Kai Magnus Sting und Freunde gastierten mit dem "ABC des schönen Mordens" beim Fantastival
Gut aufgelegtes Quintett ersetzt Krimi-Hörspiel durch alfabetisch organisierte Wortakrobatik

Mit "Corona-Wampe" (O-Ton), aber glücklich, wieder vortragen zu dürfen: Kai Magnus Sting. | Foto: Niclas Brosthaus
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  • Mit "Corona-Wampe" (O-Ton), aber glücklich, wieder vortragen zu dürfen: Kai Magnus Sting.
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"Und du weißt ja: 3G-Regel!" So schreibt mir Lea Eickhoff in ihrer Platzreservierungsbestätigungsmail. Dann vergehen einige Sekunden, in denen ich auf dem Schlaucht stehe. Drei gütige Minuten, in denen man zu Beginn der Show fotografieren darf? Drei gute Gründe, um Bier zu holen? Schlechtes Internet im Burgtheater?

Dann fällt bei mir der Groschen: Geimpft, genesen oder getestet! Mensch Meier, dass ich das noch nicht drauf hab! Könnte daran liegen, dass ich trotz Lockerung noch nicht shoppen war. Oder weil dies erst die dritte Kulturveranstaltung ist, der ich gemeinsam mit meiner Gattin fröne. Diesmal im guten alten Dinslakener Burgtheater. Fantastival 2021. Sonderedition. Kai Magnus Sting und Freunde. Platzbelegung mit Abstandspuffer. 3G-Publikum.

Der olle Petrus muss Krimi-Fan sein. Er ließ schon am Vorabend für Thees Ulmann den fiesen Dauerregen gen Osten abziehen, als er vom geplanten Programm las: Doch die Künstler versuchen sich wegen der Folgen der Hochwasserkatastrophe in vielen Orten in Pietät und ersetzen das schaurige Hörspiel "Kille Kille Killer" kurzentschlossen (die Entscheidung fällt sechs Stunden vor Beginn der Show) durch "Das ABC des schönen Mordens". Weniger Schenkelklatscher, wie sich herausstellt, dafür mehr Wortakrobatik. Petrus bleibt trotzdem gütig.

Kai Magnus Sting hat hochkarätige Verstärkung mitgebracht: Bühnen-Dino Jochen Busse (80 Jahre und kein bisschen leise), Schauspielerin und Sychronsprecherin Cathlen Gawlich (Sandy Cheeks,, das Eichhörnchen aus "Sponge Bob" und 7000 weitere Rollen), Fritz Eckenga (Bochums kernige Ruhrpott-Stimme) und Kai Uwe Struwe (der unterbeschäftigte Mann am Mundharmonikabass). Dieses putzmuntere Quintett arbeitet sich wortreich durch den Abend.

Seien wir ehrlich - es gab schon mehr Applaus im Burgtheater! Fast scheint es, als müssten die Zuhörer tatsächlich noch die Horrornachrichten aus der Eifel und der Pfalz verdauen. Die Vorträge sind von A bis Z mordsmäßig geschliffen. Und doch scheint's, als vermissten viele im Auditorium (bis auf die ständig kieksenden vier Frauen im oberen Block B) Stings übliche Inhalte. Vielleicht lässt sich der Duisburger deshalb nicht lange bitten, als ihm der Wunsch nach der "Butterkuchen"-Nummer zugerufen wird. Die alten Nummern sind eben oft die wirksamsten.

Am Ende gibt's warme Worte des Dankes für Mitstreiter und Zuhörer, Corona hat Kerben in der Humoristen-Seele hinterlassen. Sting fühlt sich wohl in Dinslaken, das bringt er glaubhaft rüber. Doch wen wundert's auch, angesichts dieser beispiellosen Riesenportion ehrenamtlichen Einsatzes, die ja sogar den Mann an der Himmelsschleuse milde stimmt.

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 Herzlichen Dank an Niclas Brosthaus (tonic designagentur), dessen Bilder wir verwenden dürfen.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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