„Es ist angerichtet“ - 1. Literatur-Hotel-Preis-Lesung 2012 mit hochkarätigen Autoren und brillanten Vorträgen
Donnerstagabend, 19 Uhr, Art Inn Hotel. Zeitpunkt und Schauplatz der 1. Literatur-Hotel-Preis-Lesung des Jahres 2012. Und die Messlatte wurde auch gleich richtig hoch gehängt...
Dinslaken. Die Braut eröffnete das Parkett: Vorjahres-Zweite, Hochzeits-Bloggerin und bald Vermählte Ramona Breder startete mit „Gedankenkrank“. Rote Ampeln, gestresste Leute, diese Dinge beschäftigen die Gedankenwelt der Erzählerin, die autobiographische Züge zu haben scheint. Kurzweilig und anregend – so muss ein guter literarischer Aperitif sein.
Die nun folgende Vorspeise sollte mindestens genauso gut sein: Harald Gerhäußer, seines Zeichen langjähriger Literatur-Hotel-Preis-Autor und Mit-Herausgeber des Literaturmagazins „Richtungsding“, entführte das aufmerksame Publikum in die märchenhafte Utopie-Welt der Fuchsier. Deren „ewiger Friede“ sollte vom missgünstigen Herrscher Vanitas gestört werden.
Es folgte ein literarischer Hauptgang der Extraklasse: Ingo Knosowski, Reporter (und, wie man aus einigen Ecken raunen hörte, potentielles George Clooney-Double) aus Bochum, brachte uns Horst Wapelhorst, den lüsternen Protagonisten seines Roman-Auszugs „Hoffnung kalter Finger“ durch brillanten Vortrag (der Mann arbeitet eben beim Radio) so nah, dass man ihn fast hinter sich atmen hörte.
Das Salz in der Suppe war Jess Geigers „Der Titel kommt zum Schluss“. Darin rechnet die Erzählerin sarkastisch bis humoristisch mit ihren Ex-Freunden ab. Vor der Pause durfte die versammelte LHP-Gemeinde von einem ganz edlen Tröpfchen kosten: Regisseur Adnan Köse („Homies“) las aus Literatur-Nobel(!)-Preis-Träger Ernest Hemingways „The Killers“ (und läuft damit natürlich außerhalb der Konkurrenz, da beim LHP nur Selbstgeschriebenes verwendet werden darf). Szenisch lesend und mit einer unglaublichen stimmlichen Tragweite machte Adnan Köse uns alle betrunken.
Köstlicher Lesestoff an mediterranem Buffet
Nun brauchten wirklich alle eine Pause und was Reales zu verkosten. Art Inn-Chef Hans Jürgen Rüffert und sein Koch Ingo Wagner beglückten ihre Gäste mit mediterranen Vorspeisen (ein Traum das Leber-Mousse), fabelhaften Pasteten und herzhaften Gratins.
Das schwierigste Los des Abends hatte dann wohl Oliver Peters gezogen, der direkt nach der Pause starten musste. Mit seinem flott vorgetragenen Beziehungs-Text gelang es ihm aber mühelos, die Zuhörenden vor dem gefährlichen Ess-Koma zu bewahren.
Und dann kam sie: Die fleischgewordene Sektflasche, unsere Walli Janowski (hervorragend interpretiert von der großartigen Heike Becker). Midde Schoten von ihrem janz persönlichen Sommerloch und einem (Korken-)Knaller nachm nächsten („ich sach nur: Wat weiß denn ich?“) brachte sie prickelnde Unterhaltung ins Kaffeeklatsch. Auch dies „nur“ schmückendes Beiwerk anstatt LHP-Wettbewerbsbeitrag. Und wenn sie schon den Aperitif serviert, dann doch bitte schön auch den Digestif: Ramona Breder erfreute nochmals, diesmal mit „Die andere Welt“.
Den Absacker tranken wir mit Bettina Röttger (die dankenswerterweise spontan für einen erkrankten Autor eingesprungen war) und ihrem „Mord und Totschlag“, das ein wenig an Hitchcocks „Psycho“ erinnerte.
Nach knapp zweieinhalb Stunden endete ein Abend, der mit dem ein oder anderen literarischen Schmankerl aufwarten konnte. Wer am Ende das Sahnehäubchen geliefert hat, das entscheiden Sie, liebe Leser. Voten Sie einfach ab dem 30. Juni unter lokalkompass.de/dinslaken für Ihren Favoriten.
Es geht weiter:
Ran an die Tasten!
Wer die Chance haben will, bei der nächsten Live-Lesung im Art Inn Hotel (voraussichtlich Ende Mai/Anfang Juni) vor Publikum zu lesen, sollte schnell einen (kurzen) Text samt Bild einreichen. Die mitmachbedingungen und Sponsoren finden sich – ebenso wie alle Texte – auf unserer Homepage: www.lokalkompass.de / dinslaken.
(erschienen im Niederrhein Anzeiger KW 18/12; Text: Sarah Leukel)
Autor:Günter Hucks aus Dinslaken |
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