Motorsport
DTM: Rast legt gegen Müller vor
Drei Rennen in Zolder, drei Siege für René Rast – auch zum Auftakt des zweiten Zolder-Wochenendes war der Titelverteidiger auf der belgischen Rennstrecke eine Klasse für sich: Pole-Position, Sieg und die schnellste Runde im Samstagsrennen. „Vor zwei Wochen sah es noch so aus, als könnten wir die Meisterschaft nicht gewinnen“, sagte Rast nach dem insgesamt 22. Sieg seiner DTM-Karriere. „Innerhalb von anderthalb Wochen das Ding so zu drehen ist ein gigantisches Gefühl. Ich bin megahappy. Robin (Frijns) war heute extrem stark, hat nach seinem Boxenstopp und auch zum Schluss viel Druck gemacht. Es war kein einfaches Rennen.“
Frijns hatte am vergangenen Wochenende wertvolle Punkte durch einen Unfall in der Boxenausfahrt verloren. Weil sein Auto anschließend Feuer fing, musste das Audi Sport Team Abt Sportsline den Audi RS 5 DTM vor Ort komplett neu aufbauen. „Die Jungs haben einen super Job gemacht“, sagte Frijns. „Ich war im Rennen zeitweise schneller als René, aber die Umstände waren heute gegen uns. Nach dem Safety-Car-Restart wollte ich (Ferdinand) Habsburg überholen, René hat aber geschickt dafür gesorgt, dass ich hinter Habsburg bleibe. Nach meinem Boxenstopp habe ich René attackiert, aber er hatte selbst Push-to-Pass und DRS, weil noch zwei andere Autos vor uns lagen, und konnte so meine Angriffe abwehren.“
Teamkollege Nico Müller musste im Titelkampf einen weiteren Rückschlag einstecken. Der Schweizer kam im Qualifying nicht über Startplatz acht hinaus. Im Startgetümmel wurde der bisherige Tabellenführer abgedrängt und bis auf den vorletzten Platz durchgereicht. Nach einem frühen Boxenstopp fuhr Müller noch auf Rang sechs nach vorn, trotzdem verlor er die Tabellenspitze an René Rast. „Es ist unglaublich, dass man in kurzer Zeit so viel haben kann, was gegen einen läuft“, sagte Müller. „Heute war wieder so ein Tag. Das Qualifying ist schon nicht gut gelaufen. Und weil das noch nicht gereicht hat, wurde ich in Kurve zwei erst einmal schön weggekegelt und war am Ende des Feldes. Danach war es die richtige Entscheidung, früh reinzukommen. So konnte ich einige Plätze gutmachen. Nur an Fabio (Scherer) bin ich nicht vorbeigekommen.“
Nicht nur der Schweizer ließ das Kundenteam WRT Team Audi Sport jubeln: Ferdinand Habsburg bescherte der belgischen Mannschaft beim Heimspiel in Zolder das erste Podium seit dem Einstieg in die DTM zu Beginn der Saison 2019. Auch für den Österreicher war es das erste DTM-Podium. Habsburg startete schon zum zweiten Mal in diesem Jahr aus der ersten Reihe, musste im Rennen nur Robin Frijns vorbeilassen und verteidigte anschließend Platz drei erfolgreich gegen BMW-Werksfahrer Jonathan Aberdein. Fabio Scherer und Harrison Newey komplettierten mit den Plätzen fünf und sieben das bisher beste Ergebnis der Mannschaft von Vincent Vosse in der DTM.
Auch Jamie Green sammelte Punkte, obwohl der Brite in der zehnten Runde von BMW-Pilot Philipp Eng „umgedreht“ wurde. Eine Aufholjagd brachte ihn noch auf Platz acht nach vorn. In der letzten Runde überholte er mit einem beherzten Manöver noch Timo Glock im BMW.
