Moers: Die Kaisers Buche ist gefällt

Mit einer unerwartet hohen Anteilnahme haben sich die Bürgerinnen und Bürger am vergangenen Montag von der Kaisers Buche in Moers-Schwafheim verabschiedet. Bei einer Überprüfung waren Restwandstärken von nur noch 5 bis 10 cm festgestellt worden. Damit konnte die Buche ihre eigene Last nicht mehr länger tragen und musste aus Gründen der Verkehrssicherheit kurzfristig gefällt werden.

Viele, die die Fällarbeiten durch die Fa. Keller vor Ort mitverfolgten, fragten sich, warum die Öffentlichkeit nicht bereits früher über die beabsichtigte Fällung informiert worden war. Dies ist kurz mit den Worten „Gefahr im Verzug“ zu beantworten. Der Kreis Wesel als Verkehrssicherungspflichtiger war gezwungen, unverzüglich zu handeln. Mit den aktuellen Erkenntnissen aus der Überprüfung in Verbindung mit der massiven Belaubung des Baumes hätte er im Schadensfall die volle Verantwortung für eintretende Schäden übernehmen müssen. Ein kurzfristiges Handeln war daher nicht abzuwenden.

„Hätte man nicht einfach die Äste einkürzen und damit die Buche doch noch retten können?“ war ebenfalls eine häufig gestellte Frage der Anwesenden. Mehr als verständlich, denn diese letzte in Frage kommende Lösung war die Schmerzlichste für alle Beteiligten. Auch und insbesondere für die Mitarbeiter der Kreisverwaltung, die den Baum über Jahre intensiv betreut und gepflegt haben und der ihnen deshalb besonders ans Herz gewachsen war. Es war insofern nur selbstverständlich, dass in der vergangenen Woche alle in Frage kommenden Möglichkeiten zur Rettung des Baumes vorbehaltslos erörtert und deren Erfolgsaussichten kritisch diskutiert wurden. Am Ende blieb aber die bittere Erkenntnis, dass es keine Rettungsmöglichkeiten gab.

Fachlich lässt sich die Situation ganz nüchtern beschreiben: Die einzige Möglichkeit zur Entlastung des Baumes wäre tatsächlich das Einkürzen der Äste gewesen. Wie sich aber in der Vergangenheit an anderen geschnittenen Kopfrotbuchen in Schwafheim gezeigt hat, sind nach derartigen Rettungsversuchen regelmäßig massive Rindenschäden entstanden. Diese entstehen immer dann, wenn die Baumrinde durch abruptes Entfernen der schattenspendenden Blattfläche und das Freistellen der Ast- und Stammbereiche einen Sonnenbrand bekommt. Dort entstehen dann neue Eintrittspforten für Schadorganismen, die dem Baum zusätzlich zusetzen.

Außerdem konnte man jetzt bei den Fällarbeiten sehr gut erkennen, dass die Restwandstärken tatsächlich noch geringer als vermutet waren und sich Schadpilze und Weißfäule bereits massiv ausgebreitet hatten. In Verbindung mit dem zum jetzigen Zeitpunkt totalen Verlust der Blattfläche als Assimilateproduzent führt ein derart massives Einkürzen von lange nicht mehr geschnittenen Kopfrotbuchen unweigerlich zum Absterben des Baumes. Da die alte Kaisers Buche das Einkürzen nicht verkraftet hätte, sollte ihr dieses Schicksal auch erspart bleiben.
Abschließend bleibt die Erkenntnis, dass die Fällung des Baumes richtig war. Aber es tut gut zu wissen, dass der Baum so viele Freunde hatte, die ihn verabschiedet und ihm die letzte Ehre erwiesen haben. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen wunderschönen alten Baum.

Autor:

Sabrina Selke aus Dinslaken

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