Frage der Woche: Hat die Kirche noch Zukunft?

"Wie oft ist die Kirche eher Echo als Stimme gewesen!" Hat dieser vielzitierte Satz, der Martin Luther King zugerechnet wird, heute immer noch Bedeutung? Es spricht zumindest einiges dafür, dass die Kirchen in Deutschland in einer Krise stecken.

Während die Gesamtbevölkerung stetig wächst, verlieren sowohl evangelische als auch katholische Kirche Mitglieder. Hatten beide Kirchen im Jahr 2005 noch insgesamt gut 50 Millionen Mitglieder, sind es im Jahr 2015 nur noch gut 45 Millionen Menschen – und das bei einer steigenden Gesamtbevölkerung. In den einzelnen Kommunen sieht das konkret so aus: Kirchen schließen, Stellen für Geistliche fallen weg, immer weniger Hochzeiten und Beerdigungen werden kirchlich begangen. Das Bistum Essen verordnete seinen Gemeinden einen harten Sparkurs: Die Probstei St. Lamberti in Gladbeck etwa soll bis 2030 die Hälfte ihrer Ausgaben einsparen. "Der Anzug ist uns im Laufe der Zeit nicht nur eine Nummer zu groß geworden", meinte Probst André Müller dazu im letzten Jahr (→Lesen Sie den entsprechenden Beitrag im Lokalkompass).

Die Privilegien der Kirchen

Ähnliches trifft für die evangelische Kirche zu, obwohl beide Kirchen aufgrund der steigenden Löhne im Laufe der letzten fünf Jahre steigende Einnahmen durch die Kirchensteuer verbuchen konnten (Quelle). Nach wie vor haben evangelische und katholische Kirche aber Privilegien, die ihnen der Staat gewährt. Da ist neben der Erhebung der Kirchensteuer durch die Finanzämter auch zu erwähnen, dass sich sehr große Teile des Wohlfahrtswesens unter kirchlicher Kontrolle befinden, aber nahezu ausschließlich staatlich finanziert werden; gleiches gilt für den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen sowie die theologische Ausbildung von Geistlichen an staatlichen Universitäten.

Wie sieht also die Zukunft der christlichen Kirchen in Deutschland aus? Und wie bewertet ihr das nachlassende Interesse an Religion?

Hintergrund: die Frage der Woche
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