„Hollywood-Talk“ mit Filmbösewicht Richard Sammel: "Ich habe gestarrt wie noch nie im Leben"

Probenpause: Adnan Köse (o. 2. v. l.), Richard Sammel (lacht) und Irma Barry-Schmitt (u. 2. v. r.) beim Lieblings-Italiener in DIN.
  • Probenpause: Adnan Köse (o. 2. v. l.), Richard Sammel (lacht) und Irma Barry-Schmitt (u. 2. v. r.) beim Lieblings-Italiener in DIN.
  • hochgeladen von Caro Dai

Unvergessen böse, wie er mit Schlapphut und zweifarbigen Brillengläsern Bond-Girl Eva Green in Daniel Craigs „Casino Royal“ als Schutzschild benutzt. Oder ebenso eindringlich dann schließlich selbst durch einen Bolzen-Schuss ins dunkle Glas „ausgeschaltet“ wird.

Jetzt sitzt mir das personifizierte Böse aber hier mit wunderbar aasigem Lächeln gegenüber, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt - und isst Bohnensuppe. Oder „Inglorious Basterds“, eine Schlüsselszene im Wald mit Brad Pitt: Der blonde deutsche Schauspieler Richard Sammel diesmal als SS-Offizier Werner Rachmann. Regisseur Quentin Tarantinos unendliche Kamerafahrt auf Richards Gesicht ist inzwischen Kino-Geschichte.

International als Bösewicht unterwegs

Mit uns hat er sich bei seinem Dinslakener Lieblings-Italiener verabredet und brilliert in perfekten Italienisch mit Toni´s Team von „Mamma´s Simple Food“. Seit beinahe 30 Jahren schon dreht Richard (Englisch, Französisch und Italienisch fließend, Spanisch gut) in internationalen Produktionen. Mit Wohnungen in Paris und Berlin genießt er es sehr, endlich auch mal wieder in der eigenen Mutter-Sprache arbeiten zu können. Denn derzeit probt er mit seiner Liebsten, Schauspiel-Kollegin Irma Barry-Schmitt (in der Hauptrolle) und mit Adnan G. Köse (auch Regie und Dramaturgie) den Schauspiel-Thriller „Da kommt noch wer“ Wo? In Hollywood? München, Berlin, Hamburg? Nein, in Dinslaken. Am 9. Januar ist Premiere in der Stadthalle.

Rollen-Poker für Casino Royale

Richard Sammel: Wie ich die Rolle in „Casino Royal“ bekommen habe?
Ja, das war tatsächlich spannend. Amerikanische Caster sind immer ganz locker und spontan. Die sagen Dir am Telefon: Wir treffen uns auf einen Kaffee und reden ein bisschen über den Film. Ich hab ja schon einige internationale Actionfilme gedreht und kannte das schon.

Aber ein James-Bond-Film? Das ist nun mal die Königsdisziplin. Da gelten andere Regeln. Die Castingszene spielte wie im Film am Pokertisch. Außerdem wusste ich, dass meine Anspiel-Partnerin im Casting die berühmte Debbie McWilliam selbst sein würde, sie castet seit 25 Jahren alle James-Bond-Filme. Dieser Frau kann niemand was vormachen. Und Pokern?
Das muss man können, da kann man schlecht improvisieren. Die Karten ohne Hingucken professionell mischen, ein paar Kartentricks beherrschen, das wär sicher nicht falsch.

Ich hatte nur ein paar Tage zur Vorbereitung. So hab ich mich von einen professionellen Pokerspieler coachen lassen und hab trainiert bis zum Umfallen. Pokerface - ohne Regung jemanden kalt fixieren - das ist richtig schwer! Und einem Profi wie Debbie in die Augen zu starren ist noch schwerer. Ich habe gestarrt wie noch nie in meinem Leben. Sozusagen blind die Karten gemischt, ausgeteilt und die letzte Karte mit Ansage als As aufgedeckt. Da war sie schon ein bisschen beeindruckt, hielt´s aber noch für Zufall. Wie sie erst anschließend durchblicken ließ. Aber nach dem dritten Mal hatte ich die Rolle: „Richard hat eine ungewöhnliche und gefährliche Dimension eingebracht“. Genau das wollten sie haben. Ach, es war eine tolle Produktion.

NA: Und wie ist die Arbeit mit Quentin Tarantino gewesen? Ist er wirklich so ein Perfektionist?

Der feine Unterschied bei Tarantino

Richard Sammel: Inglourious Basterds ist ja eine Miramax-Produktion. In einer Drehpause hat sich jemand bei Co-Boss Bob Weinstein über Tarantino beschwerte, der grade zum 80. Mal eine Szene wiederholte. Bob hat nur leise gezischt: „Wir haben mit Quentin 500 Millionen Dollar bei Pulp Fiction verdient. Der kann seine Szenen so oft wiederholen wie er will.“ Und er hatte recht. Tarantino quetscht wirklich immer noch ein bisschen mehr aus Allem heraus. Das lohnt sich schon und macht den feinen Unterschied aus. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein.

NA: Und wie kommt man von James Bond und den Basterds nach Dinslaken?
Richard Sammel (lacht fröhlich): Den Kontakt zu Adnan hatte Irma. Irma hat ja schon in einigen Köse-Filmen gespielt (u.a. „Lauf um Dein Leben “). Adnan hat uns auch schon in Paris besucht. Jetzt hatte ich mal gerade ein bisschen Zeit, wir wollten schon die ganze Zeit mal zusammen Theater spielen, da hat sich das gut ergeben. Überzeugt hat mich Adnans dramaturgische Überarbeitung des Jon-Fosse-Thrillers „Da kommt noch wer“. Das hat er sehr intelligent und raffiniert gelöst, die Verlagsrechte waren schnell geklärt. Und so proben wir jetzt hier auf Hochtouren, denn es ist nicht mehr viel Zeit bis zum 9. Januar in der Kathrin-Türks-Halle.

NA: Toi, Toi, Toi ! Ich will gar nicht fragen, wer diesmal den Bösen spielt. (Richard lacht, diesmal abgründig).

Theaterpremiere: „Da kommt noch wer“
feiert am 9. Januar 2013 in der Kathrin-Türks-Stadthalle um 20 Uhr Premiere. Karten für den spannenden Psycho-Thriller von Jon Fosse mit Irma Barry-Schmitt, Richard Sammel und Adnan Köse ab sofort u.a. im Bürgerbüro, Tel. 02064-66 222 und im Pressehaus Dinslaken, Tel. 02064- 41 900

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.