Nachtwächter und Türmer halten ihre diesjährige Regionalversammlung in Dinslaken ab

Mehr als 30 Gewandete

Teilnehmer stellen sich am 1. September um 14 Uhr der Öffentlichkeit vor

Am 1. September steht die Stadt Dinslaken ganz im Zeichen der Nachtwächter und Türmer, denn die Gilde der selbigen hält ihre diesjährige Regionalversammlung in der niederrheinischen Gemeinde am Rande des Ruhrgebietes ab.
Dinslaken gehört der Region Nord- West an, welche die Länder Schleswig- Holstein, Bremen, Hamburg und Nordrheinwestfalen umfasst. Daneben existieren noch die Regionen Ost, Süd und Österreich. Alle zusammen bilden die Gilde der Nachtwächter und Türmer.
Die Regionalversammlung findet jedes Jahr statt und stets spielt ein anderer Ort den Gastgeber. „Im letzten Jahr“, so Eduard Sachtje, sozusagen selbständiger Nachtwächter aus Leidenschaft, der das diesjährige Treffen organisiert hat, „trafen wir uns in Papenburg.“
Sachtje, der in Dinslaken geboren wurde und nun in Hünxe lebt, befasst sich ständig mit der Geschichte seiner Heimatstadt und bietet drei unterschiedliche Themenführungen an. Bei der ersten berichtet er aus der Sicht von Julius Heinrich von Buggenhagen, der bis 1824 Landrat im Kreis Dinslaken war. Die zweite Rolle, in die er schlüpft, ist die einer erfundenen Gestalt, nämlich des Gesellen auf der Walz mit Namen Heinrich Schlitzohr Zimmermann. In dieser Rolle erzählt der den interessierten Teilnehmern von Redewendungen und deren Herkunft. Die dritte Person des wandlungsfähigen Nachtwächters ist Heinrich Denkhaus, Dinslakens letzter Nachtwächter. Dieser erklärt die Geschichte Dinslakens. Für seine „Rollenspiele“ und seine langjährigen Verdienste um die Stadtgeschichte wurde der vielseitige Gästeführer erst kürzlich vom Verein für Heimatpflege Land Dinslaken in einer Feierstunde mit dem begehrten Dinslakener Pfennig ausgezeichnet.
„Natürlich“, weiß Sachtje zu berichten, „nehmen meist Dinslakener selber meine Dienste und die der anderen Gästeführer in Anspruch, denn großen Tourismus haben wir hier nicht.“ Stolz ist er darauf, dass trotzdem eine große Nachfrage besteht.
Nun hat er die Region nach Dinslaken geholt. „Selbstverständlich, weil es hier so schön ist“, bemerkt der 67jährige mit einem Augenzwinkern. Natürlich hat er Recht und das wird er den anderen Teilnehmern am 1. September beweisen, denn alle zusammen machen eine Tour mit dem Traktor durch Dinslaken und Lohberg. „Diese Tour soll meine Kolleginnen und Kollegen unter anderem auf den Strukturwandel des Ruhrgebietes und die Probleme, die dieser mit sich bringt, aufmerksam machen“.
Ab 14 Uhr stellen sich die Teilnehmer dann der Öffentlichkeit vor und bieten Interessierten einen Rundgang an. Treffpunkt ist im Burginnenhof. Der Rundgang ist kostenlos und sehr zu empfehlen, denn bei dieser Gelegenheit wird man auch einiges über die Orte der anderen Teilnehmer erfahren.
Auch ein Nachtwächter- „Azubi“ wird mit von der Partie sein. Der zwölfjährige Jan Roos aus Rees ist begeisterter Anhänger der Geschichte. Für ihn war bereits im Jahr 2012 nach einer Nachwächterführung durch Rees, die älteste Stadt am Niederrhein, die er geschenkt bekam, klar, dass er ebenfalls diesem „Berufsstand“ angehören wollte. So klopfte er bei Heinz Wellmann, der ebenfalls seine Führungen in Rees durchführt und gleichzeitig Gildevorsitzender ist, an und bot seine Dienste an.
2016 wurde Jan vom Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers offiziell zum Nachtwächter- Lehrling ernannt und ist nun stolzer Nachwuchsnachtwächter einer eher überalterten Zunft.

Randolf Vastmans