dem Ball.
OK, kommen wir bei Frauchen und Herrchen gleich mal zur Sache: Damit der arme Hund nicht noch länger warten muss. Wie kommen also ein „roter“ Stadtverordneter und die „schwarze“ Justiziarin der SPD-geführten Stadt Dinslaken zusammen?
Und wie geht das?
Unter CDU-BürgermeisterinSabine Weiss war Christiane Seltmann auch für die Koordination und Zusammenarbeit des Rates mit der Stadtverwaltung zuständig. So hatten die Frau Justiziarin und der Ratsherr öfter mal miteinander zu tun. Ernst wurde es (beide überlegen heftig, aber vergebens, was wohl damals eigentlich konkret der politische Anlass war), sagen wir, als mal wieder eine völlig verfahrene Situation im Rat zu koordinieren war. Und man deswegen in einem Hintergrund-Gespräch „die Kuh vom Eis“ holen sollte.
Oft sehr überrascht
Ja, wo die Liebe hin fällt, entfällt einem so manch anderes. Jedenfalls haben sich die beiden Juristen an diesem Abend geeinigt, aber auch persönlich schätzen und lieben gelernt. Der Bernd konnte es relativ unkompliziert seiner Fraktion mitteilen: “Ach, übrigens...“.
Christiane Seltmann ist das etwas schwerer gefallen: schon 2007 zogen sie dann aber auch ganz offiziell zusammen. Schließlich sind beide Profis in ihren Jobs.
Und auch wenn man sich austauscht – niemals aber über vertrauliche Entscheidungen vor Abstimmungen und ähnlichen Vorgängen.
Eher im Gegenteil: Oft sind beide anschließend sehr überrascht, vielleicht überraschter als mancher Parteifreund. Na gut, schreiben wir mal so: Im optisch schwarz-weiß (nicht etwa rot-schwarz) geteilten Hunde-Antlitz von Artus scheint sich diese strikte Trennung zwischen privat und politisch widerzuspiegeln. So aufmerksam hört der brave Hund gerade zu und blickt, wie die Porträtistin, von Frauchen zu Herrchen und wieder zurück. Ja fein!
Zuständig für...
Seit 1994 ist Christiane Seltmann Beamtin der Stadt Dinslaken. Die gebürtige Bochumerin studierte auch dort Jura, absolvierte ihr Referendariat am OLG Düsseldorf und arbeitete schon in einer Rechtsanwaltskanzlei. Dann „Verwaltungs-Erfahrung sammeln“ bei der Kassenärzlichen Vereinigung. Heute leitet Christiane Seltmann den städtischen Geschäftsbereich „Bürgerservice, Recht und Ordnung“ mit rund 145 Mitarbeitern. Und ist damit zuständig für Feuerwehr, Fachdienst Öffentliche Ordnung, Bürgerbüro, „Ausländerwesen“ und - ja auch ! - für das Standesamt, für Fachdienst Recht und den Behinderten-Beauftragten.
Neben wirklich „breitem“ juristischen Fachwissen ist auch Fingerspitzen-Gefühl gefragt und Sinn für das Machbare. „Beliebt macht man sich da nicht unbedingt. Aber Kompromisse, Lösungen müssen einer juristischen Prüfung standhalten. Ganz wichtig: Sich immer selbst ein Bild vor Ort machen. Und das gilt ja auch für die Politik.“, erläutert Christiane Seltmann. Bernd und Artus nicken. Besonders an der Stelle mit dem Standesamt. Scheint mir.
Aus politischer Familie
Wie sie zur Politik gekommen ist? „Schon in der Schule. Ich habe auch Demonstrationen organisiert. Meine ganze Familie hat gern politisch diskutiert. Wir waren vier Kinder zu Hause. Da lernt man von selbst seine Interessen zu vertreten. Mutter Hausfrau, Vater Bauingenieur, der zum Ausgleich im Garten arbeitete. Wir Kinder wurden da selbstverständlich mit herangezogen. Heute weiß ich das wirklich zu schätzen: Was gibt es Besseres als Gemüse oder Obst aus dem eigenen Garten?“.
Und da sind wir auch schon am großen beheizten Gewächshaus angelangt und es duftet nach Zitronen: „Im Jahr ernten wir bestimmt 100 Stück. Probieren Sie mal.“ (Wer macht schon so die Presse zur überzeugten Anhängerin der niederrheinischen Zitrone? Selbst die ungespritzte Schale kam dann noch bei einer Waffelback-Orgie zum Einsatz. Lecker!).
Dass Christiane Seltmann zudem nicht nur bei Bernd Rohde als ausgezeichnete Köchin gilt, und sich beide mit Freunden regelmäßig reihum zum Kochen, Klönen und Genießen treffen, ist bei solchen Zutaten kein Wunder. So, Artus, jetzt geht´s aber
raus!
Lesen Sie hier ein weiteres Interview mit Christiane Seltmann!
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
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