Kleingärten
Darf es auch etwas mehr Grün sein?
Hiesfeld. Mehr als 20 Kleingärten am Rymannshof sollen einer gepflegten Gemeinschaftswiese weichen. Das ist Teil einer vom Gelsenkirchener Wohnungsbauunternehmen geplanten Modernisierung. 80 ehemalige Werkswohnungen der 1914 angefahrenen und 2005 stillgelegten Zeche Lohberg und 45 weitere Vivawest-Wohnungen an der Ziegelstraße und an der Fichtestraße sollen auf den aktuellen Stand des modernen Wohnkomforts gebracht werden.
Das reicht von den Kellerräumen über die Türen und Fenster bis hin zur energiesparenden Fassadendämmung. Die Erdgeschosswohnungen am Raymannshof sollen Terrassen und die Geschosswohnungen sollen Balkone erhalten. Das hört sich gut an. Doch jeder Modernisierung folgt in der Regel auch eine Mieterhöhung. Doch nicht nur das macht den Vivawest-Mietern am Raymannshof Bauchschmerzen.
Noch mehr fürchten sie um ihre seit Jahrzehnten gewachsene Kleingartenidylle vor ihrer Haustür. Die mehr als 20, unterschiedlich großen, Kleingärten gehörten früher wie selbstverständlich zu den Zechenwohnungen. Wie Kleingärtnerin Ilona Puhlmann berichtet, haben sie und ihre Gartennachbarn, im März eine Aufforderung der Vivawest erhalten, ihre Gärten bis Ende August zurückzubauen. "Ich weiß gar nicht, wie ich das schaffen soll, auch wenn uns die Vivawest ihre Hilfe angeboten hat", sagt Puhlmann.
Auch wenn einige der Kleingärten am Raymannshof zurzeit leerstehen, empfinden die aktiven Kleingärtner, der älteste von ihnen ist 93 Jahre alt, ihre Gartenanlage als eine grüne Oase und als ein Stück Lebensqualität, dass sie gegen keine noch so schöne Gemeinschaftswiese oder eine Parkanlage eintauschen wollen. Puhlmann und ihre Gartennachbarn haben bereits einen Brandbrief, samt Unterschriftenliste, ans Rathaus geschickt.
Wie der stellvertretende Bürgermeister Eyüp Yildiz (SPD) bestätigt, wollen seine Fraktion und er nach einem Ortstermin am Raymannshof, am 18. Juni das Gespräch mit der dreiköpfigen Geschäftsführung von Vivawest suchen, um nach einer Lösung des Zielkonfliktes zwischen urwüchsigem und zurechtgestutzten Grün vor der Haustür zu suchen. Dabei hoffen Puhlmann und der im Quartier aufgewachsene Yildiz, dass die Vivawest ihrem eigenen Selbstverständnis "Wohnen mit Herz" folgen möge. Bürgermeisterin Michaela Eislöffel ist bereits in Gesprächen mit Vivawest und hat im Rahmen ihrer Funktion als Vermittlerin ein Gespräch mit der Bezirksleiterin jetzt im Juni angesetzt. Weitere Gespräche mit den Mietern sollen im Anschluss erfolgen.
Ilona Puhlmann lässt keinen Zweifel daran, dass auch die Kleingärtner, die ihre Parzelle am Raymannshof bisher mietfrei nutzen, bereit wären, einen Mietzins zu bezahlen, um die Kleingartenidylle vor ihrer Haustür zu erhalten. Und der stellvertretende Bürgermeister erinnert die Vivawest an ihre Wurzeln. Die Gesellschaft wird von der RAG-Stiftung, Evonik und von der IGBCE getragen. Sie vermietet landesweit 120.000 Wohnungen, von denen sie pro Jahr rund 15.000 modernisiert.
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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