Museum Voswinckelshof: Ausstellung "Blickwinkel" von Thomas Heinser
Dinslaken. 1984 wagte der Dinslakener Thomas Heinser den Sprung über den Großen Teich und landete in San Francisco.
Die erste Kamera schenkte ihm die Schwester eines Freundes: „Da war ich sechzehn. Und habe dadurch wohl die Pubertät gut überstanden. In diesem Alter ist es gut, wenn man etwas findet, mit dem man sich beschäftigen kann. Bei mir war es das Fotografieren. Aber auch das Entwickeln der Bilder war mein Ding. Ich ging damals aufs THG (Theodor-Heuss-Gymnasium) und hatte Untericht bei Alfred Grimm, der damals einen seiner ersten Kunst-Leistungskurse gab.
Kreative Reibereien mit Alfred Grimm
Ich erinnere mich an hochkreative Reibereien, die mich prägten und anspornten. Einmal war das vorgegebene Thema „Mein Morgen“, das ich natürlich als Fotoserie umsetzte. Alles aus meinem Blickwinkel geknipst: Selbstportrait im Spiegel beim Zähneputzen, Füße, Socken, Kaffee und so. Da gabs dann schon mal künstlerische Differenzen,über die Alfred und ich heute herzlich lachen. Wir sind bis heute in regelmäßigem Kontakt und treffen uns gern im Café Lueg, wenn ich hier bin.“
Wenn es seine Jobs in San Francisco zulassen, dann ist Thomas Heinser zwei bis dreimal im Jahr in Dinslaken, um seine Eltern und seinen Bruder zu besuchen. Er ist Alfred Grimm heute noch dankbar, dass der ihm einfach klar gemacht hat, dass die freie Künstler-Wildbahn nur Sinn macht, wenn man den entscheidenden Schritt mehr macht als die beinharte Konkurrenz. Schon während seines Studiums in Düsseldorf arbeitete er als Assistent und machte kleinere Jobs für BMW. Dann kam ein Produzenten-Auftrag in San Fransisco.
Bei so einem Job hat er auch seine amerikanische Frau kennengelernt:
Der Typ, bei dem er damals seine Filme entwickeln ließ, lud ihn spontan zu einer Halloween-Party ein. Dass man da eigentlich verkleidet hingehen muss, wußte Thomas aus Dinslaken damals noch nicht. Das Fest war vor 30 Jahren ja hier noch völlig unbekannt. Um nicht total peinlich aufzu fallen, zog er dann geistesgegenwärtig sein Jacket falschrum an und verwuschelte sich verwegen die Haare. Das fand eine wilde Fantasy-Fee namens Madelaine richtig süß. Seit 26 sind die beiden nun verheiratet. Madelaine ist Grafikerin und wohnt und arbeitet mit Thomas im gemeinsamen Haus in San Francisco. Der 54-jährige lebt nun seit 1985 in Kalifornien und ist regelmäßiger Dozent an der San Francisco Academy of Art.
Vernissage mit Künstler am 27. Januar 2013
Eine Auswahl der Arbeiten von Thomas Heinser ist nun vom 27. Januar bis 3. März im Museum Voswinckelshof, zu sehen. Die Ausstellung „Blickwinkel“ wird am Sonntag, 27. Januar, 11 Uhr, in Anwesenheit des Künstlers eröffnet.
Die Sammlung ist in drei Kategorien gegliedert und besteht aus etwa 45 Pigmentdrucken auf Hadernpapier.
Alle Heinser-Bilder (egal ob Luftaufnahmen, Portraits oder Szenen aus kalifornischen Weinbergen) haben eine innere Ordnung: „In einer Welt voller Unordnung ist die Komposition und Zusammenstellung meiner Fotos das, was ich am stärksten beeinflussen kann“, erläutert der Fotograf. Seine Leidenschaft für Ordnung ist aber nicht auf die Fotografien beschränkt. Egal ob digital oder analog aufgenommen, fast alle seine Luftaufnahmen und Porträts sind quadratisch, weil Heinser das Quadrat als „die organisierteste Form nach dem Kreis“ betrachtet.
Die Fotos werden in Holzrahmen präsentiert, die der Fotograf eigens reisegerecht entworfen hat. Ein Großteil der Luftaufnahmen, die er „Überblick“ nennt, ist bei vielen seiner Reisen als Werbefotograf entstanden.
Die Luftaufnahmen sind Teil einer fortlaufenden Serie, aus der viele Bilder in seiner Solo-Ausstellung „Überblick“ im Jahr 2011 in der Gallery 16 in San Francisco zu sehen waren. Geschätzt wird Heinser auch für seine Porträts, die er 2006 und 2008, ebenfalls in San Francisco, ausgestellt hat und für die er von der Vereinigung der amerikanischen Werbefoto-grafen ausgezeichnet wurde.
Heinser hängt an seiner alten Heimat
Die Ausstellung im Voswinckelshof ist die erste Präsentation seiner Arbeiten in der Bundesrepublik. Heinser hat das Museum schon auf Schulausflügen in seiner Kindheit besucht. „Gerade weil ich inzwischen mein halbes Leben in Kalifornien verbrachte habe, freue ich mich über die Gelegenheit, in meiner alten Heimat auszustellen. Dinslaken“, sagt Heinser. Dinslaken sei „eine wundervolle Stadt“.
Die Ausstellung „Blickwinkel“ im Museum am Elmar-Sierp-Platz 6 ist dienstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt für Erwachsene kostet 1,50 Euro, für Jugendliche einen Euro. Kinder unter sechs Jahres haben freien Eintritt.
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
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