Feuerwehr-Einsatz in der Stadtbücherei Dinslaken beendet abrupt die Kabarett-Show
"Restkultur" mit Brandgeruch im Dachstudio: alles nicht so schlimm!
Da sitzen wir nach vier Stunden wieder auf unserer Couch und finden es höchst seltsam, was da vorhin passiert ist. In einigen Stichworten: Volkshochschule, Theater, Brandgeruch, Ende.
Klingt befremdlich? Jap - war's auch! Aber eins nach dem anderen ...
Wir sitzen um kurz vor 20 Uhr in der Premiere des neuen Programms des Dinslakener Kabarett-Ensembles "Restkultur". Dass die Show "Das wird schlimm" nach rund 90 Minuten in eine unangenehme, irgendwie surreale Richtung abdriftet, hätten wir allerdings nicht gedacht.
Die fünf Akteure (die inhaltliche Bewertung des Dargebotenen überlasse ich anderen) haben sich so richtig warm gespielt, als plötzlich eine Lautsprecherdurchsage erklingt (sinngemäß): Im Gebäude hat sich eine Gefahrenlage entwickelt, bitte verlassen Sie die Räumlichkeiten auf dem kürzesten Wege!
Das Ganze abwechselnd auf Deutsch und Englisch. Wir denken, das gehört zur Show - zumal der englische Sprecher klingt wie Boris Johnson.
Was würden Sie denken, wenn Sie im Kabarett sitzen und diese Durchsage erklingt? Die Akteure zucken mit den Schultern, Zuschauer tauschen überraschte, ungläubige Blicke aus. Eher bedächtig erheben sich nach und nach die Leute, ziehen ihre Jacken über und gehen Richtung Ausgang.
Nach zwei, drei Minuten sind wir immer noch überzeugt, es handle sich um einen Scherz.
Dann sehen wir den Qualm da vorne im Flur. Noch immer glauben wir nicht an die Echtheit des Geschehens. Der Hausmeister läuft armwedelnd durch den Raum, die Ensemblemitglieder packen ihre Siebensachen und verschwinden hinter der Bühne. Wir sind die Letzten der 120 Anwesenden, die an ihren Stühlen kleben.
Dann geschieht's Schlag auf Schlag: Kokelgeruch steigt uns in die Nasen. Meine Liebste öffnet ein Fenster und sieht draußen einen Haufen Blaulichter, einen Drehleiterwagen, Feuerwehrleute. Eine Polizistin rauscht ins Dachstudio, gefolgt von mehreren Wehrleuten, die Schutzmasken tragen.
Dann heißt es: "Sie müssen das Gebäude jetzt verlassen!" Wir machen uns auf den Weg über die rückwärtige Fluchtleiter, drei Stockwerke abwärts. Unten auf der Straße gibt's einen ordentlichen Uniformierten-Auflauf, aber niemand wirkt wirklich beunruhigt.
Was also wirklich war, entnehmen Sie bitte dem Einsatzbericht der Polizei oder der Feuerwehr. Am Rande bekommen wir noch mit, dass der Hausmeister sich mit dem Einsatzleiter streitet. Worüber wohl? Dann heißt es plötzlich: die "Restkultur" spielt weiter. Wir stapfen wieder unters Dach und bekommen noch einen Teil der Abschlussnummer mit. Applaus.
Auf dem Heimweg diskutieren wir das Erlebte, aber alles bleibt Spekulation. Auf jeden Fall war's ein Theatererlebnis der besonderen Art. Aber eher nicht so schlimm.
Autor:Dirk Bohlen aus Hamminkeln |
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