Mit Eigenbau in See stechen: Kein Problem für Kifeta-Kinder im Zeltlager der Waschbärenbande
Von Birgit Gargitter
Ausgerechnet heute ist es bewölkt und die Sonne will einfach nicht scheinen. Dazu weht noch ein frischer Wind. Gut, den brauchen die Kids am Nachmittag, wenn die Segel gesetzt werden sollen. Doch erst einmal herrscht noch Ruhe im Dinslakener Kifeta-Zeltlager im Ferien- und Erholungsgebiet Dingdener Heide.
Lediglich Betreuerin Kathi Tervooren ist um 8 Uhr morgens schon auf den Beinen – und natürlich Frank Schumann, Organisator der Kinderferientage und Mitarbeiter des Jugendamtes. Ganz allmählich rumort es auch in den Zelten, leises Wispern, herzhaftes Gähnen und ein verschlafenes ‘Guten Morgen’ der Küchenmannschaft. Ja, im Zeltlager der Waschbärenbande herrschen strenge Regeln – hier heißt es nicht nur Spaß und Abenteuer für die Kinder, auch in die Küche geht’s für sie – zumindest fürs Spülen und Abtrocken. „Das macht Spaß“, versichern Marie, Taja, Linda, Lea und Amelie unisono. Soll man das wirklich glauben? Die fünf Mädels nicken zur Bekräftigung. Okay, von Wasser ist im Trog kaum was zu sehen, mit dem Geschirrspülmittel sind sie ein wenig ausufernd umgegangen und der Schaum türmt sich zu kleinen Eisbergen. Die Mädels haben sichtbar Spaß. Und da Arbeit hungrig macht, verdrücken sie gleich zum Frühstück bis zu sieben Scheiben Toast nebst einem Brötchen.
21 Kinder tummeln sich an den sieben Tagen hier auf dem Campingplatz in den Zelten und Jurten
„Das geht jeden Morgen so“, versichert Andreas Pieper, Leiter der Waschbärenbande, einer katholischen Jugendgruppe von St. Albertus Magnus Hünxe, der zusammen mit der Stadt das große Sommerzeltlager organisiert hat. 21 Kinder tummeln sich an den sieben Tagen hier auf dem Campingplatz in den Zelten und Jurten, spielen, halten Wettkämpfe ab, schwimmen im kleinen See und genießen einfach ihre Ferien. „Hier habe ich neue Freunde gefunden“, verrät Nick, „und das Übernachten in Zelten ist einfach toll.“ Sein neuer Freund Sam ist ganz seiner Meinung. „Es ist wie Urlaub, weil wir hier an einem schönen Ort mit Wald und See sind. Heimweh hatte ich auch noch nicht.“ Sam druckst herum: „Na ja, in der ersten Nacht schon etwas.“
Marie, die mit ihrer Mutter seit Jahren an den Eltern-Kind-Touren teilnimmt, vermisst die Mutter zwar ein wenig, „aber das Zelten ist toll, es macht so viel Spaß, hier ist so viel los. Und wir lernen dabei auch viel über die Natur, die Sterne.“ Und Hauswirtschaft – zumindest spülen und abtrocknen. An diesem Tag sollen sie sogar noch viel mehr lernen und dabei ein fantastisches Abenteuer erleben. Am Mittag steht nämlich Floßbauen auf dem Programm und dazu müssen die Kids erst einmal lernen, wie man richtige Knoten macht. Das stellt sich für die Betreuer als nicht einfach heraus. Im Zeitalter von Klettverschlüssen und Slippern beherrschen selbst Sieben- bis Zwölfjährige das Binden von Knoten nicht mehr. Also wird geübt und geübt und geübt, bis auch der letzte seine eigenen Schuhe oder die der Betreuer zubinden kann und auch den Achterkonten ganz passabel hinkriegt.
Dann heißt es: Stämme tragen und auf zum See
Dann heißt es: Stämme tragen und auf zum See. Über Monate hat Andreas Pieper schmale Birkenstämme gesammelt und zuschneiden lassen, die nun ihrer Bestimmung zugeführt werden sollen. Mit staunenden Augen betrachten die Kids die großen schwarzen Reifen, erahnen so langsam, wie ihr Gefährt aussehen soll und stürzen sich auf Anweisung der Betreuer Andreas, Nadine, Lisa und Tobias auf die Arbeit. Da werden die Stämme mit Tau umwickelt und verknotet, nicht einmal rundherum, sondern gleich fünfmal – damit es auch wirklich hält. Wo es nicht so gut läuft, wird wieder aufgewickelt und nochmal von vorn geschnürt. Endlich nimmt das Floß Gestalt an, die Arbeit geht nun schneller von der Hand. Wegen der fortgeschrittenen Zeit und des starken Windes verzichtet man schließlich auf das Segel und greift lieber zu den Paddeln.
Erst einmal testen – ja das Floß hält. Inzwischen hat sich schon eine Anzahl Campingplatzbewohner um die Kinder gescharrt, die das Gefährt bestaunen und sehen wollen, ob es auch fährt. Trotz aller Leidenschaft stellen unsere kleinen Kapitäne aber schließlich fest, dass Paddeln gar nicht so einfach ist und harte Arbeit bedeutet, was dem Spaß jedoch keinen Abbruch tut.
Frank Schumann: „Diese Urlaubserlebnisse sind Ziel und Sinn der Kinderferientage.“
„Diese Urlaubserlebnisse sind Ziel und Sinn der Kinderferientage“, erklärt Frank Schumann. Um den Kindern ein wenig Urlaubsgefühl zu vermitteln, hätte er auch nach einem geeigneten Ort außerhalb Dinslakens gesucht, der dennoch nicht weit von daheim entfernt sei - für alle Fälle. Hatte sich anfangs das Zeltlager überwiegend aus Kindern aus dem Umfeld der Waschbärenbande zusammengesetzt, sind in diesem Jahr erstmals ausschließlich Kifeta-Kinder dabei. Manche von ihnen nutzen dabei sogar zum ersten Mal das Ferienangebot des Jugendamtes. „Überwiegend sind Kinder von Alleinerziehenden dabei“, berichtet Frank Schumann, „von Menschen, die sich einen Urlaub aus finanziellen Gründen oft nicht leisten können, ihren Kindern aber dennoch ein Stück Abenteuer ermöglichen wollen. Wir wollten schon seit Jahren ein Zeltlager anbieten“, verrät er, „mit der Waschbärenbande gelingt das seit wenigen Jahren hervorragend.“ Andreas Pieper gibt das Kompliment gleich weiter: „Das Ferienangebot der Stadt Dinslaken für Kinder ist in der Umgebung einfach unschlagbar, in Preis und Leistung.“ Auch Verwaltung und Politik hätten die Wichtigkeit der Kinderferientage für das Wohl und die Entwicklung der Kinder erkannt und stünden hinter dem Projekt, sagt Schumann. Doch ohne die vielen Ehrenamtlichen, die wie Kathi, Andreas, Nadine, Lisa und Tobias sogar ihren Urlaub dafür opfern, ginge es nicht.
Autor:Lokalkompass Dinslaken-Voerde-Hünxe aus Dinslaken |
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