Außer Konkurrenz: Ruth Wendt "Bratwurst und rosa Nelken"
Bratwurst und rosa Nelken
Er schließt die Bürotür, heute wird er endlich einmal pünktlich sein. Er rennt fast zu seinem Auto, winkt dem Parkwächter zu und biegt in die Bergstraße ein. Leise summt er vor sich hin, freut sich auf den Abend mit Silvia. Am Blumengeschäft hält er an. Die ältere Verkäuferin kennt ihn schon:
„Na, Herr Mertens, wieder rosa Nelken?“
„ Natürlich, meine Frau hat sie doch so gern, geben sie mir bitte zwei Dutzend!“ Absatz „ Gerne“ Die Verkäuferin nimmt die langstieligen Blumen aus der Vase. Er sieht sich im Laden um, sein Blick fällt auf die roten Rosen neben der Tür. Sollte er nicht vielleicht mal andere Blumen kaufen? Aber nein, Silvia liebt Nelken.
Es war ein kühler Regentag, als sie sich zufällig auf einer Messe sahen. Sie hatte an einem Nebenstand für ihre Firma gearbeitet. Der ganze Stand war mit Hunderten von rosa Nelken geschmückt gewesen. Er hatte ihr ein Kompliment gemacht, es war ein wunderschönes Bild, sie inmitten der duftenden Blüten zu sehen.
So hatte alles begonnen und die rosa Nelken waren zu einer schönen Gewohnheit geworden. Mit rosa Nelken hatte er die Kirche schmücken lassen, als sie geheiratet hatten. Das war nun schon zwei Jahre her, bald würde ihr erstes Kind auf die Welt kommen.
Silvia war eine wunderbare Frau, sie hatte die Wohnung in ein kleines Schmuckstück verwandelt. Nur mit dem Kochen haperte es , sie gab sich so große Mühe, aber meistens brachte sie nur Bratwurst und Kartoffelpüree auf den Tisch und entschuldigte sich dann : „Ich werde bestimmt noch besser kochen lernen“.
Aber wie sollte er ihr böse sein, wenn sie da mit so traurigem Gesicht vor ihm stand, dazu liebte er sie zu sehr. Und jedes mal beteuerte er, dass gerade Bratwurst sein Lieblingsessen sei. Dabei hatte er von Kindheit an eine Abneigung dagegen und erst das Püree aus der Packung brachte er fast nicht herunter. Er sollte es ihr endlich einmal sagen, aber nicht heute, nicht jetzt, wo das Kind bald kommen würde. Absatz Er nimmt die Blumen und bezahlt.
Sie steht am Fenster und wartet, hoffentlich kommt Dieter bald. Sie hatte sich wieder so große Mühe mit dem Essen gemacht. Endlich einmal sollte es etwas anderes geben, aber es war wie verhext. Die Koteletts brannten an, beim Kartoffelschälen schnitt sie sich in den Finger,. Gut, dass sie immer Bratwurst im Eisfach hatte. Absatz Dieter mochte zum Glück Bratwurst, wenn sie sich auch manchmal wunderte, dass er sie fast täglich essen mochte. Aber für sie war das ein Glück.
Seit sie nicht mehr arbeiten konnte, das Kind sollte jeden Tag kommen, wartete sie immer voll Sehnsucht auf ihn. Hoffentlich brachte er nicht wieder einen großen Nelkenstrauß mit, Jetzt, wo das Kind bald kommen würde, kaufte er sie fast täglich . Dabei mochte sie einfach keine Nelken. Es war eine Anordnung ihres Chefs gewesen, den Stand auf der Messe mit rosa Nelken zu schmücken.
Aber in Wirklichkeit liebte sie Rosen. Aber damals, als sie sich kennen lernten, hatte sie in einem Meer aus rosa Nelken gestanden, so hatte Dieter sich in sie verliebt. Sie sollte es ihm endlich sagen, aber nicht heute, nicht heute , später.
Er schließt die Tür auf, dieser Bratwurstgeruch!
Rosa Nelken! Sie schließt die Augen, läuft ihm entgegen und liegt in seinen Armen.
Autor:Caro Dai aus Essen-Werden |
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