Literatur Hotel Preis 2012: Kristina Pauli "Das Kind mit dem Bade"
Sommer, Sonne, Strand und dieses wunderbare Ferienhaus. Großzügig, familienfreundlich und das Badezimmer sogar mit Badewanne!
In dieser sitzen meine drei Kinder. Sohn, Tochter und Mini-Maus. Sonnengebräunt, müde, voller Sand, Sonnencreme und Dreck. Mein Mann, Partner in allen Lebenslagen, nimmt die Wäsche aus der Maschine und geht in den Garten. „Bin gleich wieder da“. Kurze Zeit später höre ich ihn fröhlich pfeifend die Wäsche aufhängen. Die Kinder planschen. Welche Idylle…
Ich lasse etwas warmes Wasser nachlaufen. Plötzlich ein Schrei. Zu heiß, zu heiß! Himmel, diese blöden alten Durchlauferhitzer. Wir kühlen Arme, Beine, Popo, alles wieder gut. Tochter möchte Badespielzeug. Haben wir nicht. Natürlich nicht. Gepäck und Lebensmittel für drei Wochen und fünf Personen inklusive Fahrräder und Kinderwagen, da bleibt das Badespielzeug schon mal zu Hause. „Will aber!“ Noch keine Sirene, aber schon die Ouvertüre. Mein Hirn arbeitet: Badespielzeug, Badespielzeug, Badespielzeug. Während die Ouvertüre sich ihrem Ende nähert, flöte ich mit mütterlicher Fröhlichkeit: „Da wird uns doch was einfallen.“ Badespielzeug? Da, ein Einfall: Die Plastik-Eisbecher vom Nachmittag! Bis zur Küche sind es nur ein paar Schritte. Das schaffe ich ohne meinen Mann, die Wäsche muss ja auch noch trocken werden. Sohn, du hältst die Mini-Maus fest. Bitte! Zurück in wenigen Sekunden verteile ich erleichtert die Becher, Sohn und Tochter bekommen je zwei, Mini-Maus bekommt einen. Tochter will nicht den blauen. Sohn will nicht den kleinen. Mini-Maus beginnt mit ihrem Becher das Badewasser zu trinken.
Als die Becher zur Zufriedenheit aller getauscht sind, beginne ich mit der rechten Hand meinem Sohn die schwarzen Füße zu schrubben, während ich mit der linken Hand die Mini-Maus festhalte. Auf einmal ein furchtbares Gebrüll: Tochter hat Mini-Maus mit Hilfe der Eisbecher getauft. Mir bricht der Schweiß aus. Tränen trocknen und „Heile Gänschen“ hilft nicht mehr, der Tag ist ja auch irgendwie um und Mini-Maus jetzt ganz schön müde. Also raus aus der Wanne, die beiden Großen dürfen noch einen Moment weiterbaden. Einseifen und abwaschen schon mal alleine versuchen, bitte! (Das sündhaft teure, extra für den Urlaub angeschaffte Duschgel für Mama macht eine Menge Schaum und ist anschließend leer.)
Auf dem Wickeltisch beruhigt Mini-Maus sich erst, als ich den Fön einschalte. Ruhe kehrt ein. Doch das Handtuch unter meinen Füßen beginnt, sich feucht anzufühlen. Fön aus! Tochter und Sohn schaufeln mit ihren Eisbechern Wasser und Schaum aus der Wanne, kleine Rinnsale laufen auf den Fliesenfugen und versammeln sich zu immer größer werdenden Bächen. Ich beschließe, dass die beiden mit dem Baden fertig sind. Sie bekommen je einen Lappen, um den Fluten Einhalt zu gebieten. Um Gelassenheit bemüht bringe ich Mini-Maus schon mal ins Bett. Spieluhr an, la, le, lu, Augen zu.
