Kandidat Privat 2013: Tom Wagner (Grüne) "Ziemlich bester Verkehrsplaner"

Tom Wagener mit Claudia Roth.
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Wahlkreis 113/ Wesel I. Voerde. Hünxe. Es war 1985, als die Eltern von Tom Wagener (* 1974) mit ihren drei Kindern aus der Nähe von Wroclaw (dem alten Breslau) in die alte BRD übersiedeln konnten. Beide hatten in einer polnischen Lkw-Fabrik gearbeitet: Vater als Disponent für Warenanlieferung, Mutter im Kaufmännischen. Vom berühmten Auffanglager für Spätaussiedler in Friedland ging es nach Hagen. Wo Tom dank seiner älteren Schwester von der Hauptschule (Deutsch in ein paar Monaten gelernt!) mit dieser direkt ins Gymnasium wechseln konnte.

Er fand schnell Anschluss, auch weil er gut in - Fußball war. An „blöde Situationen“ wegen seiner Herkunft aus Polen kann er sich heute nicht erinnern. Im Gegenteil, alle drei Geschwister erfuhren viel Unterstützung. Auch durch engagierte Lehrer, die ihnen sogar in der eigenen Freizeit beim Lernen halfen.

Tom Wagener erinnert sich an die Kinderjahre zuvor, als er als kleiner Junge Panzer durch seine Stadt Wroclaw fahren sah. Und an die Ängste der Eltern während der Verhängung des Kriegsrechts. Die politischen Hintergründe hat er damals noch nicht verstanden.

„Ziemlich beste Freunde“

Tom Wagener konnte sich früher nicht vorstellen, jemals in einer Partei aktiv zu sein. Engagiert hat er sich bei konkreten Projekten, bei den Pfadfindern, als Klassensprecher, Schulsprecher und dann im Studentenparlament während seiner Uni-Zeit in Bochum. Zivildienst leistete er als Begleiter von behinderten Menschen beim Arbeiter Samariter Bund. „Ziemlich gute Erfahrungen“ (in Anspielung auf den wunderbaren Film „Ziemlich beste Freunde“), die ihm bis heute als Verkehrsplaner in Sachen Barrierefreiheit helfen: Er weiß, wie viele Hindernisse Rollifahrer im Alltag überwinden müssen! Die Uni verließ er als Dipl. Ing. / Bauingenieur mit Schwerpunkt Verkehrsplanung.

Und heuerte ab 2000 fünf Jahre in einem großen Münchner Verkehrsplanungsbüro an. Kann von sich sagen, dass er 40 Kilometer an der A 72 Richtung Osten und am neuen Stuttgarter Flughafen mitgeplant und gebaut hat. In München auch: Engagement bei Greenpeace und Amnesty International. Sein Interesse an den Grünen wurde geweckt. Und er hat dort auch die Frau seines Lebens gefunden: Eine vom Niederrhein!
Als die erste Tochte Nele kam, nahmen die jungen berufstätigen Eltern gern das Angebot von Oma und Opa an, sich um die Kleine zu kümmern, sie zogen zu ihnen nach Neukirchen-Vluyn. Tom fand einen interessanten Verkehrsplaner-Job in Köln bei der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen. Wo er z. B. Szenarien für Unfälle mit Rollstuhlfahrern in Tunneln erforschte.

Viele seiner Ergebnisse sind in die neuen Leitlinien des Bundesverkehrsministerium eingeflossen. Heute arbeitet er als Verkehrsplaner für die Kottwowski Ingenieursgesellschaft mbH in Kalkar, die schwerpunktmäßig in den Kreisen Kleve und Wesel tätig ist. Und macht z. B. Bushaltestellen für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen oder Rollatoren fit. Auch wenn er dann manchmal erleben musste, wie frisch umgerüstete Haltestellen aufgegeben, die Buslinie auf Ruf-Taxi umgestellt wurden. Oft stellt er auch in Bauausschüssen und Bürgerversammlungen Verkehrsplanungen vor. Und wünscht sich noch mehr Bürgerbeteilung, um betroffene Bürger basisdemokratisch besser einzubinden. Er ist in Neukirchen-Vluyn Sprecher seiner Partei, und dort in den Ausschüssen Bildung, Kultur, Sport, Bau- und Stadtentwicklung aktiv.

Kein Weltverbesserer - sondern Problemlöser

Auf grüner Landesebene ist er bestens vernetzt und Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft für Verkehr (wie die Grünen ihr Gremium nennen). Weil er selbst mit Öffentlichen Verkehrsmitteln einfach beruflich zu schlecht angebunden ist, fährt er mit dem Auto zur Arbeit. Hofft aber politisch langfristig zur Verbesserung des ÖPNV beitragen zu können.

Seine Tochter Nele hat ihn übrigens endgültig zum Vegetarier bekehrt: „Wenn ich Fleisch sehe, kommt es mir hoch. Die heutige Massentierhaltung ist nur furchtbar. Daher isst sie kein Fleisch. Und ich konnte Nele das einfach nicht erklären, warum ich gequälte Tiere esse.“ Wagener sieht sich nicht als Weltverbesserer. Auch wenn er (ebenfalls vorbildlich grün) aktiver Nichtraucher ist.

„Das hört sich vielleicht ein bisschen pathetisch an. Aber ich kandidiere für den Deutschen Bundestag, weil sich dringend etwas ändern muss: Unsere Schulen verfallen, Frauen können oft immer noch nicht Familie und Karriere verbinden, weil die Gemeinden einfach zu wenig Geld für Kitas und Schulen haben. Schwimmbäder und Straßen sind oft in erbarmungswürdigem Zustand. Die öffentliche Verschuldung wächst. Unsere Natur, unsere Umwelt wird zum Zweck der Gewinn-Maximierung einiger Weniger ausgebeutet und zerstört. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer.“.

Tom Wagener sieht sich als einen, der für Alternativen kämpft: „Für soziale Gerechtigkeit und den Erhalt unserer Umwelt für uns und unsere Kinder.“. Es waren mehr die Rollstühle als die Panzer, die ihn dazu gebracht haben.

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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