"Da kommt noch wer" - Mitten im letzten Akt

Richard Sammel in den Endproben zu "Da kommt noch wer" - Premiere am 9. Januar in der Kathrin-Türks-Halle. Foto: Martin Göbler.
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  • Richard Sammel in den Endproben zu "Da kommt noch wer" - Premiere am 9. Januar in der Kathrin-Türks-Halle. Foto: Martin Göbler.
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Dinslaken. Menschliche Abgründe warten nicht: Nur noch eine gute Woche bis zur Premiere des Jon Fosse-Thrillers „Da kommt noch wer“ am 9. Januar 2013 in der Kathrin-Türks-Stadthalle. Der Vorverkauf läuft.

Theaterproben und -Premiere in dieser Stadt mit drei Schauspielern: Mit einem, der Daniel Craig als James Bond erschießen sollte und sich von Regie-Stars wie Quentin Tarantino inszenieren ließ, mit einer Partnerin, die in der Krankenschwester-Rolle Franka Potente in der Klapsmühle von „Krieger und Kaiserin“ unter Tom Tykwers Regie betreute und mit einem gelernten Schauspieler, der als Filmregisseur Erfolge einheimste und Stars wie Uwe Ochsenknecht in seiner Heimat vor die Kamera holte... Die in jeder Hinsicht ungewöhnliche Theaterproduktion nach Jon Fosse „Da kommt noch wer“ steckt in den Endproben, Premiere ist am 9. Januar!

Filmbösewicht Richard Sammel (u.a. zweifarbig-bebrillter Killer in Craigs Bond-Debut „Casino Royale“ oder SS-Offizier Werner Rachmann in Tarantinos „Inglourious Basterds“) stand für die NA-Leser schon vor Weihnachten bereitwilligst Rede und Antwort beim „Hollywood-Talk im Industriegebiet Dinslaken-Mitte“.

Doch er, seine Partnerin Irma Barry-Schmitt, der gemeinsame Regisseur und Mitschauspieler Adnan G. Köse, das ganze Team stand trotz Endproben-Hektik zum Wort, sich kurz vor der Premiere noch mal Zeit für unsere Leser zu nehmen. Ausnahme-Regisseur Adnan G. Köse („Lauf um Dein Leben“) ist es wieder gelungen, eine hochkarätige Besetzung - diesmal für die Bühne - hierher zu locken - sich selbst eingeschlossen. Nach all den Jahren hinter der Kamera möchte er gerne wieder spielen.

Normalerweise geht man ja aus der Provinz in die großen Filmproduktionsorte München, Hamburg oder für low-budget (arm, aber sexy) nach Berlin. Doch Adnan arbeitet auch immer wieder gern zu Hause am Niederrhein. So ist es eigentlich kein Wunder, dass er auch seine Theaterproduktion hier probt und zur Premiere führt - als eine Art Hommage an Dinslakens Rotbach-„Duse“ Kathrin Türks, auf den nach ihr benannten Brettern.

„Ich arbeite gern am Niederrhein“

Nein, Geld spielte dabei nicht die Hauptrolle, bestätigen alle und lachen merkwürdig. „Mich hat Adnans dramaturgische Bearbeitung des Thriller-Bestsellers überzeugt.“, so Richard Sammel und: „dass ich mit meiner Liebsten Irma Barry-Schmitt in unser aller eigenen Muttersprache Theater spielen kann: in Deutsch.“

Wenn man wie Richard seit dreißig Jahren international in Englisch, Französisch oder Spanisch Filme dreht, ist so ein Ausflug zu den Ursprüngen wohl besonders reizvoll. In Deutschland kennt die Branche seine Film-Rollen und sein Gesicht aus Blockbustern - der Bühnen-Schauspieler dahinter ist hier eher unbekannt. (Wenn man ihn nicht - wie das dortige Theater-Ehrenmitglied namens Gerhard Schröder, ja, genau der - vor Jahrzehnten als Anfänger auf der Stadttheaterbühne Hildesheim erlebt hat!.).

