„Zauberhafte Hexe“ - Anita Schröder-Veltzke öffnet ihre Gartenpforte
Vor langer, langer Zeit begab es sich, dass die Mystiker und Alchemisten eine ganz besondere Pflanze entdeckten. Sie war strauchartig und besaß nur unscheinbare kleine Blüten. Wenn man sie am Morgen betrachtete, lagen kleine Tropfen auf ihren Blättern. Man sagte, dass Feen und Elfen darin badeten. Deutlich später erkannte man, dass es sich nicht, wie ursprünglich angenommen, um Tautropfen handelte, sondern, dass die Blätter selbst des Nachts Wasser abgaben. Noch heute ist es die „Pflanze der Alchemisten“, denn ihre Fähigkeiten waren gerade für die Gesundheit der Frauen von unschätzbarem Wert.
„Sie hilft den Frauen bei Perioden- oder klimakterischen Schmerzen, sie hilft der Gebärmutter nach der Geburt sich wieder zusammenzuziehen und die Tropfen auf den Blättern sind das reinste Schönheitselixier“, erklärt mir Anita Schröder-Veltzke und streicht mit ihrer Hand sanft durch die Blätter jenes geheimnisvollen Strauches, namens Frauenmantel. Über 50 Heil- und Gewürzpflanzen wachsen in ihrem Garten.
Als ich mich in der Kleingartenanlage Averbruch zum Garten Nummer 66 bewege, höre ich schon ein fröhliches Bellen. „Blamier mich nicht, Fine. Sitz“, höre ich eine fröhliche Stimme und eine kleine Terrierdame wedelt aufgeregt mit dem Schwanz. Ich betrete einen Garten, der mich sofort voll und ganz einnimmt. Rosa Hortensien, weiße Rosen, Ringelblumen und ein großer Holunderbusch fallen mir sofort ins Auge. „Man sagt, da, wo ein Holunder zu voller Größe wächst, ist ein positiver Ort“, lächelt Anita und weist gleichzeitig auf den rechten Teil ihres Gartens, der sich in einem geordneten Chaos dem Wildwuchs verschrieben hat. Ein meterhoher Budlaya wächst empor, umschwirrt von vielen kleinen Schmetterlingen. „Was bringen schon Bienenhotels, wenn es danach für die Insekten nichts zu essen gibt.“ Recht hat sie und hier gibt es wirklich viel Nahrung für die Falter und Flieger. „Brennnesseln sind die beste Nahrung“, eine Pflanze, die von so manchem als leidiges Unkraut empfunden wird. „Sogar Pfauenaugen und Admirale haben sich hier wieder angesiedelt“, sagt die 67 Jährige und fängt gleich an, mir die Kostbarkeiten der Natur vorzustellen.
Da wäre zum Beispiel der gemeine Dost, ein Thymiangewächs, hervorragend für verschleimte Atemwege und Husten, das prostatastärkende Weidenröschen, der Jjob, der neben seiner antibakteriellen Kraft auch hautstraffend als Badeessenz fungiert, die Malve, auch altdeutsche Käsepappel genannt, mit der man hervorragend gurgeln kann, der herzstärkende Borretsch, oder die pink blühende Echincea, die das Immunsystem stabilisiert.
Aber auch einige der berühmten Bachblüten hat Anita Schröder-Veltzke in ihrer kleinen Oase kultiviert. Dr. Edward Bach ging in seinem therapeutischen Ansatz davon aus, dass die Energie von Blüten auf die psychische Konstitution Einfluss nimmt. Durch die psychische Wirkung könne man wiederum psychosomatisch Erkrankungen heilen. Grundsätzlich pflegt die passionierte Gärtnerin allerdings einen ganzheitlichen Ansatz. „Für mich haben sowohl die Schulmedizin, als auch die Heilpflanzen ihre Berechtigung. Man darf die Wirkung von Kräutern und Pflanzen auch nicht unterschätzen, schließlich sind sie die Grundlagen von vielen etablierten Medikamenten.“
Als ich wissen möchte, wie sie darauf gekommen ist, einen solchen Garten anzulegen, sehe ich in einen tiefen Blick der Erinnerung. „Schon als Kind hat mich meine Oma immer mit in die Wälder und Wiesen genommen und mir erklärt, was welche Pflanze ist. Sie müssen wissen, ich bin ein Mädchen aus dem Fichtelgebirge, dort gibt es viele Kräuterfrauen. Meine Kolleginnen haben mich damals immer „Waldschrat“ genannt, weil ich am liebsten draußen war.“ Die endgültige Entscheidung allerdings, einen Garten in der Kleingartenanlage Averbruch anzulegen, basierte auf einer räumlichen Veränderung. „Nachdem wir in eine Wohnung mit Balkon gezogen sind, hab ich das einfach zu sehr vermisst, ich brauchte einfach meine Oase, meine „grünes Zuhause“.
Und grün ist dieses Zuhause wirklich. Auf die Frage, wie sie es mit der Schädlingsbekämpfung halte, erfahre auch ich (nicht wirklich gartenunerprobt) etwas Neues. „Man nimmt die Stäbchen der Schachtelhalme (ausnahmsweise gekauft) und kocht diese zu einer Brühe auf, lässt sie zwei Wochen stehen und gibt danach zwei bis drei Tröpfchen Lavendelöl hinzu.“ Voilà, das „grüne Gift“ kann verwendet werden.
„Die Natur gibt uns so viel Freude, so viel Kraft, Inhalte die ich gerne teilen möchte“, sagt Anita und erklärt mir, dass sie eine der Personen sei, die an der „offenen Gartenpforte“ teilnehmen möchte. Was das ist? Privatpersonen öffnen ihren Garten und laden ein, sich ihren Garten anzuschauen. „Man kann sich unterhalten und austauschen, Gespräche, die über das Wetter und die hohe Politik hinaus gehen“, schmunzelt die gelernte Schneiderin. „25 Jahre habe ich an der VHS in Dinslaken Kurse zum Autogenen Training gegeben, Kraft, Stärke und Motivation, die mich nun antreiben, Menschen auch hier ein gutes Gefühl und einen Ruhepunkt zu bieten. Es gibt so wunderbare Dinge, die uns bereichern, die wir teilen sollten, denn schließlich lernt jeder von jedem.“ Die Kräuterhexe in ihrem ganzen Element. Anita Schröder-Veltzke öffnet ab August jeden 2. und 3. Sonntag in der Zeit von 11.30 bis 18 Uhr, ihren Garten für alle Besucher. Auch über Mütter mit Kindern freut sie sich sehr, denn genau wie bei ihrer eigenen Enkelin macht es ihr besonders Freude, den Kleinsten ein Stück der grünen Seele zu eröffnen. Kleingartenanlage Averbruch, Buchenstraße, Garten Nr. 66. Info:
Autor:Regina Katharina Schmitz aus Dinslaken |
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