Geburtshilfe
Dortmunds einziges Geburtshaus
Um die hundert Dortmunder pro Jahr kommen nicht in einem Krankenhaus oder bei einer der wenigen Hausgeburt auf die Welt, sondern im einzigen Dortmunder Geburtshaus in Brünninghausen.
Betrieben wird das Geburtshaus von den beiden Hebammen Sarah Brummelte und Julia Weinand. Die beiden leitenden Hebammen haben es vor neun Jahren gegründet und ein Wohnhaus an der Hagener Straße nach ihren Wünschen mit einem Anbau angepasst. Schon vorher waren die beiden als freie Hebammen tätig.
Die Landtagsabgeordnete Anja Butschkau (SPD) hatte schon länger den Wunsch, das Geburtshaus einmal zu besichtigen. Im Rahmen ihrer Herbsttour kam so ein Termin zustande: „Ich wohne ganz in der Nähe und fahre hier oft vorbei“, erklärt sie. Nun bekommt sie Einblicke in das Haus. Gerade zehn Minuten vor ihrer Ankunft hat Hebamme Frauke ein Kind auf die Welt geholt, deshalb kann einer der beiden Räume nun nicht besichtigt werden.
Auf der Webseite vom Geburtshaus „rundum“ bekommt man einen guten Eindruck von den Gebärzimmern. Freundlich und gemütlich sehen sie aus, es gibt eine große Badewanne für Wassergeburten, Geburtsstühle und Haltetücher bieten verschiedene Positionen bei der Geburt.
„Eine gute Geburt braucht keine hohen Fallzahlen“, ist Sarah Brummelte überzeugt. „Sie braucht Ruhe und Begleitung für die Frau, denn sie muss sich wohlfühlen.“ Im Geburtshaus gibt es keine Schmerzmittel und keinen Arzt, rund ein Viertel der Frauen entscheiden sich hier für eine Wassergeburt. Ist das Baby auf der Welt, gibt es meist ein kräftiges Frühstück für die Frau und eine mehrstündige Ruhezeit. Ist bei Mutter und Kind alles okay, dann können sie nach drei bis fünf Stunden das Geburtshaus verlassen.
Anja Butschkau und ihre Begleiterin Inge Albrecht-Winterhoff von der Arbeitsgemeinsachft sozialdemokratischer Frauen wollten auch wissen, wie die Politik die Arbeit der Hebammen unterstützen kann. Seit den großen Versicherungsproblemen vor einigen Jahren hat sich verschiedenes getan. So wurde eine praktikable Lösung für die hohen Versicherungsprämien gefunden, die die freiberuflichen Hebammen zahlen müssen. „Vor zehn Jahren zahlte man als Hebamme eine Prämie von rund 1800 Euro im Jahr. Vor etwa sechs Jahren stiegen die Prämien dann, mittlerweile kostet die jährliche Versicherung 8000 Euro.“
Damals demonstrierten auch die Dortmunder Hebammen auf dem Wallring. „jetzt gibt es eine Lösung, die nicht optimal ist, aber machbar für uns Hebammen“, erklärt Sarah Brummelte. Halbjährlich zahlen die Krankenkassen einen Zuschuss zur Versicherung.
„Dennoch haben besonders Berufsanfängerinnen Probleme, solch eine Summe für ein halbes Jahr vorzustrecken.“ Hebamme ist ein weiblicher Beruf, dazu kommt, dass viele der Frauen in Teilzeit arbeiten. Die Versicherungsprämie ist aber für alle Hebammen gleich. „Die Versicherungen bestimmen die Preise frei, es gibt auch nur noch zwei große Versicherer, die die Versicherung für Hebammen anbieten.“
Insgesamt sieht Sarah Brummelte den Beruf der Hebamme aktuell aufgewertet. Es gibt einen Runden Tisch auf Landesebene, und die universitäre Ausbildung ist ein weiterer Schritt in diese Richtung. Hinzu kommt, dass die Hebammen aktuell stärker mit den Medizinern zusammenarbeiten:„ Momentan werden gerade die Leitlinien für normale Geburten neu festgesetzt, denn die Kaiserschnittzahlen sind noch immer viel zu hoch.“ In Zukunft könnte das bedeuten: Eine Geburt mit normalem Verlauf wäre ein Fall für die Hebamme, alle Geburten, die schwierig sind, ein Fall für den Mediziner.
Dennoch gibt es noch viel zu tun: „Wenn die Hebammen durch ein Studium ausgebildet werden, muss auch der Verdienst angehoben werden“, gibt Sarah Brummelte zu bedenken. Über den Daumen sei ihr Durchschnittsgehalt nur rund 8 Euro pro Stunde, schätzt sie. „Es gibt viel zu wenig Hebammen, und die Arbeitsbedingungen besonders in den Kliniken könnten verbessert werden.“ Auch der Nachwuchs fehlt, denn um Hebamme zu werden, muss man ein Abitur haben und volljährig sein.
Info:
Im Geburtshaus kommen auch Kinder aus den Nachbarstädten auf die Welt, die Mütter kommen aus der gesamten Umgebung, aus Bochum, Detmold oder Duisburg.
Zum Team des Geburtshauses gehören neben den leitenden Hebammen fünf weitere Hebammen, die Geburtshilfe leisten und drei Hebammen, die sich auf die Vor- und Nachsorge sowie Kurse spezialisiert haben. Sie leisten keine Geburtshilfe. Weitere Infos gibt es unter www.hebammenpraxis-rundum.de.
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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