Allein unter Alphamännchen

Das Team steckt jetzt im letzten, entscheidenden Akt. Wir fragen Hauptrolle Irma Barry-Schmitt natürlich, wie das denn so ist, wenn man gleich zwei solche Alphamännchen in Schach halten... darf?. Mit denen frau seit langem verbunden ist.

Irma - mit Richard und gemeinsamem Kater in Paris zuhause - lächelt hintergründig: „Das ist ein echtes Abenteuer. Da muss man schon mental und szenisch sehr gefestigt sein. Ich kann nur sagen, die Proben sind hoch spannend und fordern uns allen drei Alles ab.

Adnan war ja einst mein Coach, als ich die Aufnahmeprüfung für die Schauspielschule geschafft habe. Außerdem habe ich schon einige Filme (wie „Lauf um Dein Leben“) hier mit ihm gedreht. Ich vertraue ihm blind. Und mit ihm und meinem Richard auf der Bühne zu stehen, szenisch zu arbeiten, ist ein großes Vergnügen. Ich bin sehr froh, dass wir ein gemeinsames Zeitfenster und so ein irres Stück für uns finden konnten. Das Wunderbare an der Schauspielkunst ist ja, dass man in völlig andere Rollen schlüpfen darf. Und Charakterzüge entwickeln und zeigen kann, die man gar nicht an sich kannte. Die man vielleicht ganz tief in sich geahnt hatte, aber nie privat rauslassen würde.“

Irma nachdenklich: „Das geht schon an die psychische und szenische Grundsubstanz. Ein guter Regisseur aber behält die Balance und den Überblick. Hier ist Adnan ja beides: Regisseur und Schauspielpartner. Wie hat schon Georg Büchner vor über 200 Jahren gesagt: Jeder Mensch ist ein Abgrund. Und wir spielen hier alle Drei am Abgrund.“


Überraschungsdreh mit Kevin Costner

NA: Und wie stemmt man die Doppel-Rolle als Regisseur und Schauspieler?

Adnan G. Köse: Bei einer Probenzeit von 19 Tagen kommt man gar nicht zum Nachdenken. Und nun werden es noch mal weniger Tage, denn Richard hat überraschend noch einen Dreh mit Kevin Costner in unserer Probenzeit bekommen. Zum Glück ist auf ihn und Irma absolut Verlass. Sie kommen immer mit gelerntem Text zur Probe und vergessen nie eine szenische Absprache. Als Regisseur muss ich in dieser extrem kurzen Probenzeit auf Knopfdruck szenische Ideen sprudeln lassen. Es darf keinen Stillstand geben. Sie hauchen ihren Rollen Leben ein, während sie mir bei den szenischen Arrangements und den Figurenkonstellationen absolut vertrauen müssen.

Theaterproben wie beim Filmen

Der Zeitmangel läßt fast keinen Raum für große Diskussionen, Improvisationen oder experimentelles Probieren. Zwar habe ich viele Jahre am Theater gearbeitet, aber jetzt kommen mir vor allem meine Kinofilm-Erfahrungen zugute. Beim Film muss ein Regisseur sich sofort entscheiden und das geschieht auch hier. Das macht den feinen Unterschied aus zwischen Charakterdarstellern und Schauspielern, die nur ihren eigenen Typ wiedergeben. Richard handelt auf der Bühne absolut wahrhaftig: Er bedroht seine Frau so furchteinflößend, dass Irma gar nicht anders kann, als in Angst und Tränen auszubrechen.

NA: Vielen Dank für diese „abgründigen Einblicke“. Um es nicht zu vergessen: Toi, Toi, Toi für die Premiere! (PS: Schauspieler dürfen darauf nicht Danke sagen!).

Karten gibt´s bei allen „üblichen Verdächtigen“, auch bei uns im Pressehaus, Friedrich-Ebertstr. 40, Tel. 02064-41900 und im Bürgerbüro, Friedrich-Ebertstr. 82, Tel. 02064-66-222.

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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