Aus der Landwirtschaft: Pflanzen brauchen jetzt zuerst Sonne und danach Regen

Blühende Landschaft in der Dinslakener Rheinaue im Herbst 2012. Foto: jape
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Das Warten hat ein Ende.
Nachdem die rheinischen Landwirte wochenlang in den „Startlöchern“ standen, ihre „Dieselrösser“ aber wegen der winterlichen Witterung „im Stall“ lassen mussten, nutzen zahlreiche Bauern die vergangenen Tage, um das Saatbeet zu bereiten und schon einmal die Rüben einzusäen. Die Äcker sind in einem guten Zustand. Der Boden ist durch den Wind in den vergangenen Tagen gut getrocknet und hat eine gute Struktur. Auch die Aussaat von Sommergetreide sowie das Pflanzen der Frühkartoffeln machten mittlerweile Fortschritte. Ein wenig Zeit lassen können sich die Bauern mit dem Mais, der auch in normalen Jahren erst zwischen Mitte und Ende April in die Erde kommt.

Vier Wochen sind einige Pflanzen zu spät in den Boden gekommen. Jetzt hoffen die Landwirte auf einen allmählichen Temperaturanstieg und nachfolgenden Niederschlag. „Die Pflanzen brauchen Wärme, um zu wachsen und um sich gut zu entwickeln“, sagt Wilhelm Neu, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel e.V.

Dieser Winter war von sehr schwankenden Temperaturen gekennzeichnet. Während der Dezember rund 1 Grad zu warm war, herrschten im März im Rheinland um durchschnittlich 4 Grad zu niedrige Temperaturen. So einen kalten März gab es zuletzt 1987.

„Mit extremen Auswinterungsschäden, wie Landwirte sie im vergangenen Jahr beim Getreide erlebten, müssen wir in diesem Jahr zum Glück nicht rechnen“, sagt Wilhelm Neu. Die bisherigen kalten Temperaturen hätten eine Abhärtung der Pflanzen bewirkt. Nur durch Temperaturstürze käme es zu Auswinterungsschäden, die jedoch nicht zu befürchten seien. Auch mit einer verspäteten Ernte beim Getreide rechnen die Landwirte nicht. „Das Getreide hat ein enormes Kompensationsvermögen, was die Entwicklung der Pflanze betrifft. Schlechtes Wetter während der Erntezeit wäre ein viel größeres Problem“, erklärt Wilhelm Neu.

Die Pflege- und Aussaattermine haben sich stark verzögert in diesem Jahr – um bis zu vier Wochen. „Beim Sommergetreide ergeben sich Unsicherheitsfaktoren durch die verspätete Aussaat. Es ist ungewiss, wie gut die Pflanzen sich entwickeln. Das Korn könnte schlechter ausgebildet werden“, erklärt Wilhlem Neu. Bei den Rüben müsse man sich jedoch keine Sorgen aufgrund der späten Einsaat machen. Im Jahresmittel liege der Termin um den 7. April. Zahlreiche Landwirte haben in dieser Woche das trockene Wetter genutzt, um die Rüben auszusäen.

Während am Niederrhein die Kartoffeln bereits zwischen dem 5. und 7. März gepflanzt wurden, sind in der Köln-Aachener Bucht nur wenige Knollen in die Erde gekommen. Aufgrund der kalten Böden wird sich die Entwicklung der Kartoffeln um rund 14 Tage verzögern. „Es wird wohl ein spätes Kartoffeljahr werden“, meint Wilhelm Neu.

Bei den Sonderkulturen besteht die Gefahr, dass mehrere Sätze gleichzeitig gepflanzt wurden und daher später zeitgleich geerntet werden. Hier befürchten die Landwirte schlechtere Preise. Im Unterglasanbau von Tomaten und Gurken war die Heizperiode durch den kalten Winter sehr lang und teuer. „Hier haben die Gemüseerzeuger mit erhöhten Kosten zu kämpfen. Schlimmer trifft es aber die Gärtner. Sie rechnen mit Umsatzeinbußen von über 30 %“, sagt Wilhelm Neu. Denn die gängige Pflanzzeit ab Ende Februar im Außenbereich sei kaum nutzbar gewesen. Auch durch die schleppende Abnahme und die bereitstehenden Jungpflanzen für die Balkon- und Terrassenbepflanzung werde der Platz in den Gärtnereien eng. Gravierende Gewinneinbußen seien die Folge.

Tierhalter befürchten hingegen, dass der erste Schnitt wenig ertragreich wird und so die Futtergrundlage für Kühe und Rinder knapp werden könnte. Zahlreiche Milchviehhalter lassen ihre Kühe noch bis Ende April im Stall. „Auf den Weiden steht noch nicht genug Gras“, betont Wilhelm Neu.

Wenn die Sonne sich dann blicken lässt, werden die Landwirte wohl rund um die Uhr auf dem Feld unterwegs sein. „Wir müssen die Stunden ausnutzen. Dann hoffen wir auf das Verständnis unserer Nachbarn“, hebt Wilhelm Neu hervor.

Autor:

Günter Hucks aus Dinslaken

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