Landestheater Burghofbühne im Kreis Wesel: Die großen Schuhe der roten Kathrin
Fürs Landestheater im Kreis Wesel: Knapp 10 qualifizierte Intendanz-Bewerbungen.
Auch wenn der große Name von Dinslakens Theaterprinzipalin Kathrin Türks (1920 - 1983) hier nur noch an der Stadthalle prangt, so steht ihr Name in der Fachwelt noch immer für entscheidende Impulse im Kinder - und Jugendtheater der Nachkriegszeit.
Kreis Wesel. Mit dem zusätzlichen Alleinstellungsmerkmal „Kinder- und Jugendtheater“ gelang es einst Kathrin Türks, ihr - in Dinslaken entstandenes - Schauspieler-Ensemble als Landestheater des Kreises Wesel auf finanziell solidere Beine zu stellen: Bis heute trägt das Land NRW den Großteil des Etats (zuletzt 692.575 € von insgesamt 1.015.100,40 € Gesamt-Budget in 2012).
Vielleicht ist der anstehende Intendanten-Wechsel ja auch eine Gelegenheit, den heutigen Namen der Landesbühne zu ändern, der immer wieder zu Verwechslungen führt. Denn das „Landestheater Burghofbühne im Kreis Wesel“ wird (sh. z.B. aktueller Zeitungsausschnitt) immer wieder mit dem Dinslakener „Burgtheater“ einfach verwechselt.
Dieser romantisch gelegene Freilichtspielort hat gar kein festes Theater-Ensemble und dient im Sommer als Open-Air-Spielstätte für Gastspiele aus Rock, Pop und Musical unterschiedlichster Veranstalter. Einst war sie häufige Spielstätte von Kathrin Türks` Ensemble, das sich nach dem Burghof am Freilichtort benannte.
Das heutige Theater hat zwar noch seinen Sitz in Dinslaken, aber kilometerweit entfernt vom Kulturstandort aus Burghof, Freilichtbühne und Kathrin-Türks-Stadthalle.
Das „Landestheater Burghofbühne im Kreis Wesel“ gastiert nur noch ca. einen Tag im Jahr mit (von der Volksbank gesponserten) Kindertheater-Vorstellungen in der Freilichtbühne „Burgtheater“ und ist ansonsten auf Gastspiel-Tournee hauptsächlich in NRW unterwegs, einige Vorstellungen in Dinslaken sollen jedesmal die 592 Plätze der Stadthalle füllen. Die anderen NRW-Landesbühnen Neuss, Castrop Rauxel oder Detmold haben eindeutige Namen und - feste Theater. Alle - auch die hiesige, kleinste - werden gemeinsam aus Neuss tournee-vermarktet. Und „Landestheater Kreis Wesel“ ist ja kein schlechter Name.
Nicht ungern kokettiert so scheint´s die „Burghofbühne“ mit der Verwechslung „Burgtheater“ (gibt´s ja auch in „ganz groß“ in Wien), vor allem mit dem DIN-Google-Vorteil (gibt man Burgtheater Dinslaken ein, stehen da bis zu 1500 Sitzplätze). Gute Zahlen zur prozentualen (!) Platzausnutzung hören sich so einfach besser an als die handverlesenen 45 Stühle in der bespielbaren Probebühne, einzig eigenem festen Spielort der „Burghofbühne“ im Dinslakener Tenterhof. Erst mal Schwamm drüber.
Das Programm der Spielzeit 2014/2015 wurde zwar noch vom scheidenden Team
geplant, aber die neue Intendanz wird ab 1. September 2014 im Amt sein.
Findungskommission lädt im August ein
Die Mitgliederversammlung des Trägervereins Landestheater tagt am 8. Juli und wird die weitere Intendantenkür planen. Wie uns Dr. Christoph Müllmann (1. Beigeordneter Kamp-Lintfort, sammelt und sichtet die Bewerbungen) verriet, gibt es ca. 10 qualifizierte Bewerber und: „Ja, es sind auch Bewerberinnen darunter.“ Man hofft bis 30. Juni auf weitere.
Die Intendantenfindungs-Kommission sind Landrat Dr. Ansgar Müller (Kreis Wesel), DIN-Bürgermeister Dr. Michael Heidinger (Sitz Landestheater und mit nur 54.330, 23 € in 2012 drittgrößter Geldgeber), Dr. Christoph Müllmann (für die kleineren Trägerverein-Kommunen). Und als einzige Fachfrau (vom Deutschen Bühnenverein empfohlen) Ulrike Schanko (Intendantin Theater Itzehoe, zuvor Neuss). BewerberInnen werden wohl erst im August zum „Vorsprechen“ eingeladen.
Wir sprachen mit Landrat Dr. Ansgar Müller über das kulturelle Engagement des Kreises Wesel, zu dem ja auch die Landesbühne gehört:
Dr. Ansgar Müller: Das Landestheater ist der größte Posten im Kultur-Etat des Kreises Wesel. Im Jahr 2012 waren das 265.100 €. Wir machen das, weil wir wissen, welchen besonderen Einfluss gutes Theater auf Kinder - und Jugendliche hat. Das Landestheater gastiert ja auch in Schulen und hat ganz andere Möglichkeiten als der normale Unterricht, Schüler zu erreichen. Ich erinnere nur an die Themen Amok, Mobbing und Ausgrenzung. Das ist elementare Bildungsarbeit, die uns sehr wichtig ist. Wir wünschen uns auch von einer neuen Intendanz diesen Schwerpunkt. Unser Landestheater kann ja entweder ein Sprungbrett sein, am Anfang einer Karriere oder für ein Alterswerk. Ich persönlich würde immer einen Anfang bevorzugen mit viel künstlerischem Elan.
Sind das noch Nachwirkungen der Kulturhauptstadt 2010?
Dr. Müller (lacht): Ja, durchaus. Die Kulturhauptstadt 2010 hat ja im Kreis Wesel mit Dinslaken als erstem „Local Hero“ begonnen und mit Voerde als letztem „Local Hero“ geendet. Da ist schon einiges in Bewegung gekommen und das Bewußtsein für Kultur wurde geschärft. Netzwerke sind entstanden und wir wollen durch vielfältige Aktivitäten unseren Künstlern eine Plattform bieten. Wir haben herrliche Schlösser im Kreis Wesel, die Arena in Xanten, die Römer-Lippe-Tour und unser Landestheater. Aber auch „im Kleinen“ fördern wir viele interessante Projekte.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
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