Friedensdorf International zur Situation in Afghanistan

Der kleine Abdul strampelt auf dem Schoß seiner Mutter und lächelt die umstehenden Personen an. Alle Erwachsenen im Raum sind gerührt, Abdul gewinnt die Herzen für sich. Doch die Freude hält nur kurz an, zügig macht sich das deutsche Einsatzteam der Hilfsorganisation FRIEDENSDORF INTERNATIONAL an die Arbeit, die auch 25 Jahre nach dem ersten Einsatz immer noch gefordert wird.
Denn Afghanistan ist ein Land, das seinem Volk ein Jahrzehnt nach Beginn der militärischen und politischen Intervention der internationalen Staatengemeinschaft weder politischen Frieden noch die Grundsicherung der Menschen sicherstellen kann. Seit 2001 fanden elf Afghanistan-Konferenzen statt. Es wurden Maßnahmen zur Demokratisierung des Landes getroffen, die auch die Stärkung des inländischen Militärs beinhalten. Ebenso wurde ein einhergehender Aussöhnungsprozess mit Aufständischen beschlossen, aber auch der Wiederaufbau der Infrastruktur wurde thematisiert. Seit einem Jahrzehnt sind die afghanische Regierung und die internationale Gemeinschaft also darum bemüht, das Land zu stabilisieren und wieder aufzubauen. Doch wie sieht es wirklich aus?
Laut Guido Westerwelle sei die Bundeswehr „in einigen Distrikten sehr gut vorangekommen mit dem Aufbau der zivilen Strukturen“, wie er im Juli 2010 in einem Interview mit dem Deutschlandradio äußerte. Drei Jahre später nimmt Afghanistan laut dem Human Development Index der Vereinten Nationen, der Lebenserwartung und -qualität misst, Platz 175 von 187 ein. Lediglich 6 Prozent der Bevölkerung hat Zugang zu Strom. Sauberes Trinkwasser ist für ein Drittel der Bevölkerung zugänglich. Während in Deutschland 36 Ärzte 10000 Einwohner abdecken, sind es in Afghanistan nur 2.
Ein Beispiel dafür, dass internationale Gelder, die in Milliardenhöhe in das Land geflossen sind, bislang der Bevölkerung nur wenig gedient haben.
Die Menschen in Afghanistan sind auf die medizinische Hilfe von Nichtregierungsorganisationen angewiesen. So auch der kleine Abdul, dessen Knocheneiterung in Deutschland kostenfrei medizinisch behandelt wird. In seiner Heimat wäre dies unmöglich.
Erschreckend ist daher die Erfahrung, die das deutsche Einsatzteam auf seinen regelmäßigen Dienstreisen am Hindukusch macht. Die Verfahren zur Antragstellung von Visadokumenten dieser Patienten würden seitens der deutschen Behörden zunehmend erschwert.
Die Friedenskonsolidierung in Afghanistan ist komplexer als in (inter)nationalen Abkommen vereinbart. Mit der Reduzierung der militärischen Präsenz internationaler Truppen bis 2014 breiten sich Ängste im Land aus. So teilten afghanische Freunde und Mitarbeiter der FRIEDENSDORF Partnerorganisation dem deutschen Einsatzteam mit, dass die Unsicherheit über die Konsequenzen der Truppenabzüge bereits jetzt zu Unruhen führe. Täglich höre man von Anschlägen und bewaffneten Auseinandersetzungen. Das Einsatzteam stellte seit den letzten Hilfseinsätzen vermehrt Schuss- und Minenverletzungen bei den vorstelligen FRIEDENSDORF Kindern fest. Ein Beweis dafür, dass militärische Intervention Opfer bringt, nicht jedoch Frieden.
Es gilt also den Friedensprozess mit vereinten Kräften einzuläuten. Nur durch einen Konsens zwischen allen afghanischen Parteien und einer ausgeprägten Transparenz kann die ethnische, politische und soziale Zerrissenheit behoben werden. Das gilt ebenso für die afghanische Diaspora, die große Summen an Kapital aus dem Land trägt. Wie ein Mitarbeiter der Partnerorganisation Afghanischer Roter Halbmond mitteilte: „Wir müssen anfangen als Volk einheitlich zu denken, damit wir gemeinsam an einem Strang ziehen und unser Land erfolgreich aufbauen können. Nur so können wir eine Zukunft für Afghanistan und unsere Kinder schaffen.“
Und so hofft FRIEDENSDORF INTERNATIONAL gemeinsam mit den afghanischen Freunden, dass eines Tages die Hilfe dieser und anderer internationaler Organisationen nicht mehr gebraucht wird und Kinder wie Abdul nicht erst im Ausland körperlich und seelisch gesunden dürfen.

Autor:

Lokalkompass Dinslaken II aus Dinslaken

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