BürgerReporter des Monats April: Rainer Bresslein
Gerade einmal zwei Jahre lang ist er im Lokalkompass aktiv, trotzdem dürfte er vielen Leserinnen und Lesern bekannt sein. Rainer Bresslein, das wird beim Durchblicken seiner Beiträge schnell deutlich, beobachtet eindringlich. Seine Heimat Wattenscheid zeigte er uns bereits aus allen möglichen Perspektiven, aber auch Nord- und Ostsee haben es ihm angetan. Im Interview verrät unser BürgerReporter des Monats unter anderem, warum man manche Warnungen nicht in den Wind schießen sollte.
Was macht deine Heimatstadt so besonders?
Als gebürtiger Wattenscheider, der bis auf anderthalb Jahre (Sylt und Emden) auch immer dort gelebt hat, bin ich natürlich hier verwurzelt und identifiziere mich mit meiner Stadt. Wattenscheid ist für mich Heimat und Lebensmittelpunkt. Daran hat auch die total überflüssige, unsinnige und m. E. undemokratische Gebietsreform aus dem Jahr 1975 nichts geändert. Die Missachtung des Bürgerwillens der Wattenscheider Bevölkerung durch die Politik hat das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger nur weiter wachsen lassen. Wattenscheid ist sympathisch, gemütlich, überschaubar und besonders in den südlichen Außenbezirken erstaunlich grün und ländlich. Auch deshalb lebe ich gern in meinem Stadtteil Eppendorf. Ein Ort der kurzen Wege, einer guten Infrastruktur und großer Naturverbundenheit. Außerdem gefällt mir das Brauchtum und dass die vielen Feste gefeiert werden, wie sie fallen. So steht als nächstes in der Zeit vom 29. Juni 2017 bis 2. Juli 2017 die 600-Jahr-Feier Wattenscheids an.
Beschreibe den Lokalkompass in drei Worten!
Aktuell – Bürgernah – Informativ.
Worüber würdest du gerne mal im Portal berichten?
1. Windsurf-Welt-Cup auf Sylt
2. Neuseeland
3. Nordlichter
Leider herrschte in den letzten zwei bis drei Jahren auf Sylt regelmäßig Flaute und es fanden keine Wertungsrennen statt – folglich gab es auch keine Action und auch keine sehenswerten Fotos. Neuseeland würde mir einen unheimlichen Flugstress bereiten, so bleiben am Ende die Nordlichter, zumal sie auf dem Wasser-/Landweg zu erreichen sind.
Wenn du was am Lokalkompass verbessern könntest, was wäre das?
Da schlage ich in die gleiche Kerbe wie viele BRdM vor mir. Eine Erweiterung der Rubriken wäre wünschenswert. Oft hat man Schwierigkeiten, seine Beiträge entsprechend unterzubringen. Der Wunsch ist ja nun schon sehr oft geäußert worden, leider habe ich bisher noch keine Äußerung der Redaktion dazu lesen können. Oder habe ich vielleicht einfach etwas überlesen?
Was war dein letztes Fotomotiv und warum?
„In Wattenscheid muss man sich über steigende Meeresspiegel keine Gedanken machen!“ – Weil ich nichts mehr hasse als Projekte, deren Sinnmäßigkeit sich mir nicht erschließt und die letztendlich wieder nur auf Steuerverschwendung hinauslaufen.
Was ist Dein allerliebster Lokalkompass-Beitrag und wieso?
Sehr, sehr schwierig! - Es ist im Laufe der Zeit ja doch schon so einiges zusammengekommen, aber im Nachhinein finde ich meine Reiseberichte von Nord- u. Ostsee nicht schlecht. Ob Kühlungsborn, Heiligendamm, Rostock, Wismar, Hallig Hooge oder das dreiteilige „Inselhopping.“ Es sind Beiträge, die sowohl bei der Community, als auch bei der Lesern sehr gut angekommen sind. Wenn ich allerdings nur vom Leserzuspruch ausgehen würde, liegt der Beitrag: „Ene Besuch im Zoo“ ganz weit vorn. Es handelt sich hierbei um eine nicht ernstzunehmende Bildergeschichte aus dem Tierreich mit –meiner Meinung nach- lustigen Untertiteln.
Wen oder was hättest du gern mal vor der Linse und wieso?
Ganz klar –Robby Naish in der Welle auf Hawaii! Zum einen, weil er mich vor 35 Jahren mit dem Windsurf-Bazillus infiziert hat und zum anderen, weil er trotz seiner Erfolge immer sehr bescheiden und auf dem Boden geblieben ist. Dazu ist er für jeden „Normalsurfer“ ansprechbar und offen für alle Fragen und Antworten.
Was war dein größtes Abenteuer?