Zurück im Badezimmer. Die Schaum- und Wassermenge hat sich nur minimal reduziert, dafür kringelt sich auf dem nassen Boden eine weiß-graue Klopapier-Schlange. Sohn schrubbt die Fliesen mit der Klobürste. Tochter hat sich ein Matchboxauto aus der Spielekiste besorgt und fährt Autorennen auf der Klobrille. Während ich entgeistert die Klobürste in meine Gewalt bringe, höre ich einen Schrei: „Der Lambodini is ins To depumst!“ Sohn bricht in einen Heulkrampf aus: „Mein Lamborghini, mein Lamborghini!“ Mit großer Überwindung hole ich das tropfnasse Fahrzeug aus dem Klo. „Mama, der stinkt jetzt!“ Wir machen ihn mit dem Rest von Mamas duftendem Duschgel wieder sauber und stellen ihn zum Trocknen auf den Mauervorsprung, den unsere Vermieterin liebevoll mit bunten Glassteinen dekoriert hatte. Die Steine sind weg. Wo sind die Steine? „Das Deko war nicht geschmacklich, Mama!“ Zwischen stinkenden, feuchten Windeln finde ich schließlich die meisten Deko-Objekte im Badezimmer-Mülleimer wieder.
Tochter muss mal. Sie bekommt ein Bilderbuch in die Hand gedrückt und wird aufs Töpfchen gesetzt, während ich aus der Küche neues Klopapier hole. Ein Poltern lässt mich erstarren: Tochter hat den Topf umgedreht und beim Versuch ihn zu leeren Teile des Inhalts tatsächlich auch in das Klo gekippt. Sie ist ganz stolz: „Tann schon leine!!!“ Nur die Ruhe. „Toll, mein Schatz!“ (Das Bilderbuch werden wir der Bücherei wohl ersetzen müssen.)
Später sitzen mein Mann und ich auf der Terrasse. Die Kinder schlafen. Das Bad ist geputzt. Die Wäsche weht im Wind. Welche Idylle…
Literatur-Hotel-Preis?
Vor zwei Jahren wurde der 1. Dinslakener Literatur-Hotel-Preis von Niederrhein Anzeiger, Art Inn Hotel und weiteren Sponsoren ins Leben gerufen. Der Name entstand auch als kleine Hommage an sein Vorbild, den berühmten „Literatur-Nobel-Preis“. Denn auch Nobelpreis-Autoren haben einmal klein angefangen. Oft mit Kurzgeschichten. So wie der Meister der Shortstory, der spätere Literatur-Nobel-Preis-Träger Ernest Hemmingway. Der seine allerersten Stories übrigens beim heimischen US-Anzeigenblatt veröffentlicht hat. Während der gesamten Laufzeit seit 2010 haben in der verlagsweit einmaligen Aktion rund 100 Autoren mit ihren Stories am Dinslakener Literatur-Hotel-Preis teilgenommen. Und der Niederrhein Anzeiger (wöchentliche Auflage 54.800 Exemplare) konnte auch viele bemerkenswerte LHP-Stories veröffentlichen. Alle bisherigen LHP-Gewinner blieben dem Schreiben treu. Erste Bücher wurden veröffentlicht, weitere Stories entstanden und sogar Romane entstehen. Wer Lust hat, kann die vielen tollen LHP-Stories in ihrer ganzen thematischen Bandbreite (Krimi bis humorvoll) hier auf Lokalkompass.de (Suchfeldeingabe: Literatur Hotel Preis ) nachgelesen. Wir wünschen viel Spaß!
Literatur-Hotel-Preis-Sponsoren 2012:
u. a. Art Inn Hotel (Übernachtung Gewinner-Suite mit Romantic Dinner und Frühstücksbuffet), Aveo Air Service (Helicopter-Rundflüge), Alfred Grimm (Künstler-DINsLAKEN), Edeka Bienemann (Edler Picknick-Korb), Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe (Romantic Dinner for Two im Art Inn), REAL (Edler Picknick-Korb), Optik und Akustik Heinz Riehl (Hörbücher-Gutschein) und die Altmarktbuchhandlung Korn (Überraschungsbücher-Paket). Ihnen allen herzlichen Dank für das Engagement!
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
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