Urlaubs-Interview mit Heike Becker
Über innere Werte, penetrante Intelligenzallergiker und die praktische Hassliebe zu Frau Sierp

Frau Becker chillt im Urlaub. Am 20. Juli geht's dann zusammen mit ihrer Hassliebe auf die Burghofbühne. | Foto: HB
3Bilder
  • Frau Becker chillt im Urlaub. Am 20. Juli geht's dann zusammen mit ihrer Hassliebe auf die Burghofbühne.
  • Foto: HB
  • hochgeladen von Dirk Bohlen

Keine Frage – die Beiden sind die Lümmelcouch des niederrheinischen Unterhaltungsprogramms. Keine Situation ist den Damen zu peinlich, keine Schilderung zu indiskret. „Thekentratsch“ kann bis ins Mark erschüttern und erfreuen bis an die Tränengrenze.

Davon kann sich das geneigte Publikum in rund vier Wochen überzeugen: Am 20. Juli drücken Kerstin Saddeler-Sierp und Heike Becker nicht nur feste, sondern dem Fantastival ihren Stempel auf. Worum’s im aktuellen Programm geht und was sie sonst noch so umtreibt, schildert uns Frau Becker, die zitronengelbe Geschmacksverirrung mit Auslaufgarantie, im Telefoninterview von einem ihrer Lieblingsorte aus.

dibo: Moin Schneckchen, geht’s Dir gut? 
Heike: Momentan geht es mir prima. Genieße nach der langen, unerfreulichen Zeit eine Pause für die Seele. Lümmel mich zur Zeit irgendwo in der Ägäis, ( meiner zweiten Heimat ), rum. Du kennst das: Keine Termine und leicht einen sitzen. Die sonne knallt, der Quzo auch.

dibo: Weißte noch damals aufe Realschule in Hiesfeld? Du in der Klasse C, ich in der A. Was ist aus dieser Zeit bei dir hängen geblieben?
Heike: Natürlich erinner ich mich. Ist ja kaum länger als…zig Jahre her. Was ist hängen geblieben? Grob geschätzte 13,6 Kilo, so über`n Daumen. Was mir übrigens ausgezeichnet steht. Es kaschiert so unglaublich gut die Krähenfüße…
Ansonsten natürlich unser SK-Kurs. Der war legendär! War damals oft an der „ frischen Luft“…soll ja gesund sein. Der Hausmeister hat mir damals in diesen „Freistunden“ beigebracht, wie man seine Kippen selber dreht…kann ich heute noch. Das zum Thema Nachhaltigkeit

dibo: SK - ist dat SadoMaso-Karaoke? Ach, egal. Erzähl mal: Wann und wie hast Du die Frau Sierp kennen gelernt?
Heike: Tatsächlich in der „Adler Apotheke“. Das ehemalige Weinlokal in der Altstadt. Ich hatte unglaublichen Hunger und habe eine gefühlte Ewigkeit auf mein Frühstück warten müssen. Ich habe Kerstin gesagt, dass ich es schneller machen könnte… sie hat mich als Servicekraft eingestellt. Der Rest ist Geschichte.

dibo: Und wie kam es zur Rollenverteilung auf der Bühne?
Heike: Ist das ne Fangfrage? Im Ernst: Wir schenken uns nix - gar nix! Sogar an Nikolaus schieben wir uns nur Schuld in die Schuhe.

dibo: Wie hältst Du’s seit 15 Jahren mit diesem Gitarre spielenden Männerschreck aus?
Heike: siehe Antwort auf Frage 7!

dibo: Rein optisch biste ja so ‘ne Mischung aus Gitte Henning und Klementine aus der Waschmittelwerbung. Was sind deine inneren Werte?
Heike: Laut Aussage meines Hausarztes liegen die alle im grünen Bereich!

dibo: Braucht ihr mehr als vier Flaschen Wein, um Eure Texte zu schreiben?
Heike: Über diese Frage musste ich tatsächlich sehr lange nachdenken. Als Profi habe ich den gut versteckten Fehler natürlich gefunden. Es müsste Kisten heißen - Kisten! Dann wird ein Schuh draus!

dibo: Liest man den Kurzinhalt Eures aktuellen Programms, könnte man meinen, Ihr findet SocialMedia doof ….. 
Heike: Richtig! (grinst und sagt) Im Ernst: Was in den sozialen Medien (und das sind sie erschreckender Weise nicht immer), gepostet und verbreitet wird, ist oft schon sehr gruselig. Da werden penetrante Intelligenzallergiker zu hochqualifizierten Influencern gekrönt, gefollowed und geliked, was das Zeug hält. Auch wer nichts zu sagen hat, mischt sehr gerne im Dschungel der Ahnungslosen mit. Ich vermisse die die Senioren, die einfach mit ihrem Kopfkissen auf der Fensterbank lehnen und aus dem dritten Stock auf die Straße rufen: Hömma, du Spack, is Mittachzeit. Vatta is grad vonne Nachtschicht. Mach den Motor aus und pack dein Mopped in Schuppen. Sieh zu, datte Land gewinns, sons ruf ich die Schuppos! Das ist eine klare Ansage und ich weiß, von wem sie kommt. Natürlich nutze ich auch die sozialen Medien, in meinem Beruf kann ich gar nicht darauf verzichten. Aber wenn ich in Rente bin, sehe ich mich doch eher mit einem Kissen irgendwo an einem Fenster.

dibo: Ihr reißt ganz schön Kilometer ab, wenn Ihr mit Euerm Rennsemmel zu den Terminen dengelt. Wer muss denn die Reifen wechseln?
Heike: Ich natürlich! Frau Sierp hat die längeren Arme. Sie hebt die Karre an, ich krieche darunter und wechsel die Reifen. Geht doch nix über gerechte Arbeitsteilung.

dibo: Heimspiel „Fantastival“ – was ist daran das Besondere für Euch?
Heike:  Das Burgtheater war unsere erste große Bühne. Übrigens das schönste open air Theater, wie ich finde. Wir hatten unseren ersten Auftritt dort, als wir noch ganz am Anfang unserer Karriere standen. Die Dinslakener haben uns mit offenen Armen empfangen und sind wirklich ein Spitzen-Publikum. Es war bei unserem ersten Auftritt innerhalb von Stunden ausverkauft - das ist schon ganz großes Kino. Ich denke, die Dinslakener haben uns von Anfang an ins Herz geschlossen und das beruht natürlich auf Gegenseitigkeit. Das Fantastival ist für uns immer ein Highlight.

dibo: Mit wem zusammen würdest Du gerne mal auftreten?
Heike: Ehrlich gesagt, gibt es da keine bestimmte Person. Ich habe schon mit so vielen, großartigen Kollegen gespielt und vor der Kamera gestanden, dass ich nicht das Gefühl habe, unbedingt mit einer bestimmten Person gemeinsam auftreten zu müssen – außer Chris Hemsworth vielleicht … ja! Da würde mir auch eine Einladung auf ne Tasse Kaffee reichen … (drei Grinsesmileys)!

dibo: Wie bereitet man sich als Publikum am besten auf Euch vor?
Heike: Gar nich! Karte kaufen, Bock auf gute Laune haben. Den Rest machen wir. Falls kein Bock vorhanden, siehe unter Frage 7!

dibo: Dein Wunsch für die nächsten 15 Bühnenjahre?
Heike: Ich wünsche mir wirklich, dass die Kultur vielfältig bleibt und sich aus der schweren Krise, ohne große Schäden erholen wird. Wenn man, wie ich, so viele Jahre auf der Bühne steht, ist es nicht nur ein Beruf, sondern Leidenschaft. Du musst bereit sein, auf Vieles zu verzichten. Deshalb hoffe ich so sehr, dass Kultur an Wertschätzung gewinnt. Wir haben alle in der Krise erfahren, wie wichtig ein Konzert, Musik, oder einfach mal von Herzen Lachen ist. Kultur ist und bleibt systemrelevant für die Seele!
Aber die ungeschminkte Wahrheit ist: Ich wünsche mir, dass Frau Sierp endlich eine neue Schneiderin findet! Das Ensemble in Leberwurstmetallic ist wirklich eine Augenpest.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

59 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.