Museum Voswinckelshof: Austellung "Jüdisches Leben in Dinslaken - Konflikt und Toleranz"

Gedenkraum mit den Namen der jüdischen Mitbürger, die in der Nazizeit verschleppt und getötet wurden. Foto: Heinz Kunkel.
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  • Gedenkraum mit den Namen der jüdischen Mitbürger, die in der Nazizeit verschleppt und getötet wurden. Foto: Heinz Kunkel.
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Rabbiner Paul Moses Strasko lobt die Ausstellung „Jüdisches Leben“ in Dinslaken. Bürgermeisterin Margarethe Humpert freute sich in in Ihrer Eröffnungsrede über den großen Publikums-Zuspruch im Museum Voswinckelshof.

Ausstellungsmacher und Museumsleiter Dr. Peter Theißen bedankte sich bei seiner Mitstreiterin Gisela Marzin („bevor sie kam, war das Stadtarchiv ja eher eine Altpapiersammlung“) für ihren unübersehbaren Großeinsatz in dieser Ausstellung.

Der durch die multimediale Unterstützung erstmals in ganzer Breite zu erleben ist. Noch nie ausgestellte Exponate (u.a. Kultgegenstände), originale Zeitungsartikel, der über zehn Generationen zurückreichende Stammbaum von Fred Spiegel (einem Holocaust-Überlebenden) oder Tagebücher, die vom allmählichen Anstieg der Schikanen und Sanktionen gegen Juden hier in Dinslaken berichten.

Gerade Schulklassen haben jetzt die Möglichkeit sich mit einzelnen Schicksalen, Themen und Lebensbereichen auseinander zusetzen, die im herkömmlichen Frontal-Unterricht nicht möglich sind. Das Vorurteil staubtrockener Geschichte wird hier bestens widerlegt: Unsere Dinslakener Geschichte wird lebendig, anfassbar - und begreifbar.

So kann man z.B. mit einem Knopfdruck an der Mutimedia-Station das Jüdische Waisenhaus besuchen: Das in der Reichsprogromnacht zerstörte Gebäude wurde virtuell wieder aufgebaut.

Die Kinder (die jüngsten waren 3-4 jährige Kleinkinder) mussten zum Teil nur mit Nachthemdchen bekleidet und barfuß, nachts draußen mit ansehen, wie ihr Zuhause zerstört wurde. Am nächsten Tag wurden die älteren Kinder gezwungen, die jüngeren auf einem Leiterwagen zum Bahnhof zu ziehen, wo sie in die Vernichtungslager abtransportiert wurden.

Auf diesem Weg zum Bahnhof wurden die Kinder auch noch von einst bekannten und vertrauten Nachbarn verhöhnt, beschimpft und bespuckt. (Daran erinnert auch das Mahnmal von Alfred Grimm im Stadtgarten).

Paul Moses Strasko, der Rabbiner von Duisburg, Oberhausen und Mülheim, lobte die Ausstellung und das Engagement der Macher. Besonders freut ihn, dass die ganze Geschichte der Dinslakener Juden seit dem Mittelalter zu sehen ist und ihre Rolle in der Stadtentwicklung gewürdigt wird:

Das Titelmotto „Konflikt und Toleranz“ sei der richtige Ansatz und vorbildlich umgesetzt. Erschütternd die schwarzen Namenstafeln der verschleppten und getöteten Dinslakener jüdischen Glaubens, die in einem besonderen Gedenkraum (im 1. Stock) ausgestellt sind. Man kann sich der stillen Würde des Raumes kaum entziehen, denn das waren Mitbürger, keine Fremden. Menschen, die hier verwurzelt waren und Träume und Ziele für sich und ihre Familien hatten.

Die reiche musikalische Tradition des Jüdischen Lebens präsentierte ein Klesmer-Duo, das auch ein Lied aus der jüngeren jüdischen Geschichte vortrug: Die Geschichte eines jungen Auswanderers aus Galizien, der in Amerika die Welt nicht mehr versteht. Der amerikanische Rabbi empfielt ihm, sich die Schläfenlocken abzuschneiden und besonders gewöhnungsbedürftig den jungen Mann:„Die Frauen bekommen Kinder vor der Hochzeit...“

Die sehenswerte Ausstellung im Voswinckelshof, am Elmar-Sierp-Platz 6, ist immer von dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen und Sonderprojekte für Schulklassen können unter Tel. 02064 2449 gebucht werden. (Eintrittspreise: Erwachsene 1,50 €, erm.: 1,00 €, Kinder bis 6 Jahre haben freien Eintritt, Gruppen ab 10 Personen je 1,00 €). (cd / jape)

Siehe auch:
lokalkompass.de/19296, lokalkompass.de/267212 und lokalkompass.de/285532 .

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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