Dinslaken Zeche Lohberg: "Glück aus" und vorbei!
Zu spät: Läßt man die RAG Immo auf Lohberg unüberlegt den falschen Förderturm abreißen?
Es war ein traurig stimmender Kompromiss mit den RAG Immobilien-“Vermarktern“. Erst sollte wohl alles an Fördertürmen auf Lohberg verschrottet werden, um dem Makler-Traum von „nachindustrieller Nutzung“ größere Flächen-Chancen zu geben.
Als Kind der Zechen- und Nachbarstadt Oberhausen hatte NRW-Bauminister Mike Groschek (SPD) wohl an die Kumpel gedacht, die letzte Woche mit feuchten Augen als Zaungäste den Abriss ihrer Vergangenheit miterleben mussten. Er stimmte erst zögerlich im letzten Jahr dem zu, was Dinslakens Verwaltung mit RAG Montan Immobilien vorverhandelt hatte. Das eigens für die eigentliche Kohleförderung selbst errichtete große grüne Fördergerüst bleibt erstmal, wie auch der denkmalgeschützte Teil der Zechengebäude, als großer Rest der vertrauten Lohberger Wahrzeichen stehen. Was einen Traum vom modisch bepunkteten „Kreativ.Quartier.Lohberg“ ermöglichen soll.
Da hing doch unser Leben dran...
Der kleine Förderturm aber, jahrzehntelang Hoffnungsträger für das „Glück auf!“ der Kumpel mit ihrem Arbeitsmaterial, wird jetzt von einer „Rückbau“- Firma aus Bottrop abgerissen. Wieder ein Wahrzeichen heimischer Industriekultur weniger.
Unter den Augen vieler Schaulustiger und ehemaliger Bergleute wurde das knapp 50 Meter hohe und rund 300 Tonnen schwere Gerüst in Angriff genommen. Da wurden viele Erinnerungen bei den Zuschauern wach. Und auch Wehmut machte sich breit.
„Das ist schon ein komisches Gefühl, wenn man sieht, wie hier das Dach abgenommen wird. Das Schachtseil war unsere einzige Verbindung sowohl nach unten als auch nach oben. Da hing unserer Leben dran. Und das zweimal am Tag: Beim Einfahren und beim Ausfahren. Das Schachtgerüst war für uns Bergleute eigentlich noch wichtiger als der Kohle-Förderturm.“, so Norbert Bruckermann vom Förderverein Fördertürme Bergwerk Lohberg.
Neues Schachtgerüst für Wasserhaltung geplant
Für ihn und seine Mitstreiter ist der Abriss besonders schmerzlich und auch unverständlich, weil schon in einem knappen Jahrzehnt hier ein neues Schachtgerüst, für die (dann notwendige) Wasserhaltung am Standort Lohberg gebraucht wird. Bruckermann weiter: „Da hätte man ja auch den alten Schacht für nützen können. Auch weil die neue Anlage wohl kaum architektonisch mit der alten mithalten kann“. Doch der RAG waren bis dahin wohl die Unterhaltskosten für das Schachtgerüst zu teuer.
Wer jetzt auch den Zechen-Blues bekommen hat, der kann in der sehenswerten Ausstellung „ABBAU“ noch ein bisschen in Zechen-Nostalgie schwelgen. Die Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe zeigt bis zum 21. März, während ihrer Geschäftszeiten an der Friedrich-Ebert-Straße, die fotografischen Werke von Rainer Höpken und Rüdiger Schütz. Beide Künstler haben aus unterschiedlichen Blickwinkeln den Verfall und Abbau der Zeche in rund 50 Werken eindrucksvoll eingefangen und diese einschneidende Umbruchszeit im Bild festgehalten. Weitere Infos auch unter: facebook.com/bergwerklohberg.
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
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