Im LIDL um die Ecke

Hin- und wieder werde ich gefragt, ob ich mich in der neuen Heimat gut eingelebt hätte. Mit Überzeugung kann ich „Ja“ sagen, wenn ich auch anfangs über eine hiesige Eigenart gestolpert bin.
Die, dass man spontan und oft von fremden Menschen angesprochen und in Gespräche verwickelt wird. Manchmal tiefsinnig, häufig burschikos-kameradschaftlich.
Die meisten Franken sind da eher zurückhaltend, wenn nicht sogar etwas pelzig, wie man es dort ausdrücken würde.
Mittlerweilen habe ich mich angepasst und genieße den kleinen Plausch an der Ecke….

Letztens ging ich in den Supermarkt, um ein paar Kleinigkeiten für das Wochenende einzukaufen. Nachdem ich mich mit diversen Konserven und Trockenprodukten eingedeckt hatte kam ich schließlich auch zu den reich gefüllten Regalen in der Obst -und Gemüseabteilung. Mein Blick glitt über die ausgelegte Ware und blieb an dem Korb mit Kopfsalaten hängen. Vorsichtig legte ich die oben liegenden Köpfe zur Seite, um an die darunter liegenden zu kommen, die mir mehr Frische versprachen.
Schon konnte ich mir vorstellen wie dieser Salat mit einem mit Knoblauch und Kräutern verfeinerten Dressing schmecken würde als plötzlich rechts von mir eine Stimme zischelte: “Tun se datt nich!“.
Noch versuchte ich in meinen Träumereien zu bleiben, aber wieder zischelte die Stimme nun schon etwas bestimmter: “Tun se datt nich sach ich ihnen!“
Also gut. Ich blickte zur Seite und sah eine recht gepflegte ältere Frau, die mir mit erhobenen Finger mahnend entgegen tippelte.
„Ham se denn nich gestan den Jauch gesehn. Sons schau ich mir den ja nich an aba gestan hatta was üba Koppsalat erzählt,da dacht ich zu mir geh man noch nich in Bett!“
(Irritiert drückte ich den Zartkopf platt an meinen Busen)
„Wissen se,der Jauch hat so´n Glas Wassa und ein Tempo zum Salat gestellt“,sagt sie.
(Leise zweifelnd sah ich den meinen nun an – Überträgt Salat Schnupfen?)
„Und hat gesacht, dass in nem Koppsalat nur soviel drin is wie in einm Glas Wasser und einm Tempo,stelln se sich datt ma vor!“,fuhr sie fort
„Dabei schmeckt der doch ga nicht nach Tempo. Aber gesund sind die ja auch nicht.“
Zielgerichtet ergriff sie einen in Zellophan eingepackten Eisbergsalat und streckte ihn mir triumphierend entgegen.
“Nehmen se doch so einen, der ist knackich, hält lang und is mehr drin“. Drehte sich um und tippelte zufrieden in erfüllter Mission Richtung Kasse.
Ich kaufte Hackfleisch.

Autor:

Eva Bock aus Dinslaken

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