NABU fordert Querungshilfen für Amphibien an der Ober-Lohberg-Allee
Neue Straße zerschneidet den Lebensraum der Tiere
Die am 16.12.2015 eröffnete Ober-Lohberg-Allee teilt das Gelände der Zeche Lohberg und wird sowohl von PKW, als auch vom Schwerlastverkehr genutzt. Aber nicht nur das Zechengelände wird durch die neue Straße geteilt, sondern auch der Lebensraum vieler Amphibien, welche sich im Laufe der Jahre dort angesiedelt haben.
Diese nehmen zur Laichzeit auch heute noch den Weg vom „Winterquartier“ auf der Seite der ehemaligen Kohlemischanlage zu ihren Laichgewässern auf der anderen Seite der neuen Straße. „Diese Tiere“, so Frank Boßerhoff, stellvertretender Vorstand der NABU Kreisgruppe Wesel, „haben die Angewohnheit, ihren Laich im selben Tümpel, Teich oder See abzulegen, in dem sie selber als Kaulquappen das Licht der Welt erblickten“.
Kreuzkröte auf Roter Liste der bedrohten Arten
Dies war das sogenannte Kaiserbecken, ein Kohleabsetzbecken ohne ökologischen Wert, in dem wegen des Kohleschlamms keine Pflanzen wachsen konnten. Da dieses Becken jedoch der Erstellung einer neuen Zufahrt von der Ober-Lohberger-Allee zur Halde Lohberg zum Opfer fiel, wurde auf Anregung des BABU ein Ersatzbecken entlang des sogenannten Ziegeleibeckens angelegt. Etwa 100 m lang und acht Meter breit mit maximal 1,50 m Tiefe bietet dieses Becken nun etwa 3400 Erdkröten , über 250 Teich- und Fadenmolchen sowie Gras- und Wasserfröschen die Möglichkeit zum Laichen. Auch die in der „Roten Liste der bedrohten Arten in Kategorie 3 geführte Kreuzkröte ist hier heimisch.
„Insgesamt wurde das Ersatzbecken gut angenommen“, freut sich Boßerhoff. Damit sich die Amphibien ungefährdet auf dem Gelände bewegen können, baut die RAG Montan Immobilien sechs Tunnel unter der neuen Zufahrtstraße.
Das gleiche fordert der NABU auch vom Kreis Wesel unter der Ober-Lohberg-Allee, denn beim Überqueren dieser neuen Straße werde ständig eine nicht unerhebliche Anzahl der Tiere überfahren.
„Zwar haben wir hier alles getan, um möglichst viele der Amphibien zu retten“, erklärt der Naturschützer, „allerdings ist das für die Ehrenamtlichen personell und zeitlich nicht zu stemmen“.
Etwa 20 Aktive des NABU und viele weitere Akteure haben in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit beiderseits der Straße einen etwa 450 m langen Amphibien Fangzaun gebaut, die Tiere aus den extra dafür vorgesehenen Eimern befreit, um sie zu zählen, nach Art und Geschlecht zu bestimmen und sie dann zu ihrem neuen Laichgewässer getragen und das seit dem Bau der Straße.
„Der Personalaufwand für diese Kontrollen ist viel zu hoch, um diesen noch länger aufrecht erhalten zu können“, resümiert Boßerhoff. Zudem könne man nur zur Hauptwanderungszeit für das sichere Überqueren der Straße sorgen, aber die Tiere wandern das ganze Jahr kreuz und quer durch ihr Terrain.
Maßnahmen beim Bau versäumt
Deshalb fordere man auch hier seit Jahren den Bau von fünf Amphibientunneln, welche ihnen jederzeit das gefahrlose Über-, bzw. Unterqueren der Straße zu ermöglichen.
Schließlich handele es hier um eine Population, deren Größenordnung für den Bau der einen Meter breiten und 80 cm hohen Kleintiertunnel unabdingbar ist.
„Natürlich müssen Stadt und Kreis Geld dafür in die Hand nehmen, etwa 300000 Euro“, schätzt Boßerhoff, „aber schließlich hat man vor sieben Jahren versäumt, dieses Problem bereits beim Bau der Straße anzugehen“. Die gefährdete Kreuzkröte habe es schon damals gegeben.
Nach Abschluss der Arbeiten an der Halde seien ein Rückbau der provisorischen Zufahrt mit anschließender Renaturierung des Geländes geplant, was zwangsläufig zu einem weiteren Anstieg der Population führen werde.
Randolf Vastmans
Autor:Randolf Vastmans aus Xanten |
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