Vereinbarung von Impfterminen für über 80-Jährige gegen das Coronavirus seit 25. Januar, 8 Uhr, möglich
Große Verärgerung über teils massive technische Probleme
Wie sehr haben wir diese Nachricht herbeigesehnt: Ein Impfstoff gegen das gefährliche Coronavirus ist gefunden - und das gerade einmal elf Monate, nachdem am 27. Januar der erste Fall in Deutschland bekannt wurde. Mittlerweile sind seit dem 27. Dezember fast 1,5 Millionen Deutsche (Stand 22. Januar) einmalig, knapp 200.000 von ihnen bereits zum zweiten Mal geimpft worden. Dazu zählen vor allem Bewohner in Pflege- und Altenheimen sowie die Pflegekräfte vor Ort. Vor allem die Alten gelten als besonders gefährdet. Doch die Freude über die gute Nachricht ist von Anfang an getrübt.
Das Jahr 2020 stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie - Und auch jetzt bestimmt das Virus unser Leben erheblich. Die Zahl der Neuinfektionen ist weiterhin auf hohem Niveau stabil, zudem sterben immer mehr Patienten im Zusammenhang mit Covid-19. Geschäfte, Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe sind geschlossen, Bewohner von Pflegeheimen dürfen oft gar nicht oder nur eingeschränkt besucht werden und in vielen Regionen arbeitet das Personal auf den Intensivstationen an der Grenze seiner Belastbarkeit.
Fortführung des harten Lockdowns - vorerst bis zum 14. Februar
In einer vorgezogenen Sitzung zwischen Bund und Ländern einigte man sich auf die Fortführung des harten Lockdowns - vorerst bis zum 14. Februar. Zusätzlich wurde eine verschärfte Maskenpflicht eingeführt: In Geschäften sowie im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und in Praxen sind seit Montag OP- oder FFP2-Masken zu tragen. Menschen über 60 und Menschen mit Vorerkrankung durften sich in den vergangenen Wochen unter Vorlage eines Berechtigungsscheins Masken abholen - entweder kostenlos oder mit geringer Zuzahlung.
Im Kreis Wesel sind bis jetzt (Stand: 24. Januar) 121 Menschen an oder mit Corona verstorben. Bei einer 7-Tage-Inzidenz von knapp 100 und mehr als 1.000 aktuell Infizierten sehen sich auch das Gesundheitsamt des Kreises sowie die Mitarbeiterinnen der Pressestelle außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt. Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer, der aus der Verfügbarkeit der frisch entwickelten Impfstoffe resultiert. Zugelassen sind seit dem 21. Dezember der Impfstoff von BioNTech und Pfizer sowie seit dem 6. Januar der von Moderna. Der Hersteller AstraZeneca hat die Zulassung seines Präparats in der EU Mitte Januar beantragt.
Impfstart in Deutschland verläuft holprig
Der Impfstart in Deutschland verläuft jedoch holprig: Nachdem zunächst das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales (MAGS) des Landes NRW die Kommunen darüber informierte, dass die über 80-Jährigen nicht wie ursprünglich geplant ab 1. Februar, sondern erst eine Woche später, ab 8. Februar, geimpft werden, ereilte kurz danach auch die Krankenhäuser die schlechte Nachricht: Weil bestellte Impfstoffe der Firma BioNTech nicht ausgeliefert werden konnten, wurde ein sofortiger Impfstopp ausgesprochen.
An einem Termin allerdings hielt man fest: Seit Montag können über 80-Jährige einen Termin für die Impfung auch im Impfzentrum in der Niederrheinhalle in Wesel vereinbaren. Rund 36.000 Anschreiben zur Terminvergabe hatte der Kreis Wesel zusammen mit dem Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein (KRZN) in Kamp-Lintfort im Vorfeld verschickt. Darin enthalten sind ein Berechtigungsschein, ein Anamnesebogen sowie ein Informationsschreiben. Termine können entweder online auf termin.corona-impfung.nrw oder zwischen 8 und 22 Uhr unter Tel. 0800/116117-01 vereinbart werden. Weil die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVN) mit einem Ansturm rechnete, wurde eigens ein Call Center mit rund 1.000 Mitarbeitern angedockt.
"Wenn Corona vorbei ist, wird man wohl durchkommen"/"Organisation ist der Witz des Tages."
"Wenn Corona vorbei ist, wird man wohl durchkommen", kommentiert Helmut Fehrmann den Facebook-Post des NA in der "Dinslaken aktuell"-Gruppe. Auch Renate Reepen aus Voerde und Melanie Tüysüz haben vergeblich versucht, einen Termin zu vereinbaren. "Wir haben bereits mehrmals versucht, leider ohne Ergebnis." und "Wir kommen nicht durch, weder online noch telefonisch." Sabine Wilkendorf und Paola Casu ärgert vor allem, dass "Nichts organisiert" scheint - und fragen sich, wie "meine 89-jährige Mutter das alleine machen soll?" Und auch auf Nachfrage im privaten Kreis sieht es nicht besser aus: "Die Website ist nicht erreichbar", "Leider sind derzeit alle Termine vergeben."
Dr. Heiko Schmitz, Pressesprecher der KVN, versucht zu beruhigen: "Die über 80-Jährigen werden bis in den April hinein geimpft. Es müssen also nicht alle gleich am ersten Tag anrufen." Für die derzeitig Berechtigten und ihre Angehörigen vermutlich nur ein schwacher Trost.
Errechnen, wann man ungefähr an der Reihe ist
Wann die Termine für die nächste Gruppe Impfberechtigter - Menschen zwischen 75 und 80 Jahren, Personen mit bestimmten Vorerkrankungen sowie Angehörige bestimmter Gesundheitsberufe - freigeschaltet werden, ist derzeit unklar. Auf www.omnicalculator.com/health/impfterminrechner lässt sich jedoch schon einmal nachrechnen, wann man ungefähr an der Reihe wäre.
AUF EINEN BLICK
- Berechtigt, sich im Impfzentrum in der Niederrheinhalle, An de Tent 1 in Wesel, impfen zu lassen, sind derzeit nur über 80-Jährige, die im Vorfeld einen Termin vereinbart haben.
- Termine werden unter Tel. 0800/116117-01 (kostenlos) oder auf termin.corona-impfung.nrw vergeben. Es werden direkt beide Termine - für die erste und für die zweite Impfung 21/28 Tage später - vereinbart. Unter dieser Rufnummer können, wenn möglich, Termine auch verschoben werden.
- Nach der Terminvereinbarung bekommen die Impfberechtigten eine Terminbestätigung per Post, inklusive weiterer Unterlagen (Aufklärungsmerkblatt, Anamnesebogen/Einwilligungserklärung), die zum Impftermin mitzubringen sind.
- Vor Ort gelten die bekannten Corona-Schutzmaßnahmen. Begleitet werden dürfen die Impflinge nur von gesetzlichen Betreurn oder Personen mit Betreuungsverfügung.
- Wer Hilfe bei der Terminvergabe benötigt, kann sich gern an seinen Hausarzt wenden. Er stellt bei Bedarf auch einen Taxischein für die Fahrt zum Impfzentrum und zurück aus.
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
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