Ohne Punkte blieb das Audi Sport Team Phoenix. Am Auto von Mike Rockenfeller wurde schon vor dem Start eine undichte Verbindung an einer Ölleitung festgestellt. Der Deutsche nahm das Rennen auf, musste seinen Audi RS 5 DTM nach vier Runden aber an der Box parken. Benoît Tréluyer wurde bei seinem ersten Einsatz im Audi Sport Team Phoenix nach einer Durchfahrtstrafe 14. Der Franzose vertritt in Zolder seinen Landsmann Loïc Duval, der an diesem Wochenende beim Langstreckenklassiker „Petit Le Mans“ in den USA im Einsatz ist.
„Das Highlight des Rennens war für mich der dritte Platz von Ferdinand Habsburg“, sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass. „WRT hat verdient das erste Podium eines Kundenteams in der modernen DTM-Ära geholt. René Rast ist hier bisher nicht zu schlagen. Robin Frijns hat heute alles versucht und war am Ende nah dran. Es ist nun richtig eng in der Meisterschaft, und ich freue mich schon auf das morgige Rennen und die nächste Runde im Titelkampf.“
Dramatik bis zum Schluss, René Rast gegen Nico Müller – beim großen Showdown der DTM vom 06. bis 08. November in Hockenheim kommt es zum offenen Duell des deutschen Titelverteidigers und seines Schweizer Herausforderers. Robin Frijns, der dritte Audi-Pilot im Bunde der Titelkandidaten, hat nach einem unverschuldeten Unfall in Zolder nur noch theoretische Chancen. Der ehemalige Grand-Prix-Kurs in Belgien bescherte der DTM Dramatik im Titelkampf. Müller hatte seit Saisonbeginn die Tabellenführung inne, sogar 47 Punkte Vorsprung auf den drittplatzierten Rast. Rast eroberte Zolder jedoch im Sturm, gewann an den beiden Wochenenden alle vier Rennen und sorgte damit für die unverhoffte aber beeindruckende Trendwende. Rast reist mit 19 Punkten Vorsprung auf Müller zum traditonellen Finale im badischen Motodrom. Mit Platz zwei verzeichnete Müller am Sonntag sein besten Zolder-Ergebnis. Für eine Überraschung sorgte im 16. von 18 Saisonrennen der Pole Robert Kubica. Der ehemalige Formel-1-Pilot erkämpfte sich mit cleverer Strategie und sehenwerten Überholmanöver als Dritter seinen ersten Podiumsplatz in seiner ersten DTM-Saison. Damit ließ Kubica auch alle sechs Werks-BMW hinter sich.
Schon beim Start zeigte Müller, dass er sich im Titelkampf nicht vorzeitig geschlagen geben wird. Der Schweizer erwischte einen Blitzstart, wählte die „goldene Mitte“ und schob sich zwischen Landsmann Fabio Scherer und Frijns, seinem Kollegen im Audi Sport Team Abt Sportsline, von Rang fünf auf drei. An der Spitze des Feldes hatte Ferdinand Habsburg, der im privaten Audi des WRT-Teams erstmals überzeugend die Pole-Position erobert hatte, zunächst alles im Griff und behauptete seine Führung, während Rast als Zweiter in Schlagdistanz blieb und auf seine Chance lauerte.
Kurz darauf sorgte ein heftiger Crash für Aufregung: Jonathan Aberdein im BMW verbremste sich und traf den Audi von Scherer am Heck, Scherer konnte einen Dreher nicht mehr verhindern und erwischte dabei auch den vor ihm fahrenden Frijns. Für alle drei Beteiligten war das Rennen beendet. Größter Leidtragender des Unfalls ist jedoch Frijns, der durch den Ausfall nun 41 Punkte hinter Spitzenreiter Rast (304) und 22 Zähler hinter Müller (285) liegt und dadurch beim Finale in Hockenheim bei noch maximal 56 zu erreichenden Punkten nur noch theoretische Möglichkeiten hat. Die Ziellinie überquerten am Schluss noch zehn DTM-Boliden. CS / DTM / Motorracetime.de
Autor:Cornelia Simon aus Duisburg |
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