Bärbel Höhn in Japan: "Konnichiwa Höhn-San"
Die grüne Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn vom Wahlkreis Sterkrade / Dinslaken leistete jetzt in Japan politische Geburtshilfe und schickte dann sogar privat Fotos von diesem historischen Ereignis:
Beim Gründungsparteitag der japanischen Grünen in Tokio überreichte sie als Ehrengast symbolisch ein deutsches Grundsatzprogramm ihrer Partei in Buchform.
Geschenk aus Deutschland
Das Büchlein mit dem Titel „Die Zukunft ist grün“ nahm die frisch in Japans Parteispitze gewählte Studentin Uiko Hasegawa (Foto) im Kimono entgegen, es soll die junge Schwester-Partei im Kampf gegen die Atom-Lobby vor Ort stärken. Nun gut, es muss erst noch ins Japanische übersetzt werden. Das Ur-Programm der Grünen aus den deutschen 80ern aber floss, bereits übersetzt, teilweise in das Programm der jüngsten Partei Nippons ein. So Bärbel Höhn.
MdB und Ex-Ministerin Höhn fühlte sich ein wenig an ihre eigenen grünen Anfänge erinnert. Obwohl man/frau sich davor hüten solle, die damalige Gründungs-Situation hier mit der heutigen in Japan zu vergleichen.
Ein wesentlicher Unterschied: Um hier eine neue Partei zu gründen, braucht es eine ausreichende Zahl Unterschriften, in Japan braucht man erstmal viel Geld. Den Behörden dort gilt dies als Zeichen politischer und gesellschaftlicher Seriosität, berichtet die MdB. Daher sei die grüne Bewegung vor Fukushima eher klein gewesen und weit von einer Partei-Gründung entfernt. Als rohstoffarmer Inselstaat hatte Japan nach der Ölkrise in den 70ern vollständig auf Atomkraft umgestellt.
Doch nach der Kraftwerks-Katastrophe im März 2011 haben sich erstmals auch viele junge Leute gegen Atomkraft engagiert. Darunter auch viele junge Frauen, was laut Bärbel Höhn in Japan mit seinen traditionellen Rollenmustern nicht selbstverständlich war.
Umdenken nach Fukushima
Aber auch viele Ältere, die sich noch an Hiroshima und die Folgen erinnern, gehen wieder auf die Straße.
Über 15.000 Atomkraftgegener demonstrierten zuletzt im Regierungsviertel von Tokio. Das Vertrauen in die etablierten Parteien fand unsere hiesige MdB dort erschüttert, auch da inzwischen schon ein Atomkraftwerk wieder eingeschaltet wurde.
So wollten nun viele Japaner aktiv im Parlament Einfluss auf die Energiepolitik ihres Landes nehmen und spendeten für die grüne Partei. Denn atomares Grauen war in den japanischen Alltag eingezogen: Mit verstrahlten Lebensmitteln und den nun für lange Zeit unbewohnbaren ehemals fruchtbaren Gebieten um Fukushima.
Die Sorge um die Zukunft hat ein neues Bewusstsein im traditionsbewussten Land der aufgehenden Sonne geschaffen.
Bärbel Höhn beriet in Tokio die fernöstlichen Mitstreiter: Die junge grüne Partei fordert die sofortige Abschaltung des neu aktivierten Reaktors Oi, insgesamt den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Sie will eine neue Politik mit regenerativen Energien aus Wind, Wasserkraft und Umrüstung auf Gezeitenkraftwerke. Aber Höhns Freundinnen und Freunde in Fernost setzen sich auch für demokratische Mitbestimmung, Gleichberechtigung von Mann und Frau, für ein neues Verständnis von „Wachstum“ ein.
Sofortiger Atomausstieg in Japan gefordert
Dinslakens Grüne um Beate Stock-Schroer, informiert über Bärbel Höhns News aus der Ferne, zeigten sich stolz auf ihre MdB und die neuen Freunde in Japan: „Wir sind sehr beeindruckt, was die dort in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Und dass unsere Bärbel dabei Patin stand, ist natürlich eine besondere Ehre auch für uns hier.“
(Erschienen im Niederrhein Anzeiger KW 36/12, cd).
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
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