Intendant Mirko Schombert über die Corona-Zeit ohne Auftritte und die Aussichten
Theater ohne Kussszenen
Als klar war, dass wegen Corona nichts mehr geht, schaltete auch Mirko Schombert von der Dinslakener Burghofbühne aufs Notprogramm um. Der Niederrhein-Anzeiger sprach mit dem Intendanten über die Corona-Krise, die Zeit ohne Theater und seinen Ausblick.
"Das war eine Woche insgesamt, wo es sich wie ein Gewitter über uns zusammen gezogen hat", blickt Mirko Schombert zurück. "Zunächst haben wir einige Leute ins Home-Office geschickt und die Proben eingestellt. Nach und nach kamen die Vorstellungsabsagen rein. Es herrschte große Unsicherheit, weil wir alle nur von Videokonferenz bis Videokonferenz geguckt haben, was man darf und was nicht."
Intendant Schombert im Interview: "Viel Arbeit, das Theater zu retten"
In der Zeit hätte er mehr zu tun gehabt, als zuvor, erinnert sich Schombert. "Zumindest für mich als Intendant und in der Verwaltung war es unheimlich viel Arbeit, um im wahrsten Sinne das Theater zu retten." Man hatte finanzielle Fragen zu klären, zum Beispiel, was aus den "Gästen", den Freiberuflern, wird? "Dann haben wir uns aus sozialer Verantwortung heraus entschieden, die Gagen für März und April weiter zu zahlen. Für viele der 30 Festangestellten haben wir Kurzarbeiter-Geld beantragt, aber deren Löhne auch auf 100 Prozent aufgestockt."
Theater bestreitet 35 Prozent des Etats aus eigenen Einnahmen
Doch da das Theater 35 Prozent des rund 1,7 Millionen Euro-Etats durch eigene Einnahmen bestreitet, war auch die Frage, wie man mit den Ausfällen umgeht. Bis heute sei noch nicht geklärt, ob für die ersten beiden Wochen der Krise, als es noch keine behördliche Anordnung gab, auch Ausfall-Honorar gezahlt werden. Und die liegen ohnehin nur bei 75 Prozent. "Wenn es eine behördliche Anordnung ist, gibt es bei der Frage, ob Ausfallhonorare gezahlt werden, nichts zu diskutieren", erklärt der Intendant.
Vorsichtig blickt er in die nähere Zukunft: Nach bisherigem Sachstand dürften ab dem 31. Mai die Theater wieder spielen unter Einhaltung von bestimmten Sicherheitsregeln. Für die Burghofbühne bedeutet das, dass sie da wiederum von den Gastspielorten abhängig ist und ob diese die Regeln einhalten können. Schombert: "Das liegt nicht in unserer Hand."
Für die Stücke selbst bedeuten die Sicherheitsmaßnahmen zum Beispiel Visiermasken fürs Ensemble. Kämen Kussszenen in Stücken vor, müsste man komplett darauf verzichten. Ansonsten sind Abstände zu wahren.
Und man ist flexibel. "Ein Stück haben wir beispielsweise als Stream produziert und das können wir zur Verfügung stellen. Es ist ein Ein-Personen-Stück. Da gab’s dann auch keine Probleme mit der Abstandsregelung."
Inzwischen werde wieder geprobt, aktuell fürs Stück "Dschabber". Das möchte man zu Ende bringen. Am 19. Juni wäre nach bisheriger Planung die Premiere. In dem Stück spielen drei Schauspieler mit Masken. Abstand einzuhalten, stelle dabei kein Problem dar.
Kämpferische Stimmung
"Es herrscht zur Zeit eine sehr kämpferische Stimmung", sagt der Theatermensch, "wir sind es als kleines Theater gewohnt, mit Unsicherheiten flexibel umzugehen. Wichtig war, dass wir die Gäste und unsere Angestellten finanziell absichern konnten."
Nun plane man kleine musikalische Formate, die extra entwickelt werden, um sie in Innenhöfen von Altenheimen in Dinslaken zu spielen. "Wir wollen ja alle Theater machen, das ist ja das, worum es uns geht", so Schombert.
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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