"Voll und ganz": Eltern unterstützen Kita-Streik
„Nich‘ für‘n Appel und ‘n Ei“ lautet einer der Slogans, mit dem städtische Erzieher und Sozialarbeiter am Montag (18. Mai) auf ihren Streik und ihre Forderung nach einem höheren Gehalt aufmerksam machten.
Wie berichtet, sind die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst seit Montag (11. Mai) unbefristet im Ausstand. Mit der Aktion in der Altstadt wollten sie den Castrop-Rauxeler Bürgern zeigen, „wie vielfältig die Anforderungen an den Beruf sind“, verdeutlicht Monika Naroska, Leiterin der Kita Lummerland. „Es geht darum, was tagtäglich in den Kitas geleistet wird“, plädiert Kosta Daniilidis vom Team Jugendarbeit für eine Aufwertung des Berufes.
So habe die Zahl der Kinder wegen der U3-Betreuung zugenommen, sagt Naroska. Zudem gebe es ein Übergangsmanagement für die Kinder, die zur Grundschule wechseln, Entwicklungsdokumentationen müssten für jedes Kind erstellt werden, „und die Elternarbeit, zum Beispiel Elternsprechtage, nimmt mehr Raum ein“.
Auch die Arbeit in den städtischen Kinder- und Jugendzentren habe sich gewandelt, erklärt Rainer Lümmen vom BoGi‘s Café. „Es wird ganz viel Präventionsarbeit geleistet.“ So bieten er und die übrigen Mitarbeiter der Fachstelle Kooperation Jugendhilfe und Schule beispielsweise Anti-Mobbing-Projekte an. „Das greift alles ineinander“, erläutert Lümmens Kollegin Andrea Collet, dass die erzieherische Arbeit nicht mit dem Ende des Kindergartenbesuchs aufhört.
Unterstützung der Eltern
Castrop-Rauxeler Eltern scheinen das Anliegen der Erzieher zu unterstützen. „Wir haben im Vorfeld Rückendeckung erhalten“, sagen Monika Naroska sowie Birgit Hoffmann, Leiterin des Naturkindergartens Ökoinsel, unisono. „Die Elternschaft hat sich gut vorbereitet“, so Hoffmann. Es habe einen Stammtisch gegeben, um sich vorab zu vernetzen und auszutauschen.
Auch nahmen einige Eltern an der Aktion in der Altstadt teil. „Erzieher machen eine fünfjährige Ausbildung. Ihre Gehälter sind haarsträubend“, erklärt Dr. Peter Kaßler, dessen Tochter Nike den Kindergarten Mikado besucht, sein Engagement. Er ist in der glücklichen Lage, dass seine Frau nicht berufstätig ist und die Tochter während des Streiks betreuen kann. „Aber die Kinder leiden und jammern ihren Freunden hinterher“, macht er deutlich, dass der Streik auch die Kinder beeinträchtige.
Die Situation sei schwierig, sagt Sandra Willms, deren Sohn Clemens ebenfalls die Kita Mikado besucht. Zwei Tage pro Woche ist der Vierjährige nun in der Notgruppe, an einem Tag arbeitet Willms zuhause, und an den restlichen Tagen springen die Großeltern ein. Nichtsdestotrotz unterstützt Sandra Willms den Streik „voll und ganz. Im Kindergarten wird gute Arbeit geleistet, und die muss man gut bezahlen.“
Erstattung der Elternbeiträge
- Wie berichtet, darf die Stadtverwaltung für die Zeit des Streiks die gezahlten Elternbeiträge sowie einen Teil der Verpflegungskosten erstatten.
- Wie die Stadt bei der Rückzahlung verfährt, wird derzeit im Rathaus geklärt. In jedem Fall informiert die Stadtverwaltung die Eltern nach dem Streik über das festgelegte Verfahren. Eltern müssen weder einen Antrag stellen noch dürfen sie eigenständig die Beiträge kürzen. Die Beiträge sollen regulär weitergezahlt werden und werden anschließend erstattet.
- Die Stadtverwaltung bittet alle betroffenen Familien, das entsprechende Schreiben und die Rückerstattung der Beiträge abzuwarten.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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