Stehen die Eurojackpot-Zahlen vom kommenden Freitag schon vor der Ziehung fest?
Der Traum vom großen Millionengewinn geht auch diese Woche weiter. Bei der letzten Ziehung der Lotterie Eurojackpot im April, am 26. April, wurden der Jackpot nicht geknackt. Ein Spielteilnehmer aus Bayern konnte als Einziger die zweite Gewinnklasse treffen und wird dadurch zum zweifachen Millionär. Seine exakte Gewinnsumme lautet: 2.301.093,30 Euro.
Wer in dieser Woche in den Mai tanzt wird dies mit einem Glückstipp für die kommende Ziehung der Lotterie Eurojackpot im Portemonnaie besonders beschwingt tun. Die Hoffnung auf einen Jackpotgewinn von rund 77 Millionen Euro lässt das zu, denn um diese Summe geht es am kommenden Freitag, 3. Mai, in der nächsten Ziehung der Lotterie Eurojackpot. Dazu passend hat WestLotto mit Prof. Dr. Ulrich Herkenrath (68 Jahre) gesprochen. Er ist Stochastiker und Versicherungsmathematiker. Der emeritierte Mathematik-Professor gilt als einer der führenden Experten für die Zufallsforschung im deutschsprachigen Raum. Im Interview verrät er, ob man die Eurojackpot-Gewinnzahlen vom kommenden Freitag vorhersagen kann – und wie stark ansonsten Zufälle unser Leben prägen.
Herr Prof. Herkenrath, wie lautet Ihre Meinung als Zufallsforscher: Steht vor der Ziehung schon fest, welche Zahlen beim Eurojackpot am Freitagabend gezogen werden?
Aus meiner Sicht stehen die Gewinnzahlen vor der Ziehung nicht fest. Die Personen, die den Ziehungsmechanismus eingerichtet haben und durchführen, treffen autonome seelisch-geistige Entscheidungen. Damit bezeichne ich Entscheidungen, die nicht durch biochemische Prozesse im Menschen vorprogrammiert sind. Wir sind mehr als die Summe unserer materiellen Bestandteile!
Darüber hinaus: Der Veranstalter des Eurojackpots hat ein begründetes Interesse daran, den Ziehungsmechanismus unverfälscht einzurichten und durchzuführen. Wenn das gelingt, und davon kann man ausgehen, ist die Ziehung der Gewinnzahlen buchstäblich ein Zufallsexperiment.
Kennt die Natur so etwas wie „Zufall“ überhaupt?
Denker aller Zeiten haben über die Konzepte „Notwendigkeit – Zufall“ nachgedacht und sind zu völlig verschiedenen Einschätzungen gekommen. Deterministen behaupten, dass alles Geschehen – einschließlich menschlicher Entscheidungen und Handlungen im Sinne der Physik – vorbestimmt sei. Es gebe also nur Unvorhersehbares, aber nichts „eigentlich Zufälliges“. Voltaire bezeichnet Zufall als „asylum ignorantiae“, also so etwas wie den „Zufluchtsort der Unwissenheit“.
Argumente für die „eigentliche Zufälligkeit" von Ereignissen müssen somit gegen den „Mainstream" erarbeitet werden. Am Beispiel der Ziehung der Gewinnzahlen im Eurojackpot kann man diesen Argumentationsprozess gut aufhängen.
Gibt es also den Zufall? Entscheidend dafür sind die Vorstellungen über das Zustandekommen menschlichen Verhaltens. In dem von mir herausgegebenen Tagungsband „Zufall in der belebten Natur" präsentieren Wissenschaftler aus ganz unterschiedlichen Disziplinen Argumente für die Zufälligkeit im Verhalten von Menschen und Lebewesen.
Glauben Sie an „Murphys Law“? Warum haben viele Menschen das Gefühl, dass ihnen selbst nur negative Zufälle passieren (der Stau, der Zugausfall, das heruntergefallene Handy...) – und dass Positives wie ein Lotteriegewinn immer nur anderen zuteil wird?
Der Mensch ist zur Verbesserung seiner Überlebenschancen wohl von Natur aus mit Vorsicht und einem Gespür für Gefahren ausgestattet, die meisten Menschen sind risikoscheu. Wenn sich dann eine Befürchtung durch ein negativ empfundenes Ereignis bestätigt, merkt sich der Betroffene das und verstärkt seine Vorsicht, eventuell zur Angst. Glückliche Zufälle werden oft als normal oder „verdient" bewertet.
Ist der Eindruck richtig, dass uns in der heutigen, schnelllebigen und digitalisierten Welt immer häufiger Zufälle passieren?
Wir sind aus den genannten Gründen mit immer mehr Ereignissen aus neuen Umgebungen konfrontiert. Es passiert einfach mehr heutzutage, das Leben ist vielfältiger und schnelllebiger, also erleben wir auch häufiger Zufälle.
Den oder die Partner/in kennenlernen oder den Traumjob finden: Vieles, was im Leben passiert, hat „zufälligen“ Charakter. Philosophisch betrachtet, inwieweit haben wir dennoch Einfluss auf unser Leben?
Zufälliges „fällt einem ja zu" im Sinne des Wortes. Zufällige Ereignisse sind also gerade diejenigen, die wir nicht planen oder bewusst herbeizuführen versuchen. Ausnahme: das bewusste Durchführen von Zufallsexperimenten, wie zum Beispiel die Ziehung der Gewinnzahlen im Eurojackpot. Wir können uns natürlich immer etwas überlegen, Pläne fassen, strategisch handeln. Das ist sinnvoll, stellt uns
zufrieden und ist ja auch oft erfolgreich.
Eine persönliche Frage zum Schluss: Was ist der schönste Zufall, der Ihnen in Ihrem Leben passiert ist?
Einen schönsten Zufall kann ich nicht hervorheben. Aber ich erinnere mich an zahlreiche Einfälle oder Eingebungen, die mich in meiner wissenschaftlichen Arbeit entscheidend vorangebracht haben, auch beim zufälligen Auffinden von Literatur. Schließlich habe ich einige glückliche persönliche Begegnungen erlebt, die sich als wichtig für mein weiteres Leben erwiesen. Ich kommentiere das mit dem Satz auf der Rückseite des oben erwähnten Tagungsbandes: „Wer zu allem ,Fügung‘ sagt, der sagt zu viel, und wer zu allem ,Zufall‘ sagt, der sagt zu wenig.“
Keine Spielteilnahme unter 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen! Hilfe und Beratung unter:
Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht NRW - Telefon: 0 800-0 77 66 11 (kostenlos)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA); Telefon: 0 800-1 37 27 00 (kostenlos)
Autor:Lokalkompass Empfehlungen aus Essen |
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