Über 2.000 Bürger im Kreis Wesel erstmals geimpft - Terminvergabe weiterhin problematisch - Kein zweites Impfzentrum im Kreis Wesel - Hoffen auf Schnelltests
Hoffnung auf mehr Normalität im Alltag
2.100 Bürger über 80 Jahre sind Stand Sonntag, 14. Februar, im Impfzentrum in Wesel geimpft worden. Zusätzlich wurden 230 Mitarbeiter des Rettungsdienstpersonals im Kreis Wesel sowie 250 Mitarbeiter von Pflegediensten erstmals geimpft.
Als eine der Ersten wurde Daniela Schadwinkel geimpft. Anfangs noch hatte die Pflegekraft überlegt, ob sie sich überhaupt impfen lassen soll. Dann aber ging alles schnell: Ihr Arbeitgeber hat sie auf der Liste vermerkt und schon hatte sie den Termin. "Mir tat die Einstichstelle ein bisschen weh, ansonsten habe ich aber nichts gemerkt", sagt die 40-Jährige. Dass sie selbst nun vor dem gefährlichen Coronavirus geschützt ist und auch ihre Familie so gut wie möglich schützt, freut sie sehr. "Im Nachhinein bin ich froh."
Angst, schwer an Corona zu erkranken, überwog kleine Bedenken gegen Impfung
"Meiner Mutter war sofort klar, dass sie sich impfen lassen will, sobald das möglich ist", schreibt Sandra Willersen auf Anfrage dieser Zeitung bei Facebook. Sie sei völlig entspannt gewesen und hätte keinerlei Bedenken gehabt - im Gegenteil. " Sie hat eine leichte COPD und ihre Angst, schwer an Corona zu erkranken, überwog kleine Bedenken gegen die Impfung." Die waren jedoch unbegründet, lediglich der Arm hätte ein wenig wehgetan. "Sie erhofft sich durch die Impfung von möglichst vielen Menschen, dass mehr Normalität in den Alltag einkehren kann." Die zweite Impfung erhält die Mutter von Sandra Willersen am 3. März. Einzig: Die Tochter erhofft sich eine bessere Organisation.
Längere Wartezeiten wegen außerplanmäßiger Impfung
Weil am Mittwoch vergangener Woche verschiedene Faktoren zusammenkamen, die nicht absehbar waren, sagt Jochen Konst, Leiter des Impfzentrums in der Niederrheinhalle in Wesel, "kam es teilweise zu Warteschlangen." Unter anderem mussten außerplanmäßig über 100 Mitarbeiter der Senioreneinrichtung St. Christopherus in Voerde im Impfzentrum geimpft werden, die aufgrund des Großbrandes Anfang Februar nicht vor Ort geimpft werden konnten. „Leider,“ so Konst, „wurde das Impfzentrum hierüber nicht im Vorfeld informiert. (...)" Gleichzeitig wurden zusätzlich zu den über 80-Jährigen auch die ersten Personen im Rettungsdienst mit AstraZeneca geimpft.
Terminvergabe über Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
Seit dem 25. Januar besteht für über 80-Jährige die Möglichkeit, sich über die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) anzumelden. Erreichbar ist diese unter Tel. 0800 116117-01 oder auf www.116117.de. Eigentlich.
"Mein guter Bekannter, 82 Jahre, versucht seit Wochen, telefonisch einen Termin zu bekommen und ich versuche es andauernd online - ohne Erfolg", antwortet Petra Schütze auf einen Aufruf dieser Zeitung auf Facebook. Ähnlich ergeht es dem User El Mariachi: "Wir rufen täglich an und versuchen online einen Termin zu vereinbaren - leider immer noch Fehlanzeige." Rita Grossy ließ über das Kontaktformular auf lokalkompass.de wissen, dass ihre Eltern einfach keinen Termin kriegen würden. "Sie sind 81 und 86 Jahre alt. Was soll ich tun? Angeblich werden doch alle geimpft."
Kein zweites Impfzentrum für Kreis Wesel
Mittlerweile ist klar: Trotz aller Bemühungen wird es im Kreis Wesel kein zweites Impfzentrum geben. Regionalpolitiker kritisieren die Entscheidung des Landes NRW scharf, impfbedürftige Senioren sind sehr enttäuscht.
„Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht von älteren Menschen angerufen werden, die ein wohnortnahes Impfangebot dringend benötigen“, berichten die beiden linksrheinischen SPD-Landtagsabgeordneten Ibrahim Yetim und René Schneider und stellen fest: „Genau das wird es nun nicht geben.“ Dabei sei "der Weg von Vluyn, Kapellen, Rayen oder Orsoy bis zum Impfzentrum nach Wesel für Senioren ohne Auto und mit Bus und Bahn kaum zu schaffen". Auch die Moerser CDU-Fraktionschefin Julia Zupancic sowie die Grünen Kreistagsfraktion halten die Absage für keine gute Lösung
Schnelltests zur Selbstanwendung bald verfügbar?
Um die Corona-Pandemie noch weiter eindämmen zu können, sind immer wieder auch Schnelltests zur Selbstanwendung im Gespräch. Diese könnten womöglich schon Ende Februar erhältlich sein. Zumindest die rechtliche Grundlage, heißt es im Handelsblatt am 12. Februar, habe Gesundheitsminister Jens Spahn bereits Anfang dieses Monats geschaffen. Und auch erste Hersteller von Antigentests hätten schon vor Wochen einen Antrag auf Sonderzulassung eingereicht.
"Antigentests", heißt es im Handelsblatt weiter, "können anhand eines Abstrichs aus der Nase oder dem Rachen eine akute Sars-CoV-2-Infektion nachweisen. Das funktioniert binnen weniger Minuten und an jedem Ort, sofern sie in der Variante eines mobilen Schnelltests angeboten werden." Bisher dürfen Antigen-Schnelltests nur an gewerbliche Kunden mit medizinischer Schulung im Sinne der Coronavirus-Testverordnung verkauft werden.
Schnelltests, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag in einer Pressekonferenz, seien ein "guter wichtiger Bestandteil". Aber: "Wir müssen deren Qualität sicher stellen." Zu welchem Preis sie im Einzelhandel angeboten werden könnten, sei derzeit vollkommen unklar.
Lockdown erneut verlängert
Am Mittwoch vergangener Woche einigten sich Bund und Länder auf die Verlängerung des Lockdowns bis 7. März, gültig ab 15. Februar. Gleichzeitig wurden wesentliche Änderungen bekannt gegeben.
Grundschulen dürfen ab 22. Februar schrittweise öffnen, Friseure ab 1. März. Kitas bieten weiterhin eine Betreuung im eingeschränkten Pandemiebetrieb an. Der Einzelhandel und Museen dürfen ab einem Inzidenz von unter 35 oder weniger ebenfalls öffnen. Lockerungen in Kultur, Freizeit, Gastronomie, Hotelgewerbe und Sport sind zunächst nicht vorgesehen.
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
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