KULTUR - LK-Gemeinschaft
Lokalkompass-Treffen auf Kloster Kamp
900-Jahr-Feier Kloster-Kamp ein schöner Rahmen dazu
Viele Bürgerreporter – teilweise mit Partnern – folgten letzten Samstag dem Aufruf von Bruni Rentzing und Willi Proboll. Alle brachten gute Laune mit, ebenso der Wettergott.
Nach fröhlichen Begrüßungen verstreute man sich wieder, um das Gelände zu erkunden. Um 15:00 Uhr war gemeinsames Futtern in der TENNE angesagt.
Mein Mann, Miriam Dabitsch und ich erkundeten die Darbietungen auf dem Abteiplatz, um mehr über das mittelalterliche Leben zur Zeit der Klostergründung zu erfahren.
Wir trafen Menschen, die sich hobbymäßig mit dem Mittelalter beschäftigen und es authentisch darstellen.
Gekleidet waren sie in, Baumwolle, Leinen oder Seide, je nach Wohlstand.
Waren die Stoffe unifarben, war die Kleidung teurer. Das Sortieren der Wollfasern in hell und dunkel nahm viel Zeit in Anspruch. Blieb die Schafwolle unsortiert, war das Stoffbild hell meliert. Dieser Stoff piekste leider, weil er feine Grannen enthielt.
Höher gestellt Persönlichkeiten aus dem Adel kleideten sich in Seide. Die Gewänder wurden bestickt, bemalt, mit Broschen und Bordüren verziert. Bordüren wurden gerne mit Gold ummanteltes Seidengarn verziert. Dabei wurden die Goldfäden nur aufgelegt und mit einem farblich passenden Faden zum Stoff stellenweise geheftet. Hätte man die Goldfäden durch den Stoff genäht, wäre sehr schnell die Goldschicht „weggenäht“ gewesen.
Wer mehr Geld zur Verfügung hatte, leistete sich Falten oder Godets in den Röcken. Er war also „gut betucht“. Es ist ein Begriff, der uns heute noch wohlbekannt ist, wenn auch nicht in diesem Zusammenhang.
Schuhe wurden aus Leder gefertigt. Bei nassem Wetter sogen sie sich sehr schnell voll. Im Winter wurde das durch die Kälte besonders problematisch.
Wenn die Menschen des Schreibens kundig waren, nutzten sie Wachstafeln und einen Stift mit einem spitzen und einem breiten Ende. Mit dem breiten Ende wurde die Schrift wieder „radiert“, was in dem weichen Wachs prima klappte.
Die Wachsfläche war in Holztafeln eingebettet, für die Reise gab es Tafeln zum Klappen, um sie vor Nässe zu schützen.
In der Küchenabteilung wurde Nahrung zubereitet aus Hirse, Früchten und Honig- wir würden heute Müsli sagen-. Zwiebeln, Kohl, Knoblauch, Möhren in ihrer Urform (weiße Farbe) ergaben ein leckeres Gemüse.
Manche Darsteller des Mittelaltermarktes bevorzugten die mittelalterliche Kost an diesem Wochenende.
Auch wurden hier Kerzen gezogen. Dazu nutzte man Pflanzenmark als Dochte.
Handwerklich wurde uns Bleiverglasung zur Fensterherstellung und Kalkmalerei vorgestellt. Ein großes Kirchenfenster war nahezu eine Lebensaufgabe.
Zur Wandmalerei wurden die Flächen mit einer Mischung aus Kalk, Wasser und Quark als Bindemittel aufbereitet. Jeweils kleine Wandbereiche wurden zur Bemalung wieder angefeuchtet. Bei unterschiedlichen Farben musste der erste Auftrag erst trocknen, damit die Farben nicht ineinander liefen. Auch hier war die Zeit das höchste Gut. Ich denke, die Menschen waren deutlich weniger gestresst als wir heute.
Im Bereich Siegel und Dokumente lag sogar die Kopie der Beurkundung des Kloster Kamp vor 900 Jahren vor. Ein Modell-Siegel war aufgebracht. Die Farbe des Siegels war abhängig vom Wachs, das gerade zur Verfügung stand.
Auch gab es ein Rechenbrett aus der Zeit. Da habe ich vergessen zu fragen, wie man es nutzte. Hier ist jetzt Mut zur Lücke angesagt.
Auch die religiöse Seite des Mittelalters kam nicht zu kurz. Wir trafen Nonnen beim Stundengebet. Iihre Habite entsprachen der Zeit, in der sie lebten.
Ich würde mich freuen über Begleitung über den Mittelaltermarkt, der so oder ähnlich überall in Europa stattfindet, wenn es gewünscht ist.
Mit einem Gang durch die Klosterkirche begannen wir unseren Rundgang. Ich schließe meine Schilderung jetzt damit ab, schließlich war jetzt FUTTERN in der TENNE angesagt :))).
Autor:Regine Hövel aus Dinslaken |
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