Als Mensch mit einer ausgeprägten Affinität zum Wasser versteht es sich von selbst, dass man auch einmal in brenzlige Situationen geraten kann, ob bei sieben Windstärken im Priel vor St. Peter-Ording oder im tiefsten Bayern. So hatte ich mir mal während eines Sommerurlaubs in Bayern ein Surfboard ausgeliehen um bei einer schönen steifen Brise und strahlendem Sonnenschein auf den Waginger See hinaus zu surfen. Im Laufe meines Turns merkte ich nach einiger Zeit, dass der Wind stetig zunahm und die Welle immer kabbeliger und höher wurde. Es dauerte auch nicht mehr allzu lange und rund um den See gingen sämtliche Lampen des Sturmwarnsystems an. Da der Himmel jedoch immer noch strahlend blau war und mir die Sonne unvermindert auf den „Pelz“ brannte, nahm ich die Warnung nicht ernst und setzte meine Surf-Aktivitäten unvermindert fort.
So nach und nach wurde es dann allerdings immer leerer auf dem Wasser und über dem Bergkamm zogen dunkle Wolken auf. Auch war von fern bereits deutliches, dumpfes Donnergrollen zu vernehmen. Also, sagte ich mir: „Es reicht für heute und nach der nächsten Halse geht es Raumschoots mit Vollspeed zurück zum Strand.“ Ich hatte die Halse noch nicht zu Ende gefahren, als ich ein leichtes „Plop“ vernahm und sah, wie sich eine Schraubenmutter des Mastfußes ganz langsam auf den Grund des Sees verabschiedete. Natürlich konnte jetzt keine Segel-Brettverbindung mehr hergestellt werden und das Board war somit unfahrbar geworden. Ich versuchte nun paddelnd mit Board und Segel ans Ufer zu gelangen, was mir aber durch den starken Wind und dem hohen Wellengang aussichtslos erschien und ich auch langsam merkte, dass durch die zunehmende Auskühlung meines Körpers auch die Kräfte merklich schwanden. In der Zwischenzeit hatte der Sturm weiter ordentlich zugenommen; der See war wie leergefegt und ich war offensichtlich der einzige Wassersportler der noch draußen war. Scheinbar war ich auch vom Ufer aus in den Wellen nur sehr schwer auszumachen, sodass von dort auch keine Hilfe zu erwarten war.
Allein meine Familie hatte inzwischen die Havarie bemerkt und den Brettverleiher sowie die Wasserwacht eingeschaltet. Allerdings konnte von dort weder ein Motorboot (defekt) noch ein Elektroboot (Akku leer) eingesetzt werden. Während man dort also noch über eine geeignete Rettungsmaßnahme nachdachte, hockte ich derweil als schwimmender Blitzableiter mit einem fünf Meter langen ALU-Mast im Segel – eine äußerst beruhigende Situation – auf dem Surfbrett und wartete auf Rettung. Nachdem der Sturm und das Gewitter immer mehr zu nahmen und ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, hörte ich plötzlich hinter mir das Schlagen eines Segels. Ich drehte mich um und sah einen einsamen Segler, der allein mit einem viel zu großem Segel unterwegs war und zu kentern drohte. Ich machte mich sofort bemerkbar und der Segler erreichte mich zum Glück im letzten Augenblick. Gemeinsam holten wir zunächst sein Segel ein und luden –um das Boot besser auszutarieren- mein gesamtes Material in sein Boot um. Anschließend segelten wir dann mit halber Segelfläche Richtung rettendes Ufer, an dem ich von meiner Familie schon sehnsüchtig erwartet wurde.
Bevor ich allerdings auch nur einen Fuß auf den Strand gesetzt hatte, rief mir der Brettverleiher unmissverständlich zu: „Sie haben die Leihdauer um eine Stunde überschritten und müssen die Zeit nachzahlen!“ Nachdem sich meine innere Anspannung bereits in Nähe der 100 000 Volt-Grenze befand, erreichte der Sturm nun fast Orkanstärke – allerdings dieses Mal aus meiner Kehle – und der Verleiher musste sich eine gehörige Standpauke bezüglich der Sicherheitsvorkehrungen anhören. Schließlich hatte mich seine „Schlamperei“ erst in diese gefährliche Situation gebracht. Ich habe natürlich nicht nachgezahlt und das Trommelfell des Verleihers dürfte nach meiner Schimpfkanonade noch einige Zeit danach mächtig vibriert haben.
Das war auch das letzte Mal, dass ich mit fremdem Material auf dem Wasser unterwegs war. Von da an habe ich mich nur noch auf mein eigenes Equipment verlassen und es vor jedem Turn vollständig durchgecheckt, um nicht noch einmal in eine derartige Situation zu geraten.
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Autor:Lokalkompass .de aus Essen-Süd